Sorry Karl. Du scheinst immer dann in Foren aufzutauchen, wenn die Verunsicherung maximal und kurzfristig auf der Shortseite was zu holen ist. Mit Erreichen des Doppeltiefs und anschließendem 14%-Rebound herrscht wieder Funkstille...
Zum Halbjahresbericht 30.06.2024: https://www.evotec.com/uploads/download-files/...t-H1-2024-German.pdf
Die Aktiva und Passiva zum 30.06.2024 sind auf den Seiten 14 und 15 dargestellt.
Das Anlagevermögen ergibt sich wie folgt: langfr. Finanzanlagen: 124,223 Mio € +Beteiligungen: 5,058 Mio € +Sachanlagen: 819,733 Mio € +immat. Vermögenswerte: 296,12 Mio € = Anlagevermögen: 1.245,134 Mio €
Langfristige unverzinsliche Vermögenswerte: Aktive latente Steuern: 29,376 Mio € +Langfr. Steuerforderungen: 68,878 Mio € = langfr. unverzinsl. Aktiva: 98,254 Mio €
Die Nettofinanzverschuldung (zinstragende Verbindlichkeiten = net debt) ergibt sich wie folgt: kurzfristige finanzielle Verbindlichkeiten: 45,33 Mio € +langfristige finanzielle Verbindlichkeiten: 428,181 Mio € -Zahlungsmittel: -221,883 Mio € - kurzfr. Wertpapiere: -76,983 Mio € - sonst. finanzielle Vermögenswerte: -10,352 Mio € = Nettofinanzschulden: 164,293 Mio €
Die übrigen kurzfristigen Vermögensgegenstände und das nicht verzinsliche kurzfristige Fremdkapital bilden das Working Capital:
kurzfristige Vermögenswerte: 655,505 Mio € - kurzfr. finanzielle Vermögenswerte: -309,218 Mio € (= 221,883 + 76,983 + 10,352) - kurzfr. Verbindlichkeiten: -357,479 Mio € + kurzfr. Finanzschulden: +45,33 Mio € = Working Capital: 34,138 Mio €
Das langfristige unverzinsliche FK ergibt sich wie folgt: langfristige Verbindlichkeiten: 629,948 Mio € - langfriste Finanzschulden: -428,181 Mio € = langfristiges unverzinsliches FK: 201,767 Mio €
Die für die Bilanzanalyse maßgebliche Strukturbilanz sieht demnach wie folgt aus: Aktiva Anlagevermögen: 1.245,134 Mio € Working Capital: 34,138 Mio € Summe: 1.279,272 Mio €
Passiva Eigenkapital: 1.011,466 Mio € Net Debt: 164,293 Mio € Langfr. unverzinsl. FK abzgl. unverz. Aktiva: 103,513 Mio € Summe: 1.279,272 Mio €
Fazit: Zum 30.06.2024 ist Evotec unter Working Capital und Net Debt Betrachtung mit 267,806 Mio € verschuldet. Dem gegenüber stehen auf der Aktivseite Vermögenswerte i.H.v. 1.279,272 Mio €.
Die Netto-Vermögenswerte des Unternehmens i.H.v. 1.279,272 Mio € sind lediglich zu 267,806 Mio € fremdfinanziert. Der Rest i.H.v. 1.011,466 Mio € ist durch Eigenkapital finanziert.
Von einer Überschuldung im insolvenzrechtlichen Sinne ist Evotec derzeit Lichtjahre entfernt und sofern es dem Management gelingt, die Verlustserie im Geschäftsjahr 2025 zu brechen und das Unternehmen auf Konzernergebnisbasis (bottom line) aus den roten Zahlen zu führen, ist Evotec Stand heute grundsolide finanziert.
Schon die Tatsache, dass Karls Zahlen offensichtlich nicht der aktuellen Bilanz vom 30.06.2024 entstammen, lässt erahnen, dass es ihm wohl weniger um eine sachliche Analyse des Istzustands als um gezielte Panikmache im Umfeld einer weiteren Shortattacke ging.
Die Aufrechterhaltung jederzeitiger Zahlungsfähigkeit ist die wichtigste Bedingung der Finanzpolitik eines Unternehmens.
Eine ausreichend gute Bonität vorausgesetzt, können fällig werdende Verbindlichkeiten wahlweise durch im Unternehmen vorhandene Liquidität, durch Kreditaufnahme oder durch sonstige Eigen- oder Fremdkapitalinstrumente (z.B. Ausgabe von Aktien oder Unternehmensanleihen) finanziert werden.
Wie aus der Ermittlung der Nettofinanzverschuldung ersichtlich, übersteigt die kurzfristig verfügbare Liquidität i.H.v. 309,218 Mio € die kurzfristig fällig werdenden Finanzschulden i.H.v. 45,33 Mio € um WELTEN! Darüber hinaus verfügt Evotec über ein positives Working Capital i.H.v. 34,138 Mio €, benötigt demnach auch zur Finanzierung des operativen Geschäftsbetriebs kurzfristig keine zusätzlichen Finanzmittel.
Die langfristigen Finanzschulden i.H.v. 428,181 Mio € verursachen kurzfristig lediglich eine aus der verfügbaren Liquidität problemlos finanzierbare Zinsbelastung und können zukünftig u.a. durch Umschuldung (Kreditaufnahme zur Tilgung fälliger Darlehen) oder aus den Free Cashflows des operativen Geschäftsbetriebs bedient werden.
Exakt an dieser Stelle kommen wir zum springenden Punkt. Für eine langfristig tragfähige Unternehmensfinanzierung bedarf des eines Unternehmens, das sprichwörtlich GELD VERDIENT! In BWL-Sprech bedeutet das die Notwendigkeit der Erzielung zur Finanzierung des Fremdkapitals ausreichend hoher (positiver) Free Cashflows.
