"leider gibt es Dir nicht zu denken, dass bis ins Mark korrupte Staaten bis über beide Ohren mit Kredit internationaler Investoren zugeblasen wurden und dies ganz ohne von den Euro-Stalinisten dazu gezwungen worden zu sein. Auch so manche deutsche Altersversicherung fand den Weg in diese vielversprechende Anlage. Ganz umgekehrt jedoch, seitdem zwar radikal, aber natürlich stets nie radikal genug gespart wird. .."
Solche Fehlallokationen sind u.A. leider eine Funktion des zu billigen Geldes!
"Damit ist übrigens bereits eine wesentliche Wahrheit über 'Staatsverschuldung' ausgesprochen. Ihre Tragfähigkeit ist ausschliesslich eine Funktion spekulativer Interessen, die ihren eigenen Kriterien folgen. Nominale wie relative Verschuldungshöhe treten dabei lediglich als ein Angebot unter anderen auf..."
Nein, die Schuldentragfähigkeit fällt mit der Fähigkeit zusammen, die Schulden (aus eigener Kraft) zurückzahlen zu können. Da die Tilgung bei Staatsschulden praktisch entfällt - sie werden einfach immer weiter angehäuft - geht es hier also vordergründig zunächst vor allem um die Fähigkeit, die Zinsen aus eigener Kraft bezahlen zu können. Dabei kommt es eben nicht nur auf die zufällige oder gelenkte Höhe des Zinses sondern auch auf das Volumen der ausstehenden und damit zu verzinsenden Schulden an. Spekulation kommt hier nur insoweit zum Tragen, als dass der natürliche Zins davon abhängt, wie Investoren die Situation und die Entwicklung des Staates und insofern auch die damit verbundenen Risiken einschätzen. Die Höhe der Schuldenlast ist ein Faktor, der dabei eben mit zu berücksichtigen ist.
Der Begriff der Spekulation führt hier allerdings im Hinblick auf seine negative Konnotation in die Irre, wird doch auf diese Weise ein Bild erzeugt, als ob es sich bei dem Vorgang, dass jemand, der Geld bereit stellt und somit zum Gläubiger wird, versucht, dabei die individuellen Chancen und Risiken, die mit diesem Geschäft verbunden sind, möglichst richtig einzuschätzen und den Zins nicht nur als Prämie fordert, über dieses Geld für den vereinbarten Zeitrahmen nicht verfügen zu können, sonder auch um für das Risiko entsprechend entlohnt zu werden, um etwas anrüchiges oder gar verwerfliches handelte.
Wird das Geschäft als sehr risikoreich angesehen, dann würde sicherlich ein wesentlich höherer Zins gefordert werden, als wenn es sich in der Bewertung um ein eher risikoarmes Geschäft handelte. Der hohe Zins ist im ersten Falle keineswegs schädlich, ganz im Gegenteil. Das Geld würde von dem Schuldner zu diesem Zins nur in Anspruch genommen werden, wenn es sich auch unter dem Gesichtspunkt des hohen Zinses immer noch für ihn rentiert. Wenig aussichtsreiche oder unrentable Unternehmungen würde auf diese Weise eher unterlassen werden. Die finanzielle Hürden für solche Unternehmungen oder gar für Überschuldung würden damit zumindest erhöht.
Wenn sich ein Staat über Schulden finanziert anstatt über entsprechend höhere Steuern, so "sollte" dahinter der Umstand stehen, dass es im Hinblick auf die negativen Effekte, die von höheren Steuern auf das Wachstum ausgehen, unterm Strich günstiger erscheint, den Zins für das benötigte Fremdkapital in Kauf zu nehmen. Ab einer bestimmten schon bestehenden Zinslast, oder bei besonders hohen Zinsen, dürfte sich dieser Effekt jedoch umkehren.
Ein entsprechend hoher Zins, würde den Staat in diesem Sinne sogar gerade vor einer Überschuldungssituation schützen, zumindest würde ihm dieser Weg deutlich weniger angenehm und leicht gemacht.
Wenn der Zustand einer Überschuldung, wie z.B. im Falle Griechenlands, erst einmal eingetreten ist, ist ein hoher Zins für diesen Staat natürlich fatal, er ist nämlich schon in dem Stadium, seine Zinsverpflichtungen nur noch über weitere Schulden finanzieren zu können. Er hat also keine Wahl mehr. Dass man, um Zeit zu gewinnen, den Zins in diesem Falle künstlich nach unten drückt, ist zwar gedanklich durchaus nachvollziehbar, dies bringt allerdings gerade wenn dies über einen längeren Zeitraum geschieht unerwünschte gefährliche Nebenwirkungen mit sich, die in dem Video oben meiner Ansicht nach sehr gut erklärt werden.
Wenn man zudem darauf verzichtet, die Staatsverschuldung oder vielmehr das dynamische Wachstum dieser Schulden zu bremsen (mehr wird ja gar nicht gemacht), dann ist die Politik, die Zinsen künstlich niedrig zu halten, dazu verdammt, bis in die Ewigkeit weiterzulaufen, was sie aber nicht kann, da dies über kurz oder lang in einer Katastrophe enden muss.
"Die Krux an der ideologischen Argumentation a'la Prof Unsinn ist eben die Vorstellung, wenn man die Realität draussen nur streng genug dem vorgeblich wissenschaftlich begründeten Lehrbuch unterwirft, dann muss der Markt letzendlich ein Einsehen haben. Nein, muss er nicht. Ideologen wie Du werden dies nie kapieren...."
Hier handelt es sich um eine Unterstellung, ich kann zumindest nicht erkennen, dass HWS solch einer Vorstellung unterliegen würde. Was die allgemeine Betrachtung angeht, kann ich dir allerdings insoweit zustimmen, als dass die Märkte, bzw. die dahinter stehenden Personen, Realitäten erstaunlich lange verdrängen, ignorieren oder einfach fehleinschätzen können. Realitäten können sich in diesem Zeitraum durchaus verändern und so auf diese Weise selber überleben - meistens setzen sie sich aber doch auf irgeneine Weise durch.
Da fällt mir der gute Kosto ein: Manchmal können sich Märkte weitaus länger irrational verhalten, als man selber Liquide bleibt.
Diese "irrationalen Märkte" sind letztlich eine Form von Fehlallokationen, die sich genau wie Blasen irgendwann auf die eine oder andere Art auflösen. Ihre wesentliche Bedingung ist allerdings eine Kreditausweitung aufgrund künstlich niedrig gehaltener Zinsen. Dabei handelt es sich keineswegs um eine Funktion des Kapitalismus sondern um eine (Fehl)Funktion der Notenbanken Kapitalismus ist grundsätzlich auch ohne Zinslenkung und ohne einem Teilreservesytem der Banken denkbar. |