Der Online-Shop an der OderDie Getgoods AG in Frankfurt (Oder) will unter die zehn Größten der Branche FRANKFURT (ODER) - Es ist das perfekte Fotostudio, dort im hintersten Winkel der Getgoods-Lagerhalle in Frankfurt (Oder). Zwischen schwarzen Samtvorhängen dreht sich ein Staubsauger professionell ausgeleuchtet auf einer kleinen Bühne und wird von der Kamera aus allen Blickwinkeln aufgenommen. „Das ist die Zukunft des Onlinehandels“, sagt Firmensprecher Frank Hufnagel. Der Kunde wolle schließlich Produkte, die er im Internet kaufe, möglichst genau in Augenschein nehmen können. Die Getgoods AG ist mit dem Verkauf von Smartphones groß geworden. Derzeit beschäftigt sie knapp 200 Leute. Der Jahresumsatz hat sich im vergangenen Jahr auf 317 Millionen Euro fast verdoppelt. 2012 sollen mindestens 400 Millionen Euro erreicht werden. Bei Preisen von mehr als 200 Euro pro Stück sind Smartphones ein lukratives, aber eingeschränktes Geschäftsfeld. „Jetzt verkaufen wir alles, was der Verbraucher braucht“, sagt Getgoods-Vorstandschef Markus Rockstädt-Mies. Von seinem Chefsessel hat er einen weiten Blick über die westlichen Stadtviertel Frankfurts. Er hat große Pläne in der Oderstadt. „Wir wollen unter die Top Ten der Branche“, sagt Rockstädt-Mies selbstbewusst. Man will in der Amazon-Klasse mitspielen. Sein Geschäftsmodell: Alles selbst machen. Von der Gestaltung der Webseite über das Callcenter bis zur Logistik bleibe alles im Unternehmen. Es gebe gute Arbeitsbedingungen und eine ordentliche Bezahlung „ über dem Mindestlohn“, wie der Firmenchef betont. Genaue Zahlen will er dazu aber nicht nennen. Eine Reportage über schlechte Arbeitsbedingungen bei, Online-Schuhhändler Zalando hatte die Branche in Misskredit gebracht. In der Ende 2011 eröffneten, 4000 Quadratmeter großen Lagerhalle im Frankfurter Stadtteil Markendorf reichen die Regale bis zur zehn Meter hohen Decke, vollgepackt mit Handys, Computerzubehör oder Geschirrspülern. Möglichst viele Artikel müssen hier verfügbar sein. Nur so kann eine Lieferung innerhalb von 24 Stunden garantiert werden. Lange Förderbänder führen vom Lager bis zur Laderampe. Die Kapazität würde reichen, um 30 000 Pakete täglich auf den Weg zu bringen. 1500 bis 6000 sind es im Normalfall, sagt Firmensprecher Hufnagel. Bei der Stadt Frankfurt (Oder) hat das Unternehmen einen guten Namen. „Wir sind stolz auf Getgoods und die Entwicklung, die die Firma genommen hat“, so Sebastian Jarantowski, Wirtschaftsreferent der Stadt. Investoren wie Getgoods werden gebraucht, wenn zum Jahresende der Solarmodulhersteller First Solar, wie angekündigt, seine Werkstore schließt und 1200 Leute auf der Straße stehen. Einige sind schon bei Getgoods untergekommen, sagt Rockstädt-Mies. Auch auf die bald leerstehenden Hallen hat er ein Auge geworfen. Bei weiter starkem Wachstum sei es eine mögliche Option, dort einzuziehen. Die Stadt hätte in den Hallen allerdings lieber Produktionsbetriebe, sagt Wirtschaftsreferent Jarantowski. Aber es gebe genügend Platz in der Stadt für ein weiteres Wachstum von Getgoods. In Schönefeld (Dahme-Spreewald) hat Getgoods ein Büro eröffnet, um für Geschäftspartner leichter erreichbar zu sein. Aber die Zentrale soll in Frankfurt bleiben. Die Oderstadt ist für Rockstädt-Mies ein guter Standort. Genügend Arbeitskräfte gebe es hier und mit polnischen Beschäftigten könne auch der Markt jenseits der Oder erschlossen werden. Die Kennung getgoods.pl hat sich Rockstädt-Mies bereits gesichert. Um genügend Geld für die Expansion zu bekommen, hat der Onlinehändler im September eine Mittelstandsanleihe im Volumen von bis zu 30 Millionen Euro platziert. Gleichzeitig gibt es Spekulationen über eine bevorstehende Übernahme. Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet, dass sich die Metro AG für das Unternehmen interessiert. Weder Metro noch Getgoods wollen bisher diese Gerüchte kommentieren. Derzeit hält das Management 50,1 Prozent der Aktien, 22,9 Prozent gehören der Schweizer Beteiligungsgesellschaft Soneva, der Rest der Anteile ist in Streubesitz. (Von Ulrich Nettelstroth) |