Wenngleich man Gewinngrößen wie das EBITDA tunlichst nicht mit Cashflow-Größen verwechseln sollte, sind EBITDA und EBIT-Marge im allgemeinen positiv mit dem operativen FCF korreliert, so dass man das in den letzten Jahren aufgetretene Cashflowproblem 1:1 auf die ultraschwache Profitabilität zurückführen kann, abzulesen an einer NEGATIVEN EBITDA-Marge im Halbjahresbericht.
Hier sei nochmals angemerkt, dass Evotecs Margenprognosen auf BEREINIGTER EBITDA-Basis erfolgen. Das tatsächlich berichtete EBITDA für 2024 und wohl auch für Q3 wird tiefrot sein! Lediglich auf um einmalige, außerordentliche, periodenfremde und aufgegebene Geschäftsbereiche betreffende Kosten bereinigter EBITDA-Basis soll Evotec in 2024 bei 15 bis 35 Mio € landen. Das tatsächlich berichtete EBITDA für 2024 dürfte bei -50 bis -100 Mio € liegen.
Bereinigte Kennziffern sollen dem Bilanzleser ermöglichen, das zukünftige (hoffentlich ohne weitere einmalige Kosten auskommende) Erfolgspotenzial des Unternehmens besser abschätzen zu können.
Für die Frage der Bilanzqualität maßgeblich sind selbstverständlich die tatsächlich berichteten Zahlen, nicht irgendwelche bereinigten Phantasiewerte! Daher beziehe ich mich in den Erwartungen für 2025ff. auf das tatsächlich berichtete Konzernergebnis und nicht auf bereinigten EBITDA-Mumpitz... Evotec benötigt für 2025 einen Profitabilitätssprung auf min. 10% (tatsächlich berichtete) EBITDA-Marge, um das Ziel einer schwarzen Null beim Konzernergebnis realisieren zu können.
Biotech-Phantasie hin oder her! Unternehmenswerte repräsentieren den Barwert der zukünftig erwarteten Nettozuflüsse der Anteilseigner. Der BWL ist schnurzegal, womit ein Unternehmen Geld erwirtschaftet. 1 EURO muss immer 1 EURO wert sein! Es zählt allein die Höhe und Struktur der zukünftig erwarteten Cashflows des Unternehmens. Je weiter die Cashflows des Unternehmens in der Zukunft liegen, desto höheren Risiken unterliegen sie und desto weniger wertvoll sind sie aus heutiger Sicht. Zudem nutzt es den Anlegern wenig, wenn ein Unternehmen in zehn Jahren einen hochprofitablen Forschungserfolg prognostiziert, auf der Strecke dahin aber insolvent geht und die aktuellen Shareholder mithin nicht am Zukunftserfolg partizipieren können...
Die alte Laier... Biotechs müsse man ganz anders bewerten und jahrelange hohe Verluste seien ganz normal... wird hier nicht funktionieren. Evotec muss im HIER und Jetzt das evidente Profitabilitätsproblem lösen, um für Langfristinvestoren wieder hochattraktiv zu werden. Sobald das Unternehmen zumindest wieder eine schwarze Null schreibt, kann man als Investor wieder langfristig planen und von phantastischen Forschungserfolgen träumen. Nur unter der Voraussetzung einer langfristigen Sicherung der finanziellen Stabilität des Unternehmens wird der Aktienkurs peu a peu wieder das Erfolgspotenzial der Forschungspipeline, des Know-hows, der Patente und sonstiger immaterieller Vermögenswerte der Firma einpreisen. Wenn der Turnaround gelingt, wird Evotec seinen Aktionären langfristig wieder Freude bereiten.
Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Restart des Unternehmens sind m.E. vorhanden. Nun muss das Management liefern!
Ein letzter Punkt noch zur erwarteten Umsatzentwicklung. Der neue J.Pod in Toulouse wird nach Auskunft der IR erst ab Q2/2025 Umsatzbeiträge liefern. Die im September verkündete Einweihungsfeier darf demnach nicht mit dem Produktionsstart verwechselt werden! Für den Umsatz im 2. Halbjahr 2024 spielt der neue J.Pod absolut KEINE Rolle! Wohl aber auf der Kostenseite (Zinsen, Arbeitslöhne neuer Mitarbeiter, Verwaltungskosten etc.) Demnach ist klar, dass der neue J.POD - mangels Umsatzerlösen- die EBITDA-Marge in 2024 deutlich belastet. Damit ist aber auch klar, dass Evotec einen deutlichen EBITDA-Sprung sehen wird, sobald die ersten Umsatzerlöse in Q2/2025 kommen.
Für uns Aktionäre heißt dies indes noch eine sehr lange Wartezeit... in 9 Monaten kann die Börsenwelt eine gänzlich andere sein... oder auch nicht... Für kurzfristige Spekulationen auf Q3 oder Q4-Zahlen taugt das Thema J.POD Toulouse jedenfalls ganz und gar nicht!
Die Kursentwicklung hängt in starkem Maß von einem rationalen Erwartungsmanagement des Unternehmens aber auch der Anleger ab. Solange hier weiterhin betriebswirtschaftlich ahnungslose Hasardeure mit der Hoffnung auf schnelles Geld herumlaufen, wird es die Aktie schwer haben, einen nachhaltigen Aufwärtstrend auszubilden. Also bitte häufiger die sehr seriöse und auskunftsfreudige IR-Abteilung kontaktieren anrufen und weniger träumen oder auf Sharedeals-Zocker hören! |