Kann man so sehen Skorp, aber der Knackpunkt für langfristig und vor allem nachhaltig bessere Kurse werden stabile Modulpreise und eine weiteres Nachfragewachstum im zweistelligen Prozentbereich sein.
Kurzfristig auf die Kurse werden sicher Zoll-Entscheidungen sein und die werden garantiert für eine hohe Vola sorgen. Jedoch werden die China-Solaris, vor allem die Großen wie Jinko, Wege finden um Zölle umgehen zu können. Sei es in den USA mit taiwanesischen Zellen oder in der EU mit OEM-Modulen wie es schon Renesola mit Jabil Circuit vormacht. Laut Renesola führt das aber zu höheren Produktionskosten von 0,08 $/W bzw. rd. 15%. Renesola wird nach eigenen Angaben in diesem Jahr 400 MW an Modulen über OEM-Produktion außerhalb Chinas produzieren lassen (in Südafrika, in Indien und in Polen). Jinko hat ja bei den Q1-Zahlen schon angekündigt, dass man in den USA eine gute Nachfrage hat und das bedeutet ja auch, dass Jinko die US-Zölle gut und wohl auch kostengünstig umgehen kann. Um in Kanada in den Genuss der dortigen Local Content-Regelung zu kommen, lässt ja Jinko beim kanadischen Modulbauer Heliene OEM-Module für den kanadischen Markt produzieren.
Bei den Zöllen scheint ja jetzt wirklich Bewegung rein zu kommen und das sollte die Aktien der China-Solaris schon beflügeln bzw. hat es ja auch schon. In den USA wie in der EU, denn offenbar will keiner mit China einen Handelskrieg anzetteln wegen ein "paar Tausend" Produktionsarbreitsplätzen. Zumal ja weitaus mehr Arbeitsplätze in der USA und der EU im Solar-Downstreamgeschäft dran hängen (z.B. Installateure, Handel, Verkauf), als im Zell- oder Modulproduktionsbereich. Mal abgesehen davon, dass China schon mehr als ein wichtiger Handelspartner ist.
Bei JA Solar hat man gestern an der überraschend guten Bruttomarge von 6% gesehen, dass es durchaus in die richtige Richtung gehen kann. Sprich in Richtung Break Even im Laufe des Jahres. Bei Renesola war es aber genau die verkehrte Richtung, denn die haben in der letzten Woche mit einer Bruttomrage von Minus 2% schwer enttäuscht (Q4: 3,3%). JA Solar hatte in Q1 den riesen Vorteil, dass man im hochpreisigen japanischen Solarmarkt sehr gut positioniert ist und dort alleine in Q1 rd. 90 MW an Modulen verkauft hat. Das hat dann die Bruttomarge von JA Solar richtig aufgeppt.
Man hat bei JA Solar sehr gut gesehen, dass die Börse mittlerweile wieder auf überraschend positive Quartalszahlen signifikant reagiert. Das war im letzten Jahr nicht der Fall, und auch auf gute Ausblicke wird prompt reagiert wie man an Sunpower in der letzten Woche sehen konnte. Das ist an und für sich ein sehr gutes Zeichen, dass die Börse endlich auch bei den Solaraktien wieder differenziert. Ebenfalls ein gutes Zeichen sind die satten Kursgewinne der US-Solaraktien in diesem Jahr wie z.B. von SolarCity (+ 455%), Sunpower (+ 304%), MEMC (+ 108%) oder First Solar (+77%). Dagegen hat Jinko in diesem Jahr "nur" eine Kursperformance von 59% hingelegt. Wobei aber Jinko seit Mitte November richtig klasse performt (+ 225%), deshalb hinkt der Vergleich.
Sehr wichtig werden Ende Mai die Q1-Zahlen für den Jinko-Kurs sein, denn eines darf man bei Jinko nicht vergessen und auch nicht ignorieren, Jinko hatte von den großen China-Solaris die mit Abstand billigsten Modulverkaufspreise mit nur 0,58 $/W in Q4. Das hat ganz sicher auch daran gelegen, dass Jinko in Q4 einen sehr hohen Modulabsatz in China hatte (ca. 50%) und der ist ja bekanntermaßen einer der billigsten Solarmärkte. In Japan bekommt man gut und gerne etwa 0,20 $/W bzw. 37% mehr für ein Modul bezahlt wie in China. Trotz der billigen Modulverkaufspreise hatte Jinko in Q4 eine relativ gute Bruttomarge ausgewiesen mit 3,3%. Um für weitere Kursanstiege zu sorgen muss Jinko zwingend ihre Bruttomarge in Q1 steigern (> 5%) und selbstredend in den nächsten Quartalen. Um den Modulabsatz von Jinko (erwartet werden 1,5 GW) mache ich mir überhaupt keine Sorgen, aber Jinko muss beweisen, dass man im 2.Halbjahr wirklich wieder in die Gewinnzone kommen kann und dafür ist halt mal die Bruttomarge die entscheidende Kennzahl. Die Voraussetzungen für Jinko sind ja gut. Weltweit stabile Modulpreise bis jetzt in diesem Jahr mit leicht steigender Tendenz seit Anfang März, sehr gute Produktionsauslastung inkl. Auslagerung, eigene Projekte in China in einer Größenordnung von um die 200 MW, überraschend weiter fallende Polysilizium- und auch Silberpreise in diesem Jahr, was die Produktionskosten sinken lässt. Steigende Modulverkaufspreise und sinkende Rohstoffkosten sind der Schlüssel für eine höhere Bruttomarge und Jinko wird eine Bruttomarge von etwa 13 bis 15% brauchen, je nachdem wie hoch die Vertriebskosten sind und wie stark der US-Dollar ist, um auf Nettobasis in die Gewinnzone zu kommen.
Wenn man mal von dem blöden Betriebsunfall Mitte 2011 absieht, hat Jinko eigentlich nie enttäuscht und immer relativ gute Zahlen geliefert. Dieser Fakt, die derzeit wirklich guten Rahmenbedingungen für Jinko und dass Jinko im margenstarken Projektgeschäft richtig gut Fuss gefasst hat, macht mich sehr optimistisch zu Jinko. |