Qimonda offenbar stärker bedroht, als bisher bekannt
Die Lage des insolventen Chipherstellers Qimonda ist offenbar deutlich ernster, als bisher in der Öffentlichkeit bekannt. Wenn für das Unternehmen bis Ende März keine Lösung gefunden werde, dann wären eine Schließung der Qimonda-Werke und die damit verbundenen Folgeschäden kaum mehr zu vermeiden, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé in einem Interview mit der "Sächsischen Zeitung" (SZ). In der verbleibenden Zeit müsse deshalb unbedingt ein Investor gefunden werden, erste "Anfragen und Kontakte" gebe es bereits. Den Kreis der derzeitigen Interessenten beschrieb Jaffé allerdings als "überschaubar".
"Wir versuchen derzeit alles, um einen Kollaps von Qimonda zu vermeiden."
Insolvenzverwalter Michael Jaffé in der "Sächsischen Zeitung" Bauteil des Chipherstellers; Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK Noch läuft die Produktion beim Qimonda - trotz weiterer Verluste
Nach Angaben von Jaffé fährt Qimonda auch während der derzeit weiterlaufenden Produktion Verluste ein. Diese würden vor allem bei der Herstellung von Standart-Speicherchips anfallen. Spezialschaltkreise etwa für Spielkonsolen seien dagegen gewinnbringend. Während der Insolvenz biete sich nun allerdings die Möglichkeit, die verlustbringenden Verträge aufzulösen, hohe Verwaltungskosten zu senken und "Komplexitäten" abzubauen. "Wir müssen im Interesse der Gläubiger das vorhandene Vermögen erhalten", erklärte der vorläufige Konkursverwalter in dem Interview mit der SZ. Entschuldetes Unternehmen könnte für Investoren interessant sein
Jaffé ist der Ansicht, dass sich Qimonda aus der Insolvenz heraus wesentlich besser an einen neuen Eigentümer verkaufen lässt. Der Qimonda-Insolvenzverwalter begründete das damit, dass der Investor die aufgelaufenen Schulden des Unternehmens nicht mehr tragen müsse. Er erhalte also "für relativ wenig Geld" eine weltweit führende Chip-Produktionstechnologie und die rund 30.000 Patente der Firma. Allerdings, so Jaffé, müsse der Kauf "sehr zeitnah über die Bühne gehen - und das inmitten einer weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise". Sachsen erneuert Hilfsangebot
Das Land Sachsen erneuerte unterdessen seine Hilfszusagen für Qimonda. Der Freistaat werde mit seinem Förderinstrumentarium weiterhin zur Verfügung stehen, sagte Wirtschaftsminister Thomas Jurk. "Wir sind uns mit dem Insolvenzverwalter einig, dass wir keine Technologieräuber brauchen, sondern einen strategischen Investor, der langfristig den Standort Dresden fortführt", erklärte der Minister.
In der vergangenen Woche hatten die Qimonda AG und die Qimonda Dresden OHG Insolvenz angemeldet. Betroffen sind in Dresden rund 3.200 Mitarbeiter, im Werk München sind es etwa 1.200. Weltweit arbeiten bei Qimonda rund 12.000 Menschen. |