02.02.2010, 20:53 BP und die zwei Seiten des Öls Geld mit der Förderung, aber nicht mit dem Verkauf des Produktes machen - das geht im Ölgeschäft sogar innerhalb eines Unternehmens. BP geht es damit noch relativ gut, den reinen Raffinerien derzeit weniger. Das könnte vorerst so bleiben. Die Quartals- oder Jahresberichte insbesondere der integrierten Ölfirmen dürften in Deutschland noch mehr Verwunderung auslösen als andernorts, da es hierzulande an entsprechenden Firmen fehlt. Die Ergebnisse, die etwa British Petroleum am Dienstag vorgelegt hat, könnten dann schnell als schizophren missgedeutet werden. Denn das Unternehmen, eines der drei teuersten Europas - ja, England gehört dazu -, blickt auf ein recht erfolgreiches Jahr 2009 zurück, in dem die eigenen Ziele übertroffen wurden. Das bereinigte Nettoergebnis im vierten Quartal stieg um 68 Prozent, die Reserven wurden im 17-ten Jahr in Folge gesteigert, und im Beteiligungsportfolio wurde aufgeräumt. Ein Blick auf die Entwicklung des Ölpreises - er hat sich verdoppelt - bestätigt das Bild. Der Blick auf die Ergebnisse der einzelnen Firmensparten erinnert dann allerdings wieder daran, dass der Weg des Öls vom Ölfeld im Atlantik bis zum Pkw-Tank lang und in seinen Wertschöpfungsstufen von unterschiedlicher Attraktivität ist. Das Finden und Fördern des schwarzen Goldes macht noch richtig Spaß und bringt stolze Margen, das Raffinieren und Vertreiben des Rohstoffs hingegen macht derzeit wenig Freude. Den Wettbewerbern von BP allerdings noch weniger, da diese damit zuletzt sogar Geld verloren, bei BP reichte es noch für ein paar Millionen Dollar Gewinn, jedoch 99 Prozent unter Vorjahr.
Geld mit dem Vorprodukt verdienen und mit dem Endprodukt dann fast wieder verlieren, und das alles unter demselben Dach, wirkt ja schon erst mal bizarr. Und ist für die integrierten Ölfirmen zwar ärgerlich, aber noch mehr natürlich für die (reinen) Raffinerien. Von ihnen gibt es derzeit noch zu viel, und das, obwohl in historisch ungewöhnlicher Vehemenz Kapazität aus dem Markt genommen wird. Insgesamt seien im vierten Quartal 474.000 Barrel täglich an Raffineriekapazität in den Vereinigten Staaten eingestampft worden, sagt etwa Stephen Schork, Herausgeber des Schork Reports. An den Warenterminmärkten hat das den Preis der Benzinkontrakte komischerweise weniger tangiert als den der Rohölkontrakte. Was nicht gerade dafür spricht, dass es den Raffinieren bald besser gehen könnte. Oder, so sieht es Schork, dass der Wall Street Fundamentaldaten egal sind.
22:10:23 Kursinformationen und Charts Name aktuell % absolut BP 572 GBp -3,80% -22.6
* Aus der FTD vom 03.02.2010 © 2010 Financial Times Deutschland ----------- Ein Mann kann zwischen mehreren Methoden wählen, sein Vermögen loszuwerden: Am schnellsten geht es am Roulette-Tisch, am angenehmsten mit schönen Frauen und am dümmsten an der Börse. |