FRANKFURT. Wie aus Finanzkreisen verlautete, hat der Mobilfunker Drillisch nach dem Scheitern der Gespräche von Freenet und UI auch deshalb auf die Möglichkeit verzichtet, weitere Aktien von Freenet von der Beteiligungsgesellschaft Vatas zu kaufen, um einem dritten Bieter bessere Chancen einzuräumen. Allerdings nährt ein bisher ungeklärter Rechtsstreit Zweifel am Stimmrecht von Vatas. Nach Informationen des Handelsblatts haben die Rechtsexperten von UI vom Kauf des Vatas -Pakets abgeraten. Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, hatte der Wiesbadener Anwalt Hans-Konrad von Koester den UI-Vorstand Mitte der vergangenen Woche über einen seit Jahren anhängigen und nicht geklärten Rechtsstreit informiert, der das Stimmrecht der von Vatas gehaltenen Freenet -Aktien in Frage stellt. Von Koester bestätigte diese Informationen. UI wollte sich dagegen nicht äußern. "Wir kommentieren Marktgerüchte grundsätzlich nicht“, sagte ein Unternehmenssprecher. Auch bei Vatas war man zu einer Stellungnahme nicht bereit. Hintergrund der skurrilen Situation ist der Einstieg von France Telecom (FT) bei der Freenet -Vorgängerfirma Mobilcom im Jahr 2000. Die Vatas -Aktien stammen aus diesem FT-Paket. Der französische Telekommunikationskonzern hatte im Zuge einer Kapitalerhöhung 28,8 Prozent der Firmenanteile an Mobilcom übernommen. Als Preis wurde eine Sacheinlage vereinbart, konkret die finanzielle Unterstützung beim Aufbau eines UMTS-Funknetzes. Doch FT distanzierte sich kurze Zeit später von dem Vorhaben und zog sich zurück. Von Koester stellt deshalb den Vollzug des Einstiegs von FT bei Mobilcom in Frage. Zum einen habe FT die Sacheinlage niemals erbracht, und zum zweiten gebe es Zweifel daran, dass für die Sachkapitalerhöhung ein entsprechender Aufsichtsratsbeschluss vorgelegen habe. Die ungeklärte Situation ist Gegenstand mehrerer Klagen gegen Hauptversammlungsbeschlüsse von Freenet. "Das ist für den Erwerber des Vatas -Pakets eine Unsicherheit“, sagte von Koester dem Handelsblatt. Ob er damit vor Gericht am Ende Recht bekommen wird, ist offen. Einige Aktienrechtler bezweifeln das: "Da Mobilcom und Freenet zu Jahresbeginn fusioniert haben, dürften mögliche stimmrechtslose Aktien durch stimmberechtigte ersetzt worden sein“, sagte der Anwalt einer internationalen Anwaltssozietät. Auch Freenet selbst zweifelt die Darstellung des Anwalts an. "Es handelt sich hierbei um einen einzelnen Anfechtungskläger, der seit Jahren die Beschlüsse jeder Hauptversammlung anficht. Der Sachverhalt wurde von der Gesellschaft umfassend analysiert und ist auch Gegenstand von Rechtsgutachten, die zu einem eindeutigen Ergebnis gelangen“, erklärte eine Freenet -Sprecherin: "Aus Sicht der Gesellschaft besteht kein Zweifel, dass die Aktien stimmberechtigt sind.“ Dagegen bezeichnete das Landgericht Kiel die Darstellung von Koesters als "schlüssig“. Dem UI-Management dürfte die Unsicherheit über die Vatas -Stimmrechte und die wieder thematisierte Vergangenheit von Freenet dennoch nicht ungelegen kommen. Zum einen könnte das den Kurs der Freenet -Aktien drücken, was einen Einstieg günstiger machen würde. Zum anderen könnten potentielle dritte Interessenten abgeschreckt werden. UI hat vor, Freenet zusammen mit Drillisch über die gemeinsame Tochter MSP zu kaufen. Allerdings spielt UI-Chef Ralph Dommermuth dabei auf Zeit und hat direkte Gespräche vorerst abgebrochen. Nach Angaben aus Finanzkreisen soll Vatas 21 Euro je Aktie verlangt haben. Das ist viel mehr als die gut 15 Euro, die das Freenet -Papier derzeit an der Börse kostet. Das UI-Management sei aber nur bereit, deutlich weniger bezahlen. Drillischist an einer raschen Einigung mit Freenet interessiert, da Freenet noch umfassende Verlustvorträge in der Bilanz hat, die nur bis Jahresende genutzt werden können. Deshalb plant Drillisch zur Sicherheit auch ohne UI. Dass das Drillisch -Management die Entscheidung gegen die Vatas -Option dennoch mitgetragen hat, passt durchaus in dieses Bild. "Damit sind UI und Drillisch beziehungsweise ihre Tochter MSP vorerst nicht in den Besitz einer abschreckenden Sperrminorität gekommen, es ist also für einen dritten Bieter jetzt einfacher geworden, in das Rennen um Freenet einzusteigen“, sagte der Manager eines britischen Fonds. Drillischhatte stets betont, die Übernahme von Freenet notfalls auch ohne UI durchziehen zu wollen. Eine entsprechende Vereinbarung mit Freenet gibt es bereits. |