Wir müssen klar unterscheiden zwischen Alstom, der Firma, und ihrer Bewertung an der Börse. Das sind zwei grundverschiedene Dinge. Bei Alstom hat sich in den letzten Monaten fundamental nicht besonders viel geändert - und daher auch nicht der "objektive Firmenwert", den Alstom hat (und von dem der reale Börsenkurs praktisch immer entweder nach unten oder nach oben abweicht).
Was sich aber geändert hat, ist der Kurs - also die Börsenbewertung. Und da dürfte klar sein, dass Alstom bei 0,38 E interessanter war als jetzt bei 0,56 E. Wer meine Postings gelesen hat, wird sich erinnern, dass ich bei 0,38 E meine Alstom-Position eine kurze Zeit lang verdoppelt hatte - eben wegen der damals eklatanten Unterbewertung. Bei 0,42 E hab ich die Verdoppelung aber schon wieder rückgängig gemacht (Hälfte wieder verkauft). Beim jetzigen Kurs von 0,56 E würde ich nie auf die Idee kommen, meine Position zu verdoppeln, eben weil die Unterbewertung dies nicht mehr hergibt.
Wenn meine Haltung zur Alstom-Aktie bei 0,56 E also eine andere ist als die zur Alstom-Aktie bei 0,38 E, so hat dass mit Alstom selbst herzlich wenig zu tun. Der "objektive Firmenwert" war die ganze Zeit über mehr oder weniger der Gleiche. Deshalb ist es auch unangebracht zu behaupten, dass ich Alstom jetzt "schlecht rede". Tue ich nicht. Ich behaupte nur - und da wird mir wohl jeder zustimmen - dass vom jetzigen Kurs aus betrachtet das Aufwärtspotenzial (deutlich) geringer geworden ist. In einem solchen Moment greift die Frage, ob das restliche Aufwärtspotenzial des KURSES im vernünftigen Verhältnis zum Risiko der FIRMA steht. Meine Antwort: Wer lange drin war, sollte abwarten, ob der Kurs evtl. das Kursziel von BNP von 0,65 Euro erreicht. Wer nicht drin ist, ist womöglich besser damit beraten, das verbleibende Aufwärtspotenzial mit anderen, weniger riskanten Aktien zu realisieren.
Mein grundlegender Fehler bei Alstom war, dass ich zu früh in die Aktie investiert hatte (wie viele hier). Dabei hatte ich insbesondere übersehen, dass nach zwei Kapitalerhöhungen noch ein dritte kommen könnte. Damit hatte ich nach den zwei vorangegangen KEs nicht mehr gerechnet. Da die letzte KE massiv war, brachte sie entsprechende Kursverluste. Diese können IMHO nur bis zu einem gewissen Grad "ausgesessen" werden, weil der Fakt der Aktien-Verfünffachung nachhaltig den Kurs unter dem früheren Level halten wird. Für Langzeit-Investierte stellt sich also die Frage, wie sie möglichst ungeschoren aus ihrem Investment wieder rauskommen. Gegen das BNP-Kursziel von 0,65 E spricht, dass Viele ihren Breakeven bei 0,65 E haben. Damit ist fast schon garantiert, dass dieser Kurs kaum erreicht werden kann. Zudem wird es für die Banken, die bei 0,50 E ihre Schulden umgewandelt haben, mit steigendem Kurs immer interessanter, ihre alten Verbindlichkeiten auf dem Börsenwege einzutreiben. Ich bereue, vor zwei Wochen bei 0,60 E nicht ausgestiegen zu sein. |