Schaut man sich nur das reine Abowachstum an mit nur 42.000 Nettozugänge, dann sind das meiner Einschätzung nach sicherlich so 20 bis 30.000 weniger wie ich erwartet habe. Zumal ja die Bruttoabozugänge bei 137.000 lagen. Jedoch zeigt sich mittlerweile bei Sky deutlich, dass man nicht mehr auf Teufel komm heraus neue Abos abschließen bzw. auslaufende Abos verlängern will. Das hat Sullivan bei der Hauptversammlung schon so gesagt und heute hat er es bestätigt, dass eine ganze Reihe von Maßnahmen umgesetzt wurden: Reduzierung der Telefonmarketing-Aktivitäten, Preiserhöhungen der Premium-Pakete sowie eine Anpassung der Angebotskonditionen zur Kundengewinnung und -bindung. Das heißt nichts anderes, als dass Sky in diesem Jahr wohl ihr Hauptaugenmerk auf Senkung der Vertriebskosten (nach den Programmkosten der größte Kostenblock von Sky - in 2012 waren das immerhin rd. 220 Mio. €) und auf eine höhere APRU legt. Die Vertriebskosten wurden gegenüber Q1 2012 um 3,3 Mio. € bzw. 6% gesenkt und die APRU wurde auf Jahressicht um 1,39 € bzw. 4,4% auf 33,15 € gesteigert. Diese APRU-Steigerung macht rein rechnerisch immerhin bei 3,4 Mio. Kunden im Jahr zusätzlich 56,7 Mio. € aus, die fast komplett in den Gewinn eingehen !! Zu Q4 ist die APRU um 0,38 € gestiegen. Ziel von Sky ist wohl die APRU in diesem Jahr um über 5% bzw. um ca. 1,65 € auf 34,40 € zu steigern. Dafür nimmt man dann auch wohl ein schwächeres Abowachstum in Kauf wie man z.B. bei der Reduzierung der Telefonmarketing-Aktivitäten oder der sehr hohen Differenz Bruttoabos zu Nettoabos sieht (95.000), aber auch, dass es bei weitem keine so billige Lockangebote mehr gibt wie noch vor 1 bis 1 1/2 Jahren. Sollte das Abowachstum in der zweiten Jahreshälfte anziehen durch den Telekomdeal, dann ist das wohl eine absolut richtige Strategie, vor allem wenn man sich als Premium-Angebot positionieren und somit sich von der Konkurrenz deutlich abheben will. Da der Sullivan in seiner Zeit bei Sky immer die richtigen Entscheidungen getroffen hat, hoffe ich mal dass seine Strategie voll aufgeht. Das werden wir dann aber erst gegen Ende des Jahres erkennen können.
Schaut man sich die reinen Zahlen an, dann sind die abgesehen vom Nettoabowachstum eigentlich recht gut. Zuwachs bei den Sky+-Abonnenten um über 0,5 Mio. bzw. 111% auf 1,1 Mio., Zweitkartenabos mit einem Plus von 159.000 bzw. 74% und bei Sky Go gab es gegenüber Q4 eine Steigerung um 3,2 Mio.-Logins bzw. 27%. Das zeigt welch riesiges Potential Sky im Mobile-Bereich mit Sky Go hat und mit den alleinigen Bundesligarechten ab August wird es sicherlich noch einen weiteren signifikanten Schub geben.
Dass das Q1-Ergebnis nicht etwas besser ausgefallen ist liegt an den höheren Verwaltungs- (es wurde neue Mitarbeiter eingestellt), Technik- (kommt großteils von der Einspeisung der Sky-Programme in die Kabelnetze inkl. vielen HD-Programmen) und den Hardwarekosten. Letzteres ist für mich ein Rätsel, da Sky weniger Umsatz mit Hardware machte (Q1 2012: 10,8 Mo. €/Q1 2013: 8,9 Mio. €) und trotzdem deutlich höhere Hardwarekosten ausweist (Q1 2012: 15,1 Mo. €/Q1 2013: 21 Mio. €). Könnte aber daran liegen, dass erst seit Ende Q1 der neue Sky+ Receiver mit 2-Terabyte-Festplattenoption zu erwerben gibt. Rechnet man mal die Differenz der höheren Hardwarekosten heraus, dann wäre ein EBITA von 12 bis 13 Mio. € heraus gekommen. Sollte es so sein wie ich vermute, dann wird Sky in Q2 alleine von der Hardwareseite her einen kleinen, positiven Sondereffekt von 6 bis 8 Mio. € beim EBITA haben.
Schom mehr als sehr erfreulich ist die Cash Flow-Entwicklung, denn Sky hatte in Q1 einen sehr ansehnlichen positiven operativen Cash Flow von 17,6 Mio. € erzielt. Das zeigt/belegt, dass man bei Sky nicht das große Augenmerk auf den reinen GuV-Ausweis mit einem ausgewiesen Q1-Nettoverlust von 37,6 Mio. € haben sollte.
Durch die beiden Kapitalerhöhungen in Q1 mit einer Verwässerung von rd. 13% liegt die Nettofinanzverschuldung nur noch bei 252 Mio. € (Ende 2012 bei 609 Mio. €) und Sky verfügt jetzt über eine Liquidität von 198 Mio. €. Jedenfalls sieht jetzt die Sky-Unternehmensbilanz richtig tadellos aus und die war noch nie so gut.
Ich bin zugebenermaßen schon ein wenig enttäuscht von den Q1-Zahlen, vielleicht erwarte ich auch zu viel, denn ich habe durchaus mit einem leicht positiven EBIT (- 14,7 Mio. €) und mit einem Nettoabowachstum von 70 bis 80.000 gerechnet, vor allem weil es hochinteressante Champions League -Spiele gab, die Sky exklusiv ausgestrahlt hat, und weil Ostern in Q1 gefallen ist. Geht die neue Strategie von Sullivan aus, dass man nicht mehr um jeden Preis neue Abos abschließt bzw. auslaufende Abos verlängert, dann wäre das niedrigere Abowachstum bei gleichzeitigem 5%igen APRU-Anstieg und deutliche Senkung der Vertriebskoten jedoch kein Problem.
Was mich sehr sehr positiv stimmt ist Tatsache, dass trotz nicht sehr guter Zahlen, der Kurs so schön auf die Zahlen reagiert hat. In dieser Woche konnte die Sky-Aktie bis jetzt immerhin um 12% zulegen und seit ich wieder voll drin bei Sky (seit Anfang April bei 4 €) habe ich schon wieder ein Plus von 20%. Was will ich mehr. Wobei man meine Einschätzung zu den "nicht sehr guten Q1-Zahlen" relativieren muss, denn die Q1-Zahlen sind etwas besser ausgefallen als die durchschnlttlichen Analystenerwartungen lagen. Damit dürfte Sky nach wie vor voll im Plan sein bei den Analystenschätzungen. |