Nordex meldet im Jahr etwa 30 bis 40 Einzelaufträge und man kann ja nun wirklich nicht erwarten, dass die Aktie dann jedesmal nach oben geht. Zumal ja Aufträge was ganz normales sind, denn ohne Aufträge keine Umsätze. Ich finde es schon sehr wichtig, dass Nordex Aufträge meldet, denn es gibt dann eine deutlich bessere Transparenz bezüglich Auftragslage und auch aus welchen Regionen Aufträge rein kommen.
Nordex und Co haben schlicht weg aktuell eine Kostenkrise und die ist nun mal nicht von der Hand zu weisen. Aber die gute Nordex Auftragslage beruhigt dann schon. Mit dem gestrigen qualitativ hervorragenden 380 MW Finnlandauftrag (erster Auftrag für die nagelneue N163/6800) steht der offiziell gemeldete Q4 Auftragseingang bei 1.828 MW und der bis jetzt gemeldete 2021er Auftragseingang bei 5.985 MW.
Ob Nordex den besten Quartalsauftragseingang in der Unternehmensgeschichte packen wird in Q4 2021 ? Der kommt von Q4 2020 mit 2.261 MW (Q4 2019: 1.477 MW). Was aber mit diesem 380 MW Finnlandauftrag klar ist, Nordex wird in Q4 2021 wieder einen Auftragseingang über 2 GW in einem Quartal melden, da mit Sicherheit z.B. kleinere Aufträge aus Deutschland, den Niederlanden und Frankreich in Q4 eingegangen sind. Auch wird der Turbinenauftragseingang 2021 wieder bei über 6 GW auf Jahresbasis liegen (2019: 6.207 MW / 2020: 6.020 MW).
Noch sind wir bei Nordex beim 2021er Auftragseingang unter dem Unternehmensbestwert vom letzten Jahr und noch zeigt die Auftragslage an, dass Nordex in diesem Jahr den Umsatz von 2021 nicht überbieten kann, der zwischen 5 bis 5,1 Mrd. € liegen dürfte, denn es fehlen nach meiner Rechnung nach wie vor so 400 bis 500 MW an Aufträge für dieses Jahr um auf einen Umsatz von 5 bis 5,1 Mrd. € zu kommen. Also da sollte dann schon noch was an Aufträgen kommen. Zeit ist ja noch genügend. Gehe eh mal davon aus, dass Nordex möglicherweise in den kommenden Tagen noch den einen oder anderen Einzelauftrag aus 2021 melden könnte und dann Ende nächster Woche, aller spätestens in übernächsten Woche, den kompletten Q4 bzw. den kompletten 2021er Auftragseingang melden wird.
Das aktuell wichtigste ist jedoch die Kostenkrise von Vestas, Gamesa und Nordex in der sie sich gerade befinden mit der explosionsartigen Zunahme der Transportkosten und der stark gestiegenen Rohstoffkosten. Vestas hat Mitte Dezember auf seinem Market Capital Day quantifiziert, dass rd. 55% der aktuell höheren Kosten aus Transport- und Lögistikkosten herrühren und 25% von höheren Rohstoffkosten und hier vor allem ist es der Stahlpreis für den Turmbau und das Expozidharz für die Rotorblätter. Dazu gesellen sich noch größere globale Logistikprobleme, die teilweise zu teuren Projektverschiebungen führen. Mittlerweile kämpfen die Turbinenbauer auch mit dem Chipmangel. Bei Nordex z.B. weiß ich, dass man bei mindestes 4 Projekten, die eigentlich fix und fertig sind (2x Deutschland und 2x Niederlande), die Turbinen nicht in Betrieb gehen können, da Halbleiter fehlen. Ist natürlich übel, wenn eine rd. 3,5 Mio. € teure Turbinen nicht ans Stromnetz angeschlossen werden kann, weil ein "Billigteil" wie z.B. der Windparkserver für die einzelnen Mühlen fehlen, die jeweils am Netzanschluss installiert werden und den Windpark regeln zu können.
Nach den ganzen Gewinnwarungen bei den bzw. knapp vor den Q3 Zahlen im November haben die Analysten ihre Gewinnschätzungen deutlich nach unten geschraubt. Bei Vestas gingen die EPS Analystenschätzungen für 2021 von 0,67 € auf 0,42 € zurück und für 2022 von 0,92 auf 0,64 € zurück. Bei Nordex wird nun in 2022 wieder von einem negativen EPS von 0,19 € ausgegangen. Vor der Gewinnwarnung Anfang November lag die durchschnittliche Nordex 2022er EPS Schätzung noch bei guten 0,70 € bzw. einem Nettogewinn von 112 Mio. €. Da ist man noch von einer EBITA Marge von 7,3% ausgegangen und nun liegt bei den Analysten die 2022er EBITA Margenprognose nur noch bei 2,9%.
Vestas kann mit seinem sehr großen und hochmarigen Wartungsgeschäft (EBIT-Marge bei um die 23% - jährlicher Umsatz bei rd. 2,3 Mrd. €) beim Gesamtergebnis noch am besten umgehen mit der derzeitigen Kostenkrise, aber im Turbinensegment sind die Margen derzeit halt auch sehr gering. Zumal das Offshoregeschäft wegen erhöhter Garantieleistungen zusätzlich noch einen recht negativen Einfluss hat. Das Offshoregeschäft wird die Margen bei Vestas wie auch bei Gamesa ohnehin die nächsten 2, 3 Jahren noch belasten, da das Absatzvolumina dann doch noch recht überschaubar sein wird und somit zu keinen Skaleneffekte führen wird.
Hier mal alle offiziell von Nordex gemeldeten Q4 Turbinenauftragseingänge bis jetzt nach Länder:
USA 497 MW Finnland 380 MW Brasilien 370 MW Peru 177 MW Chile 110 MW Irland 85 MW Türkei 68 MW Schottland 50 MW Schweden 47 MW Frankreich 44 MW |