...ich bin nicht investiert, kann aber die Talfahrt der Gefühle bei dem einen oder anderen hier nachempfinden, da ich ähnliches bei der HRE miterlebt habe...der folgende Text lässt Böses erahnen (Dejavu für mich beim lesen des Textes :-/ )
"“Commerzbank Müssen wir sie wieder retten? 22.11.2011, 16:51 Uhr, aktualisiert 17:14 Uhr
Der Commerzbank droht ein Finanzloch, das fünf Milliarden Euro groß sein könnte. Wenn sie erneut zum Staat muss, ist damit das berufliche Ende von Commerzbank-Chef Blessing besiegelt. Er will nicht gerettet werden.
DüsseldorfDas düstere Gerücht verbreitete sich am frühen Dienstag wie ein Lauffeuer: Die angeschlagene und teilverstaatlichte Commerzbank braucht noch mehr Milliarden, als bislang befürchtet. Dem Institut könnten rund fünf statt drei Milliarden Euro fehlen, wenn die EU-Bankenaufseher ihre Anforderungen verschärfen. Das sollen laut der Nachrichtenagentur Reuters bankinterne Berechnungen ergeben haben. Die Anleger, die das Vertrauen in die Commerzbank schon lange verloren haben, schickten die Aktien an der Börse auf Talfahrt – am Handelsplatz in Frankfurt rauschte der Kurs zwischenzeitlich um mehr als 10 Prozent auf 1,20 Euro ab. Seit Jahresbeginn hat das Papier rund drei Viertel an Wert eingebüßt. Damit ist das Geldhaus an der Börse nur noch 6,5 Milliarden Euro wert.
Die Commerzbank, deren Kapitalbedarf bislang der größte aller deutschen Institute war, hat sich bislang noch nicht geäußert. Und je länger sich das Institut in Schweigen hüllt, desto weniger glauben Experten daran, dass das Institut die Auflagen überhaupt noch aus eigener Kraft erfüllen kann. Zwar will Commerzbank-Chef Martin Blessing die Bilanzrisiken im kommenden halben Jahr drastisch herunterfahren, aber es bleiben Zweifel, dass das reicht.
Druck auf Blessing wächst
Mit dem höheren Bedarf wächst der Druck auf Blessing. Er hat sein persönliches Schicksal damit verknüpft, dass das Institut die Lücke bis Mitte 2012 schließen kann, ohne noch einmal Staatshilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Eine Mammutaufgabe und an Tagen wie heute scheint sein Schicksal besiegelt. Die Commerzbank hatte 2009 insgesamt 18 Milliarden Euro an frischem Kapital vom Bankenrettungsfonds Soffin erhalten. Mehr als 90 Prozent der Stillen Einlage hat sie zurückgezahlt, der Staat hält aber immer noch 25 Prozent an Deutschlands zweitgrößter Bank.
Schafft es die Commerzbank ohne den Staat?
Rechnerisch braucht die Commerzbank nun statt 2,9 Milliarden rund 5 Milliarden Euro mehr Kapital. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Die Chance, den zusätzlichen Bedarf mit einer Kapitalerhöhung aufzubringen, schätzten Experten der Ratingagentur Fitch schon Anfang November als gering ein, nachdem das Institut in diesem Jahr bereits elf Milliarden Euro eingesammelt hatte. Und mit der heutigen Talfahrt an der Börse steht dieser Option inzwischen auch ein technisches Problem im Weg. Weil die Papiere auf 1,20 Euro gefallen sind, scheint eine Kapitalerhöhung unrealistisch, denn neue Papiere darf die Bank nicht unter dem rechnerischen Nennwert von 1,00 Euro ausgeben.
Schon vor zwei Wochen warnten die Kreditanalysten von Fitch, dass die Bank möglicherweise noch einmal Staatshilfe beanspruchen muss. Damals wurde der zusätzliche Kapitalbedarf 2,9 Milliarden Euro beziffert. Die Experten sehen die Bemühungen der Bank, die verschärften Eigenkapital-Vorschriften bis Mitte 2012 aus eigener Kraft mit Hilfe von Sparmaßnahmen zu erfüllen, kritisch.
