Wenn man das Q3-Ergebnis sauber analysieren will, dann muss man sich unweigerlich das Q3-Ergebnis sehr detailliert anschauen, denn im Prinzip ist der Q3-EBITAverlust von 4,3 Mio. € "nur" auf 29% bzw. 17 Mio. € des Q3-Umsatzes zurückzuführen:
- Solarglas: - 1,5 Mio. € - US-Geschäft: ca. - 1,4 Mo. € - Abwertung Spanien-Aufdachanlage 0,8 Mio. € - Gecko: - 0,6 Mio. €
"Das europäische Kerngeschäft mit der Modulfertigung in Wismar und dem europaweiten, kleinteiligen Vertrieb von Modulen und Systemen, das 88% zum Segmentumsatz beitrug (36 Mio. €), konnte hingegen ein neutrales operatives Ergebnis verbuchen", so steht es im Q3-Bericht.
Sehr positiv ist, dass also das Centrosolarkerngeschäft auf EBITA-Basis keine Verluste schreibt und das zeigt, dass Centrosolar vor allem in ihrer Modulproduktion und im europäischen Vertrieb u.a. mit ihrem CentroPack Komplettsystem und ihren dachintegrierten Modulen kostenseitig immer noch gut aufgestellt ist im Vergleich zur Konkurrenz, trotz des massiven Modulpreisverfalls von rd. 40% in diesem Jahr. Es wird nicht viele PV-Unternehmen geben, die in Q3 im Modulgeschäft eine höhere Rohertragsmarge wie Centrosolar von 27% ausweisen werden. Auch der Q3-Absatz mit 32,6 MW (Q2: 38,6 MW, Q1: 27,4 MW) war für Centrosolarverhältnisse gar nicht so übel und lag damit nur 6 MW bzw. 15% hinter Q2. Jedoch mit 29% deutlich höher wie in Q3 2011.
Alles in allem sind die Q3-Zahlen zwischen den einzelnen Geschäftsbereichen sehr unterschiedliche ausgefallen in Q3.
- das Modulgeschäft läuft ganz ok - das Geschäft mit den Befestigungselementen läuft gut (5,3 Mio. € Umsatz in Q3 bei einem leicht positiven EBITA) - im Projektgeschäft inkl. Gecko ist so gut wie gar nichts gelaufen - das Solarglasgeschäft läuft richtig übel und das wird sich in den nächsten beiden Quartalen wohl auch nicht ändern
Mit den Q3-Zahlen ist das Risiko, dass Centrosolar ins Wanken kommen könnte sicher gestiegen, da der operative Cash Flow, trotz des hohen Working Capitals Ende Q2, in Q3 mit 2,5 Mio. € im Minus war und die Nettoverschuldung in Q3 um 4,5 Mio. € auf 95,6 Mio. € gestiegen ist (Free Cash Flow in Q3: - 3,7 Mio. €). Die Liquidität beträgt ja nur 16 Mio. €.
Sollte es Centrosolar nicht gelingen ihr Working Capital in Q4 signifikant abzubauen (7 bis 12 Mio. €) und da vor allem den hohen Lagerbestand im Solar Integrated Systems-Segment mit 39,5 Mio. € (Segmentumsatz in Q3 bei 41 Mio. €), dann wird Centrosolar meiner Meinung nach in große Probleme kommen, denn aus dem Geschäft heraus wird wohl in Q4 noch in Q1 2013 ein positiver Free Cash Flow zu generieren sein. Außerdem wird es mittlerweile allerhöchste Zeit, dass man die aus der Insolvenz her ausgekauften Gecko endlich auf die Reihe kriegt oder man macht einen Schlussstrich darunter bevor Gecko ein Fass ohne Boden wird. Der Gecko-Kauf Anfang des Jahres hat bis jetzt über 2 Mio. € an Verluste eingebracht. Auch wird es langsam höchste Zeit, dass man in den USA auf Break Even kommt.
Optionen um an Cash zu kommen hat Centrosolar durchaus, insofern man von den Banken kein neues Geld bekommt, denn Ende Marz 2013 steht die Verlängerung von Kontokorrentkreditlinien in Hohe von 20 Mio. € an (kurzfristige Finanzschulden betragen derzeit 34 Mio. €):
- Abbau Working Capital (60 Mio. €/Lagerbestand: 52,9 Mio. €) - Verkauf des Solarglasgeschäftes inkl. Patente (steht mit 18,6 Mio. € in den Büchern) - Verkauf der Marke SOLARA (kleinen Off Grid-Anlagen für z.B. Tsunami-Warnbojen, für Mobilfunkbasisstationen, für Boote und Wohnwagen) - Verkauf der spanischen Aufdachanlage (ca. 3,5 Mio. €)
Es wird spannend sein wie es hier weiter geht, aber noch habe ich keine Sorge, dass Centrosolar in finanzielle Schwierigkeiten kommen wird. Da stehen andere Solarunternehmen deutlich schlechter da wie Centrosolar. So gut wie alle Solarunternehmen werden von Banken Cash brauchen um die nächsten sehr schweren 2 bis 4 Quartale überstehen zu können. |