Für die Herstellung von Handys, Computern und DVD-Spielern brauchen Unternehmen Dutzende seltene Metalle. Die größten Vorkommen der raren Rohstoffe liegen in China - jetzt will die Regierung in Peking die Exportquoten drastisch senken. Die High-Tech-Branche ist alarmiert. Peking - Elemente wie Scandium, Yttrium und Lanthan sind den wenigsten ein Begriff - dabei stecken sie in vielen Dingen, die der moderne Mensch nicht mehr missen möchte: in Handys zum Beispiel, in DVD-Spielern, Hochleistungs-Windturbinen, in langlebigen Akkus oder in Computern. Sollte der Nachschub einmal abbrechen, dürfte die Welt eine andere werden. Eine Welt ohne Flugabwehrraketen und mit Fernsehern, die keine rote Farbe mehr ausstrahlen können. Die unaussprechlichen Elemente haben einen poetischen Überbegriff: Metalle der Seltenen Erden - doch tatsächlich tobt um die Verwendung dieser Rohstoffe ein erbitterter Wettbewerb. Denn die größten Vorkommen liegen in China. Die Volksrepublik kontrolliert 97 Prozent des Marktes für Seltene Erden, mehr als 90 Prozent der Förderung dieser Rohstoffe findet zurzeit auf Chinas Grund und Boden statt. Die High-Tech-Industrie ist von der Volksrepublik abhängig - doch die verknappt ihr Angebot immer weiter. Im kommenden Jahr wird China die Exportquoten für seltene Metalle um um bis zu 30 Prozent reduzieren, meldet die Zeitung "China Daily" am Dienstag unter Berufung auf einen Mitarbeiter des Handelsministeriums. Es wäre nicht das erste Mal: Seit 2005 hat China seine Exportquoten schon mehrfach reduziert. In diesem Jahr wurden sie um 40 Prozent gegenüber 2009 gekürzt. In der deutschen Wirtschaft wächst deshalb die Sorge vor einer zunehmenden Knappheit seltener Technologiemetalle. "Die Nervosität in den Unternehmen wird immer größer und größer", sagte Salzgitter-Aufsichtsratschef Rainer Thieme kürzlich. Laut einer Branchenstudie rechnen mehr als die Hälfte der 100 befragten Unternehmen aus der metallverarbeitenden Industrie bei bestimmten Rohstoffen mit drastischen Preiserhöhungen, die zu empfindlichen Kostensteigerungen führen könnten. Knapp ein Drittel befürchtet, dass eine weitere Verknappung der Technologiemetalle die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gefährden könnte. http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,723854,00.html Wo seltene Metalle benötigt werden! Flugzeugbau Die Branche braucht dringend leichtere Flugzeuge, und setzt dabei auf Aluminium. Die Seltene Erde Scandium erhöht dessen Festigkeit. Doch wegen dessen geringer Verfügbarkeit kann die Technologie bisher lediglich im Militärbereich angewendet werden. Eine weitere Verbreitung könnte am hohen Preis scheitern. Elektroindustrie Neue Lötmaterialien müssen ohne das gesundheitsschädliche Blei auskommen. Firmen, in denen elektrische Schaltungen gelötet werden, sind stattdessen auf Zinn und Silber angewiesen. Allein der Silberbedarf für Weichlote würde bei moderatem Wachstum der Branche rasch die Weltproduktion von 2006 übersteigen Anlagenbau Bei den vor allem im arabischen Raum stärker gefragten Meerwasserentsalzungsanlagen kommen zahlreiche Rohstoffe wie Eisen, Aluminium und Zink zum Einsatz. Die zunehmende Verbreitung der Anlagen wird vor allem aber bei Palladium und Titan zu Nachfrageschüben führen, die für die weltweiten Rohstoffmärkte spürbar sind. Stahlindustrie Nicht nur, dass die Minenfirmen immer höhere Preise für Eisenerz verlangen. Für die Herstellung von Stahl für Autos, Pipelines und Eisenbahnschienen brauchen die Produzenten große Mengen Niob. Der Bedarf dürfte sich bis 2030 verdreifachen. Optische Industrie Lasergeräte, deren Anteil bei der Materialbearbeitung kräftig wächst, sind auf Germanium, Yttrium und Neodym angewiesen. Der Bedarf wird deutlich wachsen, dürfte allerdings zu decken sein Computerbranche Ein Engpass bei Kobalt würde auch die Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus für Notebooks erschwerenhttp://www.manager-magazin.de/fotostrecke/fotostrecke-58121.html Medizintechnik Moderne Implantate (im Bild eine künstliche Bandscheibe) enthalten oft besonders wertvolle Rohstoffe wie Titan, Chrom und Kobalt. Die steigende Nachfrage nach den Hilfsmitteln könnte die Branche vor Probleme stellen Autoindustrie Für die Entwicklung von Elektromotoren und Hybridautos brauchen die Hersteller unter anderem große Mengen an Kupfer und der Seltenen Erde Neodym. Für Brennstoffzellen wächst der Bedarf an Platin und Scandium. Bei der Produktion von Batterien für Elektroautos sind Große Mengen Kobalt nötig. Telekommunikationsbranche Die Effizienz von Glasfaserkabel der neuesten Generation wird durch den Einsatz von Germanium verbessert. Der Bedarf wird deutlich steigen - jährlich wächst der Markt um 9 Prozent. Solarindustrie Vor allem die wachsende Dünnschichttechnologie braucht eine Reihe seltener Rohstoffe. Zu ihnen zählen Selen, Gallium, Indium, Arsen, Germanium, Tellur und Cadmium. Wenn Öl, Gas und Kohle teurer werden, erwarten Experten einen Run auf die Anlagen. Bei klassischen Solarzellen sind Engpässe bei Solarsilizium zu erwarten. Logistikbranche Vor allem die Betreiber von Mautsystemen, Geschwindigkeitsmessanlagen und Warenerfassungssystemen nutzen die Technologie RFID (Radio Frequency Identification), die der Identifizierung von Objekten, Personen und Tieren über Funk dient. Die erwartete Verteuerung von Silber und Kupfer könnte den Vormarsch der Innovation allerdings bremsen. Quelle: Fraunhofer Institut System- und Innovationsforschung 2009 http://www.manager-magazin.de/fotostrecke/fotostrecke-58121.html |