Es war ja im Vorfeld zu erwarten nach der deftigen, versteckten Verlustwarnung beim MEMC-Deal, dass die Zahlen schlecht ausfallen. Ganz so übel mit einem bereinigten EBITA von Minus 13,7 Mio. €, also ohne den negativen Sondereffekt mit MEMC über 18 Mio. €, ist es dann aber doch nicht geworden. Wobei aber Conergy in Q3 wie schon in Q1 und Q2 in die Bilanztrickkiste gegriffen hat und Rückstellungen von 4,7 Mio. € auf Gewährleistungsrisiken, Drohverluste und Rechtsstreitigkeiten auflöste. Im 1.Halbjahr hat Conergy 14 Mio. € an nicht liquiditätswirksame Rückstellungen aufgelöst.
Aufgrund der Conergy-Prognose ("negatives EBITDA im mittleren zweistelligen Millionenbereich prognostiziert) wird in Q4 nochmal ein großer EBITA-Verlust in Höhe des bereinigten Q3-EBITAverlust von um die 15 Mio. € rauskommen wird. Würde ein Q4-Nettoverlust von etwa 21 Mio. € bedeuten.
Ein Q3-Umsatzrückgang von 74 Mio. € bzw. 41% auf nur noch 108 Mio. € ist dann schon sehr deftig (9 Monate Umsatzrückgang von 219 Mio. € bzw. 38% auf nur noch 352 Mio. €) und bei diesem heftigen Umsatzrückgängen zeigt sich, dass Conergy im Projektgeschäft volumenmäßig bis jetzt in diesem Jahr alles andere als gut unterwegs war und sogar schlechter wie im Vorjahr ist. Sieht man auch daran, dass Conergy in Q3 ihr Absatzvolumen mit 84 MW gegenüber Q3 2011 mit 90 MW auf einem ähnlichen Niveau halten konnte. Wobei aber dabei zu bedenken ist, dass Conergy den in der letzten Woche gemeldeten 21 MW-Thailandauftrag eigentlich für dieses Jahr eingeplant hat und jetzt erst in 2013 realisiert wird.
Die Rohertragsmarge ist gegenüber der sehr schwachen Q2- Rohertragsmarge von 15,5% noch mal gesunken auf nur noch 13,9%. Liegt natürlich auch am relativ eigenen schwachen Projektgeschäft (bis Ende Q3 wurden in diesem Jahr von mir geschätzt nur etwa 55 'MW an eigenen Projekten umgesetzt), aber auch an der wohl nicht gerade profitbalen und relativ alten Modulproduktion in Frankfurt und an einem sehr schwachen Asiengeschäft in Q3 mit einem Umsatz von nur 5,2 Mio. €. Leigt natürlich auch am äußerst schwachen Conergy-Projektgeschäft in Asien. Alleine das Segement Asia, Pacific und Americans machten in Q3 einen EBITA-Verlust von satten 5,7 Mo. €.
Aufgrund der schwachen Rohertragsmarge ist die Liquidität deutlich von 29,6 Mio. € in Q2 auf nur noch 11,9 Mio. € gesunken (operativer Cash Flow in Q3: - 15,1 Mio. €). Dementsprechend ist die Nettoverschuldung von 112 Mio. € auf 125 Mio. € gestiegen. Für ein Unternehmen mit einem Jahresumsatz von um die 500 Mio. € finde ich diese Verschuldung, im Gegensatz zu Andere, nicht für allzu hoch. Jedoch sind die Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung mit 125 Mio. € recht hoch (+ 37 Mio. € zu Anfang 2012 und + 15 Mio. € zu Q2) und so verzerrt das natürlich die Nettoverschuldung ins Positive. Conergy schont schon das ganze Jahr ihre Liquidität über Lieferantenkredite, die über die gewährten Avalkreditlinien abgesichert sind. Diese Absicherung über Avalkreditlinien kostet Conergy im Jahr rd. 3 Mio. €.
Über die Conergy-Bilanz lohnt sich eigentlich gar nicht zu schreiben, denn die ist schon mehr als desaströs mit einem negativen Eigenkapital von 37 Mio. € und einer Eigenkapitalquote von - 13% und mit dem zu erwartenden negativen Q4-Ergebnis von um die 20 Mio. € wird das alles noch übler. Die Conergy AG verfügt aber noch über ein Eigenkapital auf GAAP-Basis von 72 Mio. €.
Die Q3-Zahlen sind meiner Einschätzung nach in etwa so schlecht ausgefallen wie man es nach der MEMC-Meldung mit der Verlustwarnung ("Hälfte des Grundkapitals ist futsch Ende 2012") erwarten konnte. Wie Conergy bei der schlechten Rohertragsmarge (14%), mit der geringen Liquidität (12 Mio. €) und den hohen Schulden (Nettoverschuldung + Lieferantenkredite 250 Mio. €) überleben kann ist mir ein völliges Rätsel. Zumal ja Q4 in etwa so schlecht ausfallen wird wie Q3 (EBITA: - 14 Mio. €) und Q1 schon alleine saisonbedingt wohl auch nicht besser laufen wird. Jedoch scheint es so zu sein, dass die Banken nach wie vor bei Conergy nicht die Reißleine ziehen werden wie man am unveränderten Risikobericht entnehmen kann, dass Conergy "keine bestandsgefährdenden Risiken erkennbar" sind. Für mich kann es dazu eigentlich nur einen Grund geben: Die Banken haben nach wie vor die Hoffnung, dass ein Weißer Ritter Conergy aufkauft. Ich könnte mir ganz gut vorstellen, dass für einen Chinesen Conergy schon sehr interessant ist mit einem Jahresumsatz von um die 500 Mio. € und einem Absatzvolumen von um die 350 MW inkl. Handelsgeschäft. Auf der anderen Seite ist Conergy inkl. der Nettoverschuldung (125 Mio. €), der hohen Lieferantenkredite (125 Mio. €) bei einem recht geringen Working Capital (34 Mio. €) schon recht teuer. Zumal ja der Kurs bei einem Übernahmeangebot sicher deutlich steigen würde. Kann aber auch sein, dass die Banken auf Zeit spielen um abzuwarten ob es in der EU zu Zöllen gegen die Chinesen kommen wird oder nicht. Das würde Conergy sicher noch einen Tick interessanter machen für einen China-Solaris. |