Bin ab heute neu hier, lese aber schon seit längerem Eure zum teil sehr informativen Beiträge. Möchte nun auch etwas beisteuern, zur allgemeinen Information für alle diejenigen, die noch nicht so firm in diesem Geschäft sind. Hoffe es interessiert den einen oder anderen. Quelle Nebenwerte Daily So manch ein Anleger hat im Bereich der Nebenwerte schon mit weniger bekannten Perlen unter dem sprichwörtlichen Radar seine satten Profite gemacht. Dies verwundert nicht wirklich, ist doch kaum ein Anlagesegment am Aktienmarkt derart breit, spannend und vielseitig wie das Universum der weltweiten Nebenwerte. Doch genau das machen sich auch immer wieder unlautere Zeitgenossen zunutze. Sie ahnen es mit Sicherheit schon, die Rede ist von Aktienpushern. Anstatt Ihnen heute jedoch einen Artikel über die verschiedenen Betrugmethoden mit Aktien zu schreiben, die sich sowieso in regelmäßigen Abständen immer wieder ändern, da man diese stets verfeinert, möchte ich heute darauf eingehen, woran Sie zweifelhafte Empfehlungen auch als Laie generell sehr gut identifizieren können. Dabei ist es auch egal, in welcher Darreichungsform diese Sie letztlich erreichen. Kriterium #1: Die Marktkapitalisierung / Marktenge
Um einen Aktienpush durchführen zu können, ist es zunächst einmal Voraussetzung, dass man als Betrüger tatsächlich auch eine Aktie hat, die mit den eigenen finanziellen Mitteln und dem Kapital derer, die in den Push gezogen werden, einfach und stark genug bewegt werden kann. Hierfür werden in der Regel Unternehmen ausgewählt, welche vom täglichen Umsatz her kaum gehandelt werden und eine sehr kleine Marktkapitalisierung haben. Meist liegt diese im unteren zweistelligen Millionenbereich in solch einem Fall. Eine Empfehlung solch einer Aktie alleine macht natürlich noch keinen richtigen Push, sondern wichtig hierfür ist die zeitgleiche Verteilung dieser an möglichst viele gierige Opfer. Wenn Sie also einen zweifelhaften Aktienwert, den man Ihnen dringend nahe gelegt hat, vor sich haben und prüfen möchten, ob es sich hier eventuell um einen Push handeln könnte, wäre also als erstes die Marktkapitalisierung zu betrachten und der durchschnittliche tägliche Umsatz. Sind beide sehr niedrig (d.h. Marktkapitalisierung z.B. 50 Millionen Euro und weniger), ist schon einmal grundsätzlich Vorsicht geboten. Kriterium #2: Die Firmenhomepage Da leider auch die Pusher-Maschenschaften immer professioneller werden, wird es immer schwieriger alleine über die Homepage etwas auf den ersten Blick zu erkennen. Zu oft werden diese professionell genug gefertigt, um nichtsahnende Anleger keinen Verdacht schöpfen zu lassen. Doch mit einem genaueren Blick gibt es immer noch Punkte, die sich erkennen lassen. - Sprachliche Fehler / Übersetzungsfehler: Viele Pusherbanden operieren organisiert aus dem Ausland. So grotesk es anmuten mag: Eine Website zu designen ist eine Sache, aber den Inhalt mit fehlerfreier Sprache zu füllen ist für manche Pusher offenbar nochmal etwas ganz anderes. Zahlreiche Push-Versuche, dich ich mir in meiner nun knapp zwei Jahrzehnte langen Börsenerfahrung angesehen habe, hatten immer wieder diese Schwäche. Manchmal finden sich diese Fehler nur in kleinen Details, doch Sie können davon ausgehen, dass ein seriöses Unternehmen, welches nicht einfach nur als "Push-Mantel" fungiert, Wert auf eine fehlerfreie eigene Darstellung legt, denn alles andere würde unprofessionell wirken. Eine Möglichkeit, bei einem Website-Check einer Firma ist es also, sich genau die Qualität der Sprache bzw. der Übersetzung einer Homepage anzusehen. Sind hier mehrere Fehler oder liest es sich einfach nicht "rund", deutet dies auf fehlende Professionalität hin, was mit anderen Anzeichen kombiniert (etwa Marktenge oder reißerische, unglaubwürdige Unternehmensankündigungen) durchaus auf "Gefahr im Verzug" für Anleger hinweise kann.
