Don’t fall in love!
von Bettina Seidl
Verliebt sein ist himmlisch. Die Hormone spielen verrückt, man wird geradezu euphorisch. Wie schön! Nur an der Börse ist das riskant. Geradezu fatal, wenn sich Anleger in ihre eigene Aktie verlieben.
Wer verliebt ist, ist nicht mehr zurechnungsfähig. Im Gehirn wird Dopamin freigesetzt, man schwebt im siebten Himmel. Zugleich wird man süchtig und blind. Männer produzieren mehr Testosteron, werden dadurch mutiger, wenn nicht gar übermütig. So ähnlich ist das auch, wenn man sich in eine Aktie verliebt.
Die kleinen Höhenflüge kennt jeder Aktionär. Er ist bester Laune, wenn seine Aktie steigt, schaut zigmal in sein virtuelles Depot, um sich daran zu ergötzen, wie sein Vermögen steigt. Er beschäftigt sich gern damit, liest alles rund um ‚seine‘ Aktien. Die Zugriffszahlen auf Online-Kursseiten sprechen für sich. Steigt der Dax, werden auch die Seiten von boerse.ARD.de öfter angeklickt.
Aber wehe, die Kurse fallen. Der Tag ist vergällt. Am liebsten gar nicht mehr auf den Kurs schauen, denkt sich der Anleger. Nichts lesen, nichts hören. Das Geschehen an den Finanzmärkten wird ausgeblendet. Auch das zeigt die Statistik: Die Klicks auf die Börsenseiten gehen zurück.
Flugzeuge im Bauch
Wer sich jetzt ertappt fühlt: Keine Sorge, alles noch im grünen Bereich. Diese Verliebtheit ist einigermaßen vertretbar. Die Alarmglocken schrillen erst, wenn sich der Aktionär ernsthaft verliebt. Wenn er geradezu vernarrt ist in seine Aktie. Dann ist er wenig zugänglich für sachliche Argumente. Er verhält sich irrational wie ein Verliebter und ist sich sicher: Die oder keine, das ist die richtige Aktie. Fehlentscheidungen? Gibt es nicht. Wider jedwede Vernunft hält der Anleger dann an seinem Papier fest, komme was da wolle. |