Das Wirkprinzip EndoTAG®-1 setzt direkt an Blutgefäßen an, die für das Wachstum eines Tumors erforderlich sind. Werden die Zellen der Gefäßwand, die sogenannten Endothelzellen, zerstört, gelangen zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe zur Krebszelle: Der Tumor wird "ausgehungert". Dieser Therapieansatz wird in Fachkreisen Anti-Angiogenese (Hemmung derNeubildung von Tumor-Blutgefäßen) genannt. Das Medikament basiert auf einer Kombination von Lipiden, also Fettmolekülen wie sie auch in der Zellmembran vorkommen - und einem therapeutischen Wirkstoff. Sie liegen als Liposomen vor, die man sich als winzige, hohle Kügelchen vorstellen kann und die aus dem Bereich der Kosmetik bekannt sind. In diesen Kügelchen ist der therapeutische Wirkstoff Paclitaxel, eine der erfolgreichsten Substanzen im Bereich der Chemotherapie. Die EndoTAG®-Liposomen sind positiv geladen, lagern sich dadurch gezielt an die negativ geladenen, neu entstehenden Endothelzellen der Tumorsgefäße an (neovascular targeting) und zerstören diese (vascular disrupting). Dies soll die Nährstoffzufuhr unterdrücken und das weitere Wachstum des Tumors hemmen. Demnach werden also nicht nur, wenn überhaupt Tumorzellen direkt angegriffen, sonder die Endothelzellen der neu sich bildenden Blutgefässe - auch mal ein interessanter Mechanismus. Deine Bedenken, dass Medigene sich mit dem Bauchspeicheldrüsenkrebs ein, na sagen wir mal unglückliches Target ausgesucht hat, lässt ein paar Schlussfolgerungen zu: (1) Medigene sieht für andere Krebsanwendungen, also solche Tumore, die gut durchblutet werden einfach keinePotential für EndoTag bzw. zuviel Konkurrenz. (2) Medigene hatte aus den ganzen vorklinischen Untersuchungen Ergebnisse, die schon darauf hinwiesen, dass Tumorzellen immer abgestorben sind, in Gegenwart von EndoTag + Wirkstoff, egal ob gut oder schlecht durchblutet; EndoTag sorgt dafür, dass bei gleicher Dosierung wie der freie Wirkstoff aufgrund der Wechselwirkung mit den Endothelzellen ein Targeting stattfindet und sich einfach mehr Wirkstoff dort anreichert, wo er auch benötigt wird. Die Frage isr ja auch die: Schlecht durchblutetes Tumorgewebe muss auch wachsen; woher kommen die Nährstoffe in solchen Tumoren, gibt es noch andere Zugangswege oder sind sie einfach genügsamer oder wachsen sie langsamer, wo liegen die fundamentalen Unterschiede zu den gutdurchbluteten, schnell wachsenden Tumoren? Gehört der Brustkrebstumor auch zu dieser Gattung der ehre schlecht durchbluteten Tumoren? Ich bin auch dem ganzen Lesen zu EndoTag und deren Wirkprinzipien eher wieder optimistisch gestimmt. Das Prinzip des passiven Targeting und Anreicherung am Ort des Geschehens scheint zu funktionieren. Der Effekt wurde in einer Publikation 1998 erstmals beschrieben, nämlich das kationische Liposomen eine 15-33 mal höhere Affinität zu angiogenetischen Endothelzellen haben. Ausgneutzt wird hier die Ttasache, dass das Endothel im Tmuorgewebe ebenfalls schadhaft ist im Vergleich zu gesundem Endothel. Liposomale Wirkstoffträger gibts ja auch schon am Markt, deren Wirkprinzip ist aber anders, da meistens eine pegylierte Variante eingesetzt wird, um dem Liposom dadurch eine längere Verwilezeit im Blut zu geben und damit mehr Zeit, den Ort zufinden, wo es gebraucht wird. Das EndoTag Prinzip ist schon eine Ecke cleverer..:-) Schönen Abend noch! |