Torsten Ewert im Steffens Daily von heute: ... Russische Rohstoffkonzerne in komfortabler Position Stellen Sie sich vor, Sie hätten ein Unternehmen, das ein Produkt an einen Kunden liefert, der kaum eine andere Chance hat, als bei Ihnen zu kaufen und daher auch langfristige Verträge mit Ihnen abgeschlossen hat. In dieser überaus komfortablen Situation befinden sich die russischen Rohstoffkonzerne vielfach gegenüber Deutschland und Europa. Aus deren Sicht stellt sich die Krise folgendermaßen dar: Egal welche Maßnahmen die Politiker auch beschließen werden – die lebenswichtigen Rohstofflieferungen an die EU werden davon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht signifikant betroffen sein. (Selbst an den Höhepunkten des Kalten Krieges lieferte die Sowjetunion pünktlich Öl und Gas an den Westen.) Wie die Krise für höhere Gewinne sorgt Aus Sicht der Russen werden diese Rohstoffe – vor allem natürlich Erdgas und Rohöl, aber auch Kohle (in z.B. für Deutschland erheblichem Umfang) – in Devisen, also Euro bzw. Dollar bezahlt. Durch den Einbruch des Rubels verdienen die russischen Rohstofflieferanten damit auf einen Schlag 20 bis 25 % mehr: Statt vorher z.B. 40 Rubel für jeden Euro erhalten sie nun 50 Rubel. Da ihre Kosten, wie z.B. die Löhne, konstant geblieben sind und zudem ebenfalls in Rubel anfallen, erhöhen sich Umsatz und Gewinn entsprechend. An vielen dieser Unternehmen ist der russische Staat direkt oder indirekt beteiligt oder sie befinden sich in der Hand eines beherrschenden Großaktionärs. Sehr wahrscheinlich ist dann, dass diese Zusatzgewinne in Form höherer Dividenden ausgeschüttet werden. Davon profitieren dann alle Aktionäre. Die zweite Chance für ausländische Investoren Investoren rechnen daher weiter: Der schwächere Rubel lässt einerseits Umsätze und Gewinne steigen. Die gefallenen Kurse verringern andererseits die Bewertung der Unternehmen (das Kurs-Gewinn-Verhältnis, KGV, sinkt), machen sie also optisch attraktiver. Ausländische Investoren erhalten die Aktien wegen des günstigen Wechselkurses nochmals günstiger. Zudem steigt womöglich die Dividende, also auch die Dividendenrendite – und das aufgrund aller zuvor genannten Einflüsse sogar überproportional. Es deutet also vieles darauf hin, dass in der Krim-Krise die Chancen vor allem auf dem russischen Aktienmarkt zu finden sind. Vermutlich sind die ersten Schnäppchenjäger schon unterwegs. Ein Blick auf den Aktienzettel der russischen Börse sollte sich als mutige Anleger lohnen. Viel Erfolg! |