Blackrock hat ein paar Aktien abgebaut und Derivate gekauft. Das übliche Spiel aktiver Investoren, um mittels Positionsmanagement Zwischengewinne zu realisieren ohne die eigentliche Kernbeteiligung zu verändern.
Offenbar hat Blackrock den Abverkauf schön angeheizt bzw. Aktien an Shortseller verliehen, um sich nach einem 30% Crash irgendwann wieder billig aufzusammeln.
Wer eine Aktienposition nachhaltig reduzieren will, baut nicht gleichzeitig seine Derivateposition aus...
Der RSI14 steht jetzt übrigens bei 5,6 nahe des im Crash 2021 erreichten Rekordtiefs. Die schlechte Nachricht für die Shorties ist, dass die Aktie noch immer über 10 EUR und fernab des Allzeittiefs im Bereich von 7 EUR steht. Wenn der Gesamtmarkt den Shorties jetzt nicht gewaltig unter die Arme greift, dürften die Algos wegen des extrem überverkauften RSI14 zeitnah ihre Position auf Long drehen. Wenn die Shorties dann nicht aufpassen, kaufen ihnen die Algos alles weg... Ich bleibe dabei, der 30% Crash im Nachgang der Q1 Zahlen war von langer Hand geplant und war Null komma Null durch die fundamentale Unternehmensentwicklung gerechtfertigt.
Demnächst werden uns einige Zockerblättchen das Gegenteil der bis gestern herrschenden Marktenttäuschung erzählen und wieder zum Einstieg blasen... Dieses Spiel in der Tradingrange zwischen 10 und 13 EUR kennt man nun ja bereits...
Es stellt sich halt die Frage, wann die Aktie die 10 EUR Marke letztmals gesehen haben wird, bevor der Trend Richtung 25 dreht und Charttrader ihre Symmetriespielchen urplötzlich im langfristigen Bild spielen wollen, wo Allzeithochs über 50 EUR aus Sicht eines Longies doch sehr gern zur Herstellung der Chartsymmetrie angepeilt werden dürfen...
Wer sagt, das sei doch vollkommen unrealistisch soll sich mal ansehen, wo Siemens Energy und Friedrich Vorwerk vor weniger als 24 Monaten standen... Ich hatte bei SE-Kursen unter 7 € den vermeintlich allwissenden Markt als eine Lemmingherde von Vollidioten bezeichnet und wiederhole diese Aussage nunmehr auch bei TV.
Wer sich tagtäglich mit der Erstellung und Prüfung von IDWS1-Gutachten beschäftigt, sollte unschwer erkennen, dass die TV-Marktbewertung mit den Q1-Zahlen und den publizierten Mittelfristzielen in keinster Weise mehr in Übereinstimmung zu bringen ist.
Wer eine 720 Mio USD Übernahme komplett für spottbillige 3,9% fremdfinanzieren kann, hat definitiv kein Verschuldungsproblem! Die Höhe der FK-Kosten widerspricht diametral allen Aussagen über einen überhöhten Schuldenstand wie auch eine völlig überteuerte Übernahme.
Nur ein völlig bekloppter FK-Geber würde einer hochverschuldeten Klitsche einen 720 Mio € Kredit zu 3,9% für die Übernahme eines minderwertigen Startups ausreichen.
Hätte TV aus Sicht der FK-Geber tatsächlich eine "schwache Bilanz" hätten sie TV die 1E-Übernahme niemals im Leben vollständig finanziert und erst recht nicht für 3,9%.
Das Gegenteil ist richtig. Selbst nach Abschluss einer 100%-Fremdfinanzierung der 1E-Übernahme verfügt TV neben weit mehr als 100 Mio € freier Liquidität noch immer über horrende Fremdfinanzierungsreserven in Form unbeanspruchter Rahmenkreditvereinbarungen.
Die Banken müssten verrückt sein, ein Unternehmen mit lediglich 100 Mio bilanziellem EK derart stark zu unterstützen. Spoiler... sie sind es nicht. Denn erstens hat TV auf der Passivseite mittlerweile fast 400 Mio € Passive Rechnungsabgrenzungsposten bilanziert, was nichts anderes als auf die Vertragslaufzeit abgegrenzte Umsatzerlöse darstellt und nicht etwa Verbindlichkeiten, zum anderen wird der u.a. für den verschuldeten Betafaktor und mithin die Messung des spezifischen Unternehmensrisikos und des Kapitalstrukturrisikos maßgebliche Verschuldungsgrad (V = FK / EK) zu Marktwerten und nicht etwa zu Buchwerten ermittelt! Bei einem Marktwert des Eigenkapitals i.H.v. 1,6 MRD EUR und einem Marktwert des verzinslichen FK (net debt) i.H.v. 1 MRD EUR hat TV aktuell einen Verschuldungsgrad i.H.v. 1:1,6 = 0,625, was alles andere als eine hohe Verschuldung indiziert und für den Großteil deutscher Mittelstandsunternehmen schlicht ein Traumwert wäre.
Bei einem unverschuldeten Peergroup Beta i.H.v. 0,9 und debt beta i.H.v. 0,15 ergibt sich der verschuldete Betafaktor nach Harris Pringle mit 0,9 + 0,625 x (0,9-0,15) = 1,36
Nach Modigliani Miller ergäbe sich der verschuldete Betafaktor bei einem Unternehmensteuersatz von 30% wie folgt: 0,9x (1+(1-30%)x0,625) = 1,29
Ein verschuldeter Betafaktor in der Bandbreite von 1,3 bis 1,4 ist glasklar kein Indiz für ein hochverschuldetes Unternehmen und rechtfertigt nie im Leben einen Risikoabschlag von einem Peergroup KGV i.H.v. 20 bis 25 auf ein KGV 2025 von 11!
Wer mir ein fehlerfrei gerechnetes DCF-Modell zeigen kann, in dem ein von 7% auf 5 oder 6% leicht abgeschwächtes Q2-Umsatzwachstum einen 30%-Rückgang des Unternehmenswertes oder auch nur ein von 13 auf 12 EUR gesenktes Kursziel rechtfertigt, ist aufgerufen, dies hier im Forum einzustellen.
Die Gesetze der Finanzmathematik lassen eine derartige DCF-Wertentwicklung nur dann zu, wenn der von einigen eher pessimistischen Analysten für Q2 erwartete - vorübergehende - Rückgang der Wachstumsrate gleichsam einer inversen Hockeystickplanung in die Ewigkeit fortgeschrieben wird, was die von TV jüngst publizierten Mittelfristziele vollkommen ad absurdum führen würde.
Ich habe keine Zweifel daran, dass das Management das Wachstumspotenzial ihrer eigenen Firma um Welten besser einschätzen kann als irgendein unternehmensexterner Finanzanalyst. Aber man haut einfach mal eine Kurszielsenkung raus, weil's bei überkauftem RSI14 einfach so schön in den Zockertrend passt. Statt einer Verkaufsempfehlung behält man indes seine vergiftete Halteempfehlung bei... Solche Analysten gehören gefeuert! |