Also vom von Conny verlinkten Interview mit Evotecs CEO (youtu.be/XxUaF4wyFGM) ist es wert ausführlicher zu berichten. Und auch die Unternehmenspräsentation aus diesem Monat ist wichtig zu kennen: https://www.evotec.com/f/402f1fbc1a7b72da243868aa73ada056.pdf
Er betonte mehrfach im Interview, dass Evotec ein multipler Plattformhersteller sein will und wird, und kein reiner Medikamentehersteller, ob durch eigene oder verpartnerte F&E. Wer bei Evotec ein zweites Biontech haben möchte, irrt also, denn Evotec wird, sobald die Pipeline auch marktfähige Medikamente beinhalten wird, keine eigene Produktion hochziehen und Vertriebler durch die Praxen und Apotheken dieser Welt schicken. Lanthaler kam 2009, und 2010 sah es bei Evotec noch so aus: Man investierte 4% in F&E, heute 10% vom Umsatz. Damals lag die Ebitdamarge bei 4%, heute über 10%. Und das EBITDA wuchs seit 2010 jährlich um 30%, der Umsatz um 20%. Man wächst also in der operativen Profitablität stärker, als im Umsatz. Und genau das macht Plattformunternehmen aus, den positiven Skalierungsfaktor. JPODS, PanOmics, etc. sind alles die Plattformen, um Therapien zu skalieren. Ebenso das Wissen durch die vielen Studien, Partnerschaften, etc., auch das skaliert in mehrere Wirkstoffe, Medikamente und immer wieder in neue Studien. Heißt nicht grundlos, dass Wissen wie Glück sei. Es vermehrt sich, wenn man es teilt, daher ja auch shared economy, wie Lanthalter zum Interviewbeginn erwähnte.
Und kann mir dann mal bitte einer sagen, weswegen es nicht klappen sollte, dass Evotec den Weg fortführen kann, den es bisher einschlug? Was spricht dagegen, dass wir z.B. 2035 so weit sind, dass das was die obigen 10%-Angaben sind, in 2035 nur ein Zehntel sein werden, was dann ausgegeben und verdient wird? Der Forschungsbedarf hört doch nie auf, Präzisionsmedizin verlangt ja noch immer mehr Präzision, und wie will man die ohne weitere Forschung, ohne riesiges Wissen und sicherlich auch ohne ausgereifte KI (was noch nicht der Fall ist!), bekommen?
Es wäre ja schonmal ein großer Erfolg, wenn mehr als nur 40% über Phase I hinwegkommen nach Phase II und höher. Das ist nicht auf Evotec bezogen, sondern eine Angabe auf die ganze Pharmabranche. Das gelingt nur, in dem Ecotec immer weiter seine div. Plattformen verbessert, die Datenbasis erhöht und Erkenntnisse durch die Forschungsaufträge, Dienstleistungsnachfrage, und Plattformnutzung erhält. Egal, ob durch Erfolg oder Error. Jede Erkenntis hilft dabei, mehr an besserer Medikamentenentwicklung zu schaffen.
Evotec hat eine Pipeline mit gut 220 Projekten. 90% davon noch prä-klinisch oder nochmals davor in "Discovery". Es wird noch Jahre dauern, bis dann mal 20 Projekte in "approved" stehen. Und bis dahin hat jedes dieser 20 Projekte sicher 200mEuro an Erlöse für Evotec gebracht. Und danach kommt der RevShare für jede verkaufte Einheit.
Und da wir es mit Medikamenten gegen Krebs u.Ä. zutun haben, werden die einen höheren Preis haben, als z.B. die Impfstoffe gegen Corona. Aber auch weltweit gefragt sein, wenngleich bei weniger Leuten. Aber: auch länger Umsatz bringen, da Krebs sogesehen nix ist, was nach gut 2 Jahren vorbei geht. Wir werden auch in 30 Jahren und mehr Krebs haben. Und zwar tödlichen. Bei Corona halte ich das für unwahrscheinlich. Und bei Krebsmedikamente gibt es auch nicht viele Konkurrenzprodukte! Sobald Evotec auch "approved" Medikamente hat (Betonung liegt im Plural), ist eine Marketcap von 100mrd Euro drin.
Für mich ist Evotec nach dem Interview mit Lanthaler nochmals klarer ein Plattformunternehmen, dass ich mit Amazon vergleichen kann. Da hat es auch lange gedauert, aber dann waren sie marktführend und haben Verkaufs-, Lager- und Logistik/Versandplattformen, haben dasselbe quasi auch virtuell mit der AWS-Cloud, eine Mediaplattform (PrimeVideo und den Originals (quasi co-owned movie pipeline)), und erhalten für ihr Geschäft wichtige Daten, v.a. die Daten der Nutzer über Alexa, über die Käufe und geguckten Serien, über Logdaten wichtige Infos für IT-Sicherheit, über die Lagerstätten und Transporte wichtige Logistikdaten, etc.
Amazon ermöglicht eine Präsenz und Warenverfügbarkeit, wie es in keiner anderen Qualität gibt und für das Gros der Unternehmen dieser Welt nicht alleine möglich wäre Evotec wird eine Medikametenverfügbarkeit ermöglichen, die einzelne Pharmafirmen nicht gekonnt hätten, weil es dazu die nötige Infrastruktur niemals aufbauen hätte können. Also die Infrastruktur aus Wissen, denn wer will sein Wissen schon mit dem direkten Konkurrenten teilen? Wenn ich Einhell bin, gebe ich meine Geräte ja auch nicht zu Bosch ins Lager. Aber wenn jemand kommt, der gar nicht selber herstellen will, wie eben Evotec, dann kann ich mit ihm teilen. Ohne Evotec könnten in Zukunft quantitativ weniger als auch qualitativ weniger Medikamente vorhanden sein. Mit Evotec wird das Gegenteil der Fall sein.
Und ob der Markt das alles nun vorwegnimmt, und den Kurs wieder hypted, oder erstmal nicht zur Kenntnis nimmt, und den Kurs herumdümpeln lässt, kann ich nicht beeinflussen. Daher bringe ich ordentlich Zeit mit und auf und hoffe, dass ich ernten kann. Den Zeitpunkt überlasse ich mir selbst und noch ist er in weiter Ferne. |