... in Rente zu schicken! Natürlich sind fallende Preise ein Zeichen für Deflation. Deflationsspiralen bzw. ein Ausbleiben (gewünschter) Inflation sind Anzeichen einer möglichen Wirtschaftsabschwächung, aber einen (hauptsächlich politisch bedingten) Ölpreisverfall von 70% kann man doch nicht in ein herkömmliches Wirtschaftsmodell hineinpressen, ohne gleichzeitig die übrigen Rahmendaten anzupassen! Ich glaube nicht, dass Alcoa auch nur ein Kilogramm weniger Aluminium verkauft hat, aber dennoch werden jetzt Fabriken geschlossen und unsinnige Stillegungskosten verursacht, um das Angebot (künstlich) zu verknappen, um so die Preise zu erhöhen. Dann holt man später über höhere Margen die jetzigen Kosten wieder rein und wenn sich die Nachfrage dann weiter entwickelt, werden für teures Geld die Fabriken wieder angeschmissen und die Leute wieder eingestellt, falls man dann überhaupt seine alten Marktanteile halten kann, weil der Chinese bei diesen Enegiepreisen sicherlich Tonnen an Aluminium auf Halde produziert, da sie den mit Abstand größten Posten der Herstellungskosten ausmachen.
Was ich sagen will ist, dass die permanente Anpassung an sich ändernde Umgebungsdaten zwar wichtig ist, aber inzwischen doch so starkt übertrieben wird, dass man das große Ganze und die Langfristigkeit offenbar ein wenig aus den Augen verliert. Preiskriege, Währungskriege und Ölkriege um die Vormachtstellung auf dem Globus bringen eine riesiges Durcheinander mit sich und damit auch die Volatilität der letzten 2-3 Jahre. Man ist ständig überrascht über die Entwicklungen, die man durch seine eigene ruppige Vorgehensweise überhaupt erst initiiert, wie ein Affe, der sich selbst im Spiegel sieht und vor sich selbst davonrennt. Ich könnte fast wetten, dass wenn sich die Situation etwas beruhigt hat und man einen kühlen und weniger emotionalen Blick auf die aktuelle Lage wirft, sich genauso schnell wieder eine Gegenbewegung mit anschließender Übertreibung in die andere Richtung ergeben wird. Ein gutes Beispiel ist der DAX, der zwischen Ende 2014 und Anfang 2015 eine Rallye von +50% (!) hinlegt hat, um dann wenige Monate später nur noch 10% höher vom ursprünglichen Ausgangspunkt zu tendieren. Das sind Bewegungen, die mindestens ein 3/4 Jahrzehnt in Anspruch nehmen müssten. Der SHI schießt von jetzt auf gleich um +150% nach oben, um dann am Ende bei +40% (vom Ausgangspunkt) zu landen. Das ist doch irre und hat mit Realwirtschaft doch nichts mehr zu tun!
Ich finde es inzwischen ziemlich witzig, wie die "Analysten" das auf CNBS, Bloomberg oder von mir aus auch auf deraktionaer.tv mit versteinerter Miene zu erklären versuchen. Eigentlich müsste man es eher wie ein Formel 1-Rennen kommentieren, in dem jederzeit etwas Unvorhersehbares geschehen kann. Die Börsen sind längst kein Ort mehr, auf dem Angebot und Nachfrage aufeinandertreffen. Da sind unsichtbare Spieler ohne Geld mit geliehenen Aktien, die Kurse manipulieren, übereifrige oder unfähige CEOs, die selbst die gängigsten Spielregeln außer Kraft setzen, und natürlich die Notenbanken, die offenbar zentral (von Goldman Sachs) gelenkt werden, aber keine Richtung verfolge: Sie weichen wie bei einem Videospiel einfach nur dem nächsten Felsen oder Eisblock aus, der auf sie zukommt. Die Kontrolle und das langfristige Ziel ist dabei schon längst verloren gegangen, wie es scheint. Die Zeiten, in denen man aus der Erfahrung der Vergangenheit auf die Zukunft schließen konnte, haben wir in unserer Casino-Welt doch schon längst aufgegeben...
... und deshalb jetzt alles auf "Schwarz", weil "Rot" haben wir einfach schon zu lange gesehen! Es ist inzwischen eher eine Frage der Wahrscheinlichkeit geworden, wobei natürlich auch der unwahrscheinliche Fall ebenso eintreten kann. Der massenpsychologische Aspekt (unterstützt durch die technische Analyse) ist sicher nicht Ursache dieser Entwicklungen, sondern einfach eine gern genommene Erläuterung für das, was man rational nicht erklären kann. In dieser Zauberkiste findet sich (im Nachhinein) immer eine gute Erklärung für das, was gewesen ist: Untertassen, Trends, Schultern und Köpfe, die alles erklären, aber ein gesamtes Unternehmen mit allen seien Facetten auf ein paar Linien reduzieren, auf ein Modell, aus dem wir (bzw. "die Märkte") inzwischen (computergestützt) Realitäten formen. Wäre schön, wenn uns dieser Umkehrschluss beim Wetter auch bald gelingen würde: Dann würde ich einfach am Computer ein Wetterszenario simulieren und schon ist es in der Realität so, wie ich es mir ausgemalt habe! Das wäre doch was ...
Na ja, was soll's! Hauptsache Marissa Mayer verlässt bald Yahoo! Ich würde den aktuellen Unfug dieser Tage nicht unnötig überbewerten...
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