Aus dem FR-Artikel:
....HER2 steht für „Humaner Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor Typ 2“ – ein Protein, das auf der Oberfläche von Zellen sitzt und normalerweise das Zellwachstum steuert. Bei manchen Brustkrebsarten ist HER2 jedoch überaktiv oder kommt in zu großen Mengen vor, wodurch die Krebszellen unkontrolliert wachsen und sich schneller ausbreiten. Mehr als die Hälfte aller Brustkrebstumore weisen laut BioNTech HER2-Proteine auf. Die Herausforderung: Während HER2-positive Tumore bereits mit bestehenden Therapien gezielt behandelt werden können, gilt das nicht für sogenannte HER2-low-Tumore – also Tumore mit geringer HER2-Expression. Sie machen etwa 40 bis 45 Prozent aller metastasierten, Hormonrezeptor-positiven Brustkrebserkrankungen aus. „Bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem HR+- und HER2-low-Brustkrebs, deren Erkrankung nach der Primärtherapie fortgeschritten ist, ist eine palliative Chemotherapie die häufigste Behandlung“, erklärt Prof. Dr. Özlem Türeci, Chief Medical Officer und Mitgründerin von BioNTech, in einer Pressemitteilung.
Genau hier setzt BNT323/DB-1303 an. Das Medikament zielt auf diese bislang schwer behandelbare Subgruppe ab und könnte damit eine echte therapeutische Lücke schließen. Denn die Wirkweise von BNT323/DB-1303 unterscheidet sich grundlegend von herkömmlichen Chemotherapien. Während klassische Zytostatika oft gesunde Zellen schädigen, verfolgt BNT323/DB-1303 einen zielgerichteten Ansatz: Ein Antikörper erkennt das HER2-Protein auf der Tumorzelle und schleust den daran gebundenen Wirkstoff gezielt in die Zelle ein. Dort entfaltet dieser seine krebszerstörende Wirkung – mit dem Ziel, Nebenwirkungen zu reduzieren und die Wirksamkeit zu erhöhen.
Diese Technologie basiert auf der sogenannten „Duality Immune Toxin Antibody Conjugates (DITAC)“-Plattform, einer Entwicklung von DualityBio. Das Medikament kombiniert die hohe Selektivität von Antikörpern mit der Toxizität eines Topoisomerase-1-Inhibitors – eine Klasse von Wirkstoffen, die das Enzym Topoisomerase I hemmen, wodurch es zu Doppelstrangbrüchen der DNA und somit zu einem Abbruch der DNA-Replikation kommt. Ein Ansatz, der sich besonders bei HER2-positiven und HER2-low-Tumoren bewährt hat.
Die Entscheidung für den Start der Phase-3-Studie stützt sich auf ermutigende Daten aus einer vorangegangenen Phase-1/2-Studie mit Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren. Auf dem ASCO-Kongress 2023 präsentierte Daten zeigten eine objektive Ansprechrate von 38,5 Prozent sowie eine Krankheitskontrollrate von 84,6 Prozent bei HER2-low Brustkrebs. Das Medikament wurde gut vertragen und wies ein kontrollierbares Sicherheitsprofil auf. Vivian Gu, Chief Medical Officer von DualityBio, kommentierte: „Die Ergebnisse unserer klinischen Phase-1/2-Studie deuten auf einen soliden Wirkmechanismus von BNT323/DB-1303 hin und konnten eine vorläufige Wirksamkeit sowie ein kontrollierbares Sicherheitsprofil zeigen.“
Die nun gestartete Phase-3-Studie mit dem futuristischen Titel DYNASTY-Breast02 untersucht die Wirksamkeit von BNT323/DB-1303 im Vergleich zur Standard-Chemotherapie bei Patientinnen und Patienten mit HR+- – Hormonrezeptor-positivem – und HER2-low-metastasiertem Brustkrebs, deren Erkrankung unter Hormontherapie fortgeschritten ist. Insgesamt sollen weltweit 532 Patientinnen und Patienten in insgesamt 223 Studienzentren rekrutiert werden, beginnend in China, gefolgt von Standorten in den USA, Europa und weiteren Regionen. Die Probandinnen und Probanden müssen zuvor auf eine Hormontherapie sowie ggf. auf eine CDK4/6-Inhibitor-Therapie nicht mehr angesprochen haben – also auf Behandlungen, die in der Regel vor einer Chemotherapie zum Einsatz kommen.
Ziel sei es, die Wirksamkeit und Sicherheit von BNT323/DB-1303 gegenüber einer klassischen Chemotherapie – bestehend aus Capecitabin, Paclitaxel oder Nab-Paclitaxel – zu überprüfen. Der primäre Endpunkt der Studie sei das progressionsfreie Überleben – also die Zeitspanne, in der die Krankheit nicht weiter voranschreitet. Zu den sekundären Endpunkten zählen laut Unternehmen unter anderem das Gesamtüberleben, die objektive Ansprechrate, die Dauer des Ansprechens sowie die Sicherheit des Medikaments. |