Infineon dank Apollo auf Mondmission - Neues AKTIONÄR-Kursziel 4,10 Euro
Apollo steigt ein, Infineon bald auf. Dank des US-Investors ist der Münchener Chipkonzern seine Finanzsorgen los und gilt als heißester Anwärter auf einen Aufstieg in den DAX. DER AKTIONÄR erhöht sein Kursziel, nachdem die Aktie auch unter charttechnischen Gesichtspunkten ein klarer Kauf ist. Fast auf den Tag genau vor 40 Jahren betraten mit Neil Armstrong und Edwin „Buzz" Aldrin die ersten Menschen den Mond. Die Mission war der erste bemannte Mondflug, der eine Landung zum Ziel hatte. Der Name: Apollo 11.
Auf Mondmission befindet sich zurzeit auch Infineon. Der Konzern will hoch hinaus, möglichst schnell und möglichst bald. Dafür nimmt man in München auch in Kauf, dass man seine Unabhängigkeit verliert. Denn helfen soll auf dem steilen Weg nach oben die US-amerikanische Investmentgesellschaft Apollo Global Management LLC - nach Müntefering'schem Sprachgebrauch eine klassische „Heuschrecke".
Frisches Geld muss her
Seit Freitag vergangener Woche, 9:01 Uhr in der Früh, ist amtlich, was zuvor nur vermutet wurde: Infineon hat eine Kapitalerhöhung mit einem Volumen von bis zu 337 Millionen Aktien zu einem Bezugspreis von 2,15 Euro je Aktie angekündigt. Dem Konzern fließen bei erfolgreicher Platzierung 725 Millionen Euro zu. Ein dicker Batzen, der alle Liquiditätssorgen vergessen lässt, die in der Vergangenheit immer wieder zu Spekulationen über eine mögliche Pleite des Unternehmens geführt haben. Mit Apollo hat Infineon zudem eine sogenannte Backstop-Regelung getroffen, wonach die Amerikaner bis zu 326 Millionen der nicht gezeichneten neuen Aktien zum Bezugspreis übernehmen und die neuen Aktien damit nahezu vollständig erwerben können. Im äußersten Fall könnten die Amerikaner am Ende 30 Prozent minus eine Aktie des Infineon-Grundkapitals halten und damit schlagartig zum größten Aktionär aufsteigen. Derzeit hält der ebenfalls in den USA ansässige Investmentfonds Dodge & Cox mit über zehn Prozent den größten Anteil.
Schuldenproblem gelöst
Hinsichtlich der bilanziellen Situation sorgt die Kapitalerhöhung für spürbare Entlastung. Unternehmensangaben zufolge sollen die Einnahmen genutzt werden, um Verbindlichkeiten zurückzuzahlen und die Liquidität der Gesellschaft zu stärken. So sollen unter anderem die im Juni 2010 fällig werdende Wandelanleihe in Höhe von nominal 522 Millionen Euro sowie die im August 2010 fällig werdende Umtauschanleihe in Höhe von nominal 48 Millionen Euro zurückgezahlt werden.
DAX-Rückkehr wahrscheinlich
Doch die Maßnahme könnte noch einen weiteren Effekt haben. Nachdem Infineon in jüngster Vergangenheit immer öfter als Anwärter auf einen Aufstieg in den DAX gehandelt wurde, könnte die Kapitalerhöhung entgegen jeder Logik zur Rückkehr beitragen. Denn die Marktkapitalisierung wird infolge der Erhöhung der Aktienzahl von derzeit 750 Millionen auf dann fast 1,1 Milliarden ansteigen, sofern es nicht zu einer deutlichen Abwertung der Aktie kommt.
Dass dies nicht unmöglich ist, zeigt das Beispiel Premiere. Der Pay-TV-Sender überschwemmte den Markt regelrecht mit neuen Aktien. Ihre Zahl stieg um 367 auf 490 Millionen. Doch der Kurs fiel nicht, er stieg.
Zieht man nun den aktuellen Kurs der Infineon-Aktie und die Gesamtzahl der Papiere nach erfolgter Kapitalerhöhung heran, ergibt sich ein Börsenwert von 2,93 Milliarden Euro. Zum 30. Juni 2009 rangierte Infineon mit einem Börsenwert von 1,85 Milliarden Euro bereits an 32. Stelle aller im Prime Standard enthaltenen Unternehmen.
Unterbewertung offensichtlich
Abgesehen von Diskussionen um einen möglichen DAX-Aufstieg wird derzeit vor allem eine Frage kontrovers erörtert: Wie viel ist Infineon wert? Als Reaktion auf die Ankündigung des Verkaufs des Wireline-Communications-Segments für 250 Millionen Euro an Golden Gate Capital, bestätigte die Commerzbank ihre „Hold"-Einstufung und attestierte dem Papier - sämtliche Bewertungsabschläge herausgerechnet und auf Grundlage einer „Sum of the Parts"-Betrachtung - einen fairen Wert von 6,00 Euro.
Den Gedanken fortgeführt und um die Kapitalerhöhung erleichtert würde der Wert auf 4,14 Euro je Anteilschein sinken, damit aber immer noch rund 53 Prozent über dem aktuellen Kurs liegen. Bewertungsabschläge sind angesichts der gewichenen Liquiditätssorgen nicht mehr gerechtfertigt. Im Gegenteil: UniCredit rechnet nach Abschluss der Kapitalerhöhung mit einer Cash-Position in Höhe von 1,7 Milliarden Euro, der nach Angaben von SES Research kurzfristige Verbindlichkeiten von rund 700 Millionen Euro gegenüberstehen. Damit zählt Infineon zu den am besten finanzierten Konzernen der Branche und könnte - vor wenigen Monaten noch undenkbar - auf Einkaufstour gehen.
Viele gute Gründe für einen Kauf
Infineon zählt zu den spannendsten Investitionszielen am deutschen Aktienmarkt. Die Kapitalerhöhung lässt alle Liquiditätssorgen verpuffen. Und so sehr eine Kapitalmaßnahme in dieser Größenordnung aufgrund des Verwässerungseffekts grundsätzlich abzulehnen ist, so begrüßenswert ist sie im Falle Infineon. Denn im Rahmen der Maßnahme gewinnt Infineon mit Apollo einen Großaktionär, der den Konzern auf Rendite trimmen wird. Darüber hinaus besteht eine reelle Chance auf eine DAX-Rückkehr, was den Aktienkurs zusätzlich antreiben dürfte. DER AKTIONÄR rechnet zudem mit einer positiven Überraschung bei der Vorlage der Zahlen zum zurückliegenden Quartal am 29. Juli.
Chance auf weitere 30 Prozent Gewinn
DER AKTIONÄR hat die Aktie von Infineon am 11. März 2009 bei einem Kurs von 0,435 Euro zum Kauf empfohlen. Seither konnten Anleger einen Gewinn in Höhe von 630 Prozent verbuchen und sollten aufgrund der positiven Aussichten weiterhin investiert bleiben. Das Kursziel wird von 3,10 auf 4,20 Euro angehoben. Es empfiehlt sich ein Stoppkurs im Bereich der 200-Tage-Linie bei 1,80 Euro. |