Mich haben die Aussagen von dieser Austria auch nicht gerade großartig weiter gebracht. Finde da auch nicht unbedingt großartig neue Infos. Bin nun auch nicht klüger oder dümmer zu S&T wie noch am Donnerstag.
Z.B. wie die Raiffeisen-Übernahme denn bezahlt wird. So viel Cashmittel hat S&T ja nun nicht gerade, dass man so einfach aus der Portokasse eine Übernahme mit einem Umsatz von 220 Mio. € stemmen kann. S&T hatte eine Liquidität Ende Juni von 34 Mio. €. Nach der Kontron-Beteiligung dann so 20 Mio. €. Tja und eine Free Cash Flow-Cow ist S&T mal mit Sicherheit nicht. Braucht es auch nicht für ein Wachstumsunternehmen normalerweise. In 2015 lag der Free Cash Flow bei 17 Mio. €, in diesem Jahr soll er laut den Analysten bei 10 Mio. € liegen und im kommenden Jahr bei 15 Mio. €. S&T hat aber im Juni schon einen neuen 30 Mio. € Kredit(linie) aufgenommen. Selbst wenn der Cash Flow im 2. Hj. ohne die Zahlungen der Kontronanteile und der Raiffeisenübernahme (dürfte so alles zusammen gut und gerne 50 Mio. € kosten) bei um die 20 Mio. € liegen würde, dann sage ich mal bzw. schätze ich, dass S&T selbst wenn der neue Kredit über 30 Mio. € vom Juni voll in Anspruch genommen würde Ende des Jahres keine Liquidität über 30 Mio. € ausweisen wird wenn alles bezahlt ist. Ist jetzt nicht gerade viel für ein Unternehmen das neben Übernahmen auch organisch gut wachsen will. Außerdem sind die Cash Flows im 1. Hj. bei S&T grundsätzlich negativ. 4 Mio. € an Divizahlungen fallen dann auch noch im 1. Hj. 2017 an. Würde dann bedeuten, dass Ende des 1. Hj. 2017 die Liquidität wohl auf unter 20 Mio. € fallen dürfte !! Ohne eine neue Kreditaufnahme kann meines Erachtens diese Raiffeisen-Übernahme nicht funktionieren. Da kann mir dieser Austria erzählen was er will.
Auch nicht ganz vergessen sollte man, dass die Eigenkapitalquote von S&T mit 34% zwar ordentlich ist, aber mit Sicherheit nicht als gut bezeichnet werden kann und die wird mit ganz großer Sicherheit nach Kontron und nach Raiffeisen wohl fallen. Ganz einfach schon alleine wegen des Effektes, dass die Bilanzsumme (z.B. zusätzliche Assets) hochgehen wird. Bei einer Eigenkapitalquote unter 30% werden die Banken meist nervös und genau darum sehe ich hier schon eine große Gefahr einer neuen Kapitalerhöhung nach der Hauptversammlung im kommenden Sommer.
Zudem und das ist halt für eine EPS-Schätzung zum nächsten Jahr sehr wichtig wie hoch wird die Kaufpreisallakation zu Raiffeisen ausfallen für die kommenden 3, 4 Jahre ? So lange man das nicht weiß und wie viel Raiffeisen im kommenden Jahr an EBIT bringen soll, so lange tut man sich natürlich verdammt schwer ein 2017er EPS abzuschätzen.
Es liest sich ja nett, dass Kontron schon im kommenden Jahr wieder profitabel sein soll. Die Frage dabei ist auf welche Basis soll denn Kontron in 2017 profitabel werden ? Auf EBITA-, EBIT-, EBT-Basis oder beim Nettogewinn ? Da gibt es ja dann doch himmelweite Unterschiede. Wenn ich mir die aktuelle Analystenschätzungen zu Kontron anschaue, dann wird für 2017 ohnehin schon auf EBIT-Basis der Turn Around erwartet (1 Mio. €) mit einem kleinen Nettoverlust von 1 Mio. €. Hoffen wir mal, dass es mit der Weltwirtschaft wirklich bergauf geht im kommenden Jahr wie es erwartet wird, denn für Kontron ist eine gute Weltwirtschaft sicherlich wichtiger wie für S&T.
Ich glaube nicht, dass S&T im kommenden Jahr ihr EPS steigern kann (z.B. höhere Zinsaufwendungen, PPA Raiffeisen, 10%ige Verwässerung) und dann reden wir hier im nächsten Jahr von einem EPS zwischen 0,45 bis 0,50 €. Genau darum erwarte ich auch bei S&T in den nächsten 12 Monate keine deutlich höheren Kurse > 10 €. Die Aktie ist ja ach super gelaufen bis jetzt in diesem Jahr. Schon alleine das hohe KGV dürfte das Kurspotential belasten, aber auch die Bilanz ist nach den ganzen Deals nicht gerade als top zu bezeichnen (Nettofinanzverschuldung Ende 2017 > 30 Mio. € ??).
Interessanterweise wurde in der letzten Woche eine Analystenschätzung zu 2017 bei Reuters neu angepasst: Vielleicht von Hauck & Aufhäuser:
Umsatz: 712 Mio. € (alt: 562 Mio. €) EPS: 0,53 € (alt: 0,59 €)
Offenbar weiß da jemand schon recht gut Bescheid was da von der Übernahme der Raiffeisen zusätzlich dazu kommen wird. Ein Umsatz von 150 Mio. € und ein EPS-Rückgang zur alten Schätzung um knapp 10%. Wahrscheinlich wegen der PPA-Amortization und den höheren Zinsaufwendungen.
Sehr schwierig alles derzeit abzuschätzen, aber eines steht für mich fest, die kommenden Monate werden kurstechnisch (sehr) schwierig, alleine schon weil nun durch Kontron ein höheres Risiko drin ist, und genau darum schaue ich mir das hier schön von der Seitenlinien aus an. Sollte die Aktie wieder über ihr Alltime High kommen was ich aber nicht glaube selbst bei einer Jahresendrallye der Gesamtmärkte oder im Worst Case an die 200-Tageslinie, dann würde ich wohl ins Grübeln kommen. Zur Zeit sehe ich nach dem Kontron-Deal bei anderen Aktien einfach bessere Kursgewinnchancen und ich habe ja eh schon am 'Tag der Bekanntgabe dieses Kompensationsdeal umgeswitcht auf Cancom und bei Datagroup und First Sensor habe ich weiter aufgestockt. |