Frankreich verlangt von der EZB billigeren Euro. Und wieder soll’s auf französischen Wunsch die Europäische Zentralbank richten: Weil der reformscheue Präsident Hollande sein leck geschlagenes Staatsschiff nicht flott kriegt, verlangt er von der Euro-Notenbank jetzt einen billigeren Euro, damit die Grande Nation ihre nicht mehr konkurrenzfähigen Produkte besser exportieren kann.
© OVB Das heißt im Klartext: Mit der Finanzierung ihrer Staatsschulden durch die EZB geben sich die Club-Med-Länder nicht mehr zufrieden. Die Zentralbank soll in der alten Tradition von Banque de France und Banca d’Italia vielmehr noch mehr billiges Geld drucken, um die Gemeinschaftswährung zu schwächen und die Konjunktur anzukurbeln.
Für die Deutschen, die gelernt haben, den Gürtel enger zu schnallen, heißt ein schwächerer Euro aber aber leider auch: Höhere Verbraucherpreise für importiertes Öl und Gemüse, und auch der Urlaub außerhalb Europas wird teurer. Sie, die schon keine Zinsen auf ihr Erspartes mehr bekommen, müssten die Zeche zahlen.
Immer mehr wird jetzt klar: EZB-Chef Draghi wird die Geister, die er rief, nicht mehr los. Zur Rettung des Euro werde er tun, was immer nötig sei („whatever it takes“), hat Super-Mario versprochen. An die Bedingung, die Krisenländer müssten dafür ihre Reform-Hausaufgaben erledigen, hat er sein Versprechen nicht geknüpft. Jetzt darf er sich nicht beschweren, dass die Politiker diesen Blankoscheck auch ziehen und die formal unabhängige EZB immer schwerer bedrängen. Dabei geht die Euro-Notenbank mit ihrer Nullzinspolitik schon jetzt bis an den Rand des Verantwortbaren. Schon warnt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich – wenn man so will, die Mutter aller Notenbanken –, dass sich nachhaltiges Wirtschaftswachstum nicht mit ultralockerer Geldpolitik erkaufen lasse, wenn die betroffenen Länder in einer Bilanzrezession mit überbordender Verschuldung steckten. Stattdessen wachse die Gefahr, dass die Therapie den Patienten umbringe.
Denn Geld zum Nulltarif verführt: Staaten gewöhnen sich an ein Leben auf Pump. Sparer verfrühstücken ihre Altersvorsorge. Investoren kaufen mit geborgtem Geld Aktien und Immobilien, bis deren Bewertung jeden Bezug zur Realität verliert. Und dann kommt der nächste, noch gewaltigere Knall.
Georg Anastasiadis |