- Verdächtige Unternehmensnachrichten: Eine weitere Methode, mit der Sie sich ein Bild über ein fragwürdiges Unternehmen verschaffen können, ist, wenn Sie dessen Pressemitteilungen und sonstige Veröffentlichungen verfolgen. Hier können verschiedene Dinge auftreten: Einerseits ist es natürlich möglich, dass alles in Ordnung ist. Andererseits ist schon bei manch einem Push verdächtiges im Vorfeld geschehen. Sei es die Ölbohrfirma, deren Geschäftsführer just vor der nächsten "mit Sicherheit erfolgreichen" Probebohrung aus "familiären Gründen" die Firma verlassen muss oder der bombastische Gold-Explorer, der das Gold praktisch schon gefunden hat, bevor er auch nur zu Probebohrungen angesetzt hat (für die er meist nicht mal genug Geld hat, falls es hart auf hart kommt).
- Aktualität der Meldungen / Hinweise zur finanziellen Situation: Die Homepage der Firma, welche Sie interessiert ist seit Monaten "tot" und nicht mehr aktualisiert? Kein gutes Zeichen...
Natürlich sind dies nur ein paar Beispiele und an einer Homepage lassen sich noch eine ganze Reihe an weiteren Dingen erkennen, aber für eine erste Überprüfung sind dies auf jeden Fall gute Anhaltspunkte. Kriterium #3: Der Chart Aktien, die bereits einmal erfolgreich gepusht wurden (diese werden oft auch für weitere Pushs verwendet), haben ganz bestimmte Chartformationen, welche sich in der Regel am besten als "spitze Zacken" beschreiben lassen. Anbei ein selbst angefertiges, symbolisches Bild zur Veranschaulichung: 
Quelle: eigene Darstellung Wie Sie auf der obigen Skizze sehen können, hat die Aktie eigentlich einen Seitwärtsverlauf. Dieser wird jedoch jäh unterbrochen durch den Zacken im Chart. Sehr oft finden Sie bei Pusher-Aktien derartige "Spuren" im Chart, denn ein Ausbruch der tatsächlich aufgrund guter Meldungen oder signifikanter Änderungen in der Unternehmenslage eintritt, führt meist zu einem weiteren Aufwärtstrend mit Anschlusskäufen. Gerade bei Pushs, die ja streng genommen "grundlos" (zumindest aus Perspektive der Unternehmenslage) steigen, ist ein typisches Markenzeichen, dass diese Anstiege mindestens bis auf das Ausgangsniveau, wenn nicht sogar noch weiter nach unten korrigiert werden. Fazit Ziel meines Beitrags heute war es, Sie ein wenig für fragwürdige Aktienempfehlungen zu sensibilisieren. Pusherei wird heutzutage in den abenteuerlichsten Varianten betrieben. Manchmal geben sich die Kriminellen als "fernmündlicher Börsenbrief" aus, manchmal gar als "Brokerhaus" oder "Research-Firma", die Ihnen Research kostenlos zum Test geben möchte. Oft kommen hier dann Sprüche wie "Wir sind noch klein und wollen Neukunden gewinnen" und in der Regel zeigt man Ihnen hier dann eine Aktie, die gerade gepushed wird, und möchte Sie dann für den Folgepush "anwärmen", indem man darauf hinweist, dass ja das eigene "Research" "nachweislich funktioniere". Schließlich hätten Sie das ja gerade in einer "Live-Demonstration" gesehen. Bei Widerspruch wird genervt und aggressiv reagiert. Grundsätzlich sollten Sie ungefragte Aktienempfehlungen niemals annehmen. Sollte Sie aber doch einmal die Neugier packen, beherzigen Sie bitte mindestens die drei hier genannten Kriterien - im ureigensten Interesse.
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