Berlin (AFP) — Verbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) und SPD-Fraktionschef Peter Struck wollen aus Empörung über die angekündigte Werksschließung in Bochum Nokia-Handys boykottieren. Alternativen "made in Germany" haben sie freilich nicht. Gut ein Jahr nachdem Aus der ehemaligen Siemens-Handysparte BenQ und dem Rückzug von Motorola ist der Weltmarktführer aus Finnland der letzte verbliebene Handyhersteller mit einer Produktion in Deutschland. Auch die koreanischen Hersteller LG und Samsung sowie die schwedische Sony Ericsson produzieren nicht in Deutschland.
Struck hat sein Nokia N 95 schon abgeschafft: "Ich habe heute mein Büro gebeten, mir ein anderes Handy zu besorgen", sagte er der "Bild"-Zeitung. Welches das sein wird, dazu wollte sein Büro am Freitag keine Stellung nehmen. Es solle keine Werbung gemacht werden, sagte ein Sprecher. Seehofer lässt dem Bericht zufolge sogar für sein gesamtes Ministerium prüfen, ob ein Nokia-Boykott zulässig ist. Aus dem Kanzleramt kamen deutlich gemäßigtere Töne. "Die Kanzlerin findet es wichtig und richtig, wann immer es geht, bei allen Dingen des täglichen Gebrauchs darauf zu schauen, ob sie in Deutschland hergestellt werden", sagte Vizeregierungssprecher Thomas Steg. Dies sei aber nicht immer der Fall. Die Konsequenz könne dann aber nicht sein, darauf zu verzichten.
Dem Image von Nokia in Deutschland hat die geplante Werksschließung zumindest kurzfristig geschadet. Bewerteten die Verbraucher die finnische Marke bislang im Vergleich zu Konkurrenten wie Sony Ericsson, Motorola, Samsung oder LG überdurchschnittlich positiv, drehte die Stimmung nun ins Negative, wie aus dem am Freitag vorgelegten Index des Kölner Marktforschungsinstituts Psychonomics hervorging. Selbst von der Qualität und dem Preis-Leistungs-Verhältnis waren die Deutschen nicht mehr so überzeugt.
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uS |