Eine Eintrübung der Konjunktur könnte ihr einen Strich durch die Rechnung machen: „Wenn sich die Weltwirtschaft abschwächt, dürfte die derzeit niedrige Risikovorsorge steigen und damit den Nutzen der Kostensenkungsmaßnahmen neutralisieren“, warnte Fitch. Dann könnte die Bank nicht mehr hoffen, ihre Eigenkapitalquote durch Einbehaltung von Gewinnen aufzubessern. „Deshalb erwartet Fitch, dass jeglicher zusätzlicher Kapitalbedarf zum größten Teil durch den Staat gedeckt werden müsste“, ist das Fazit der Kreditexperten.
Doch den Bankenrettungsfonds Sofiin will Blessing nicht noch einmal anzapfen. „Da gehe ich nicht nochmal hin“, sagte er kürzlich. Deshalb bleibt ihm nur, die Bilanz – durch Einschränkungen bei der Kreditvergabe oder den Verkauf von Firmenteilen oder Portfolien – so deutlich abzubauen, dass das vorhandene Kapital zur Unterlegung der Risiken (RWA) reicht.
Doch auch das ist ein Balanceakt: Die Bank darf dabei keine Verluste hinnehmen, die das Kapital weiter aufzehren. „Die Commerzbank hätte schon die 2,9 Milliarden nur geschafft, wenn sie sich stark gestreckt hätte“, sagte Analyst Dirk Becker von Kepler Equities. „Fünf Milliarden schafft sie auf keinen Fall. Die Commerzbank kann nur auf ein Wunder hoffen.“ Olaf Kayser von der LBBW unkt: „Da werden sie sich den Rest vermutlich doch vom Soffin holen müssen.“ UBS-Bankenexperte Philipp Zieschang geht sogar von einer Lücke von sechs Milliarden aus. „Da bleibt ein Loch von drei Milliarden, selbst wenn die RWA-Reduzierung gelingt.“
Der Finanzexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Frank Schäffler, forderte im „Tagesspiegel“, die Bank im Zweifel zu zerschlagen, „wenn sie ihre Probleme nicht lösen kann“. Es fehle an einer Strategie, wie das teilverstaatlichte Institut wieder vollständig in private Hände komme. Neuerliche Staatshilfen seien da der falsche Weg. „Das entwickelt sich zu einem Fass ohne Boden“, sagte Schäffler.
“Die Commerzbank kann nur auf ein Wunder hoffen”
Die EU will das verlorengegangene Vertrauen in die Banken wieder herstellen, indem sie die 70 größten Institute Europas dazu zwingt, ihr hartes Kernkapital bis Juni 2012 einheitlich aufzustocken. Im Oktober hatte die EU-Bankenaufsicht EBA einen vorläufigen Kapitalbedarf von 106 Milliarden Euro ermittelt und die Banken gezwungen, dabei ihre Staatsanleihen zu Marktwerten anzusetzen. Die 13 größten deutschen Banken schienen glimpflich davongekommen zu sein: Nur vier von ihnen brauchten zusammen 5,2 Milliarden Euro, mehr als die Hälfte davon allein die Commerzbank.
Aufseher ringen noch um Kapitalbedarf
Doch inzwischen ist über die Berechnungsgrundlagen ein heftiger Streit unter den Aufsehern ausgebrochen. Deutschland und andere Staaten leisten aber noch Widerstand gegen eine Verschärfung der Regeln, auch um die deutschen Institute nicht über Gebühr zu belasten. Das hat die Veröffentlichung des finalen Kapitalbedarfs verzögert. Aufsehern zufolge ist damit frühestens in der kommenden Woche zu rechnen. „Die EBA baut kein Vertrauen auf und erhöht das Risiko, dass die Realwirtschaft den Preis dafür zahlen muss“, sagte ein Insider.
Klar ist, dass die Gewinne der Banken im dritten Quartal in die Berechnung einbezogen werden sollen. Die Commerzbank hat da 700 Millionen Euro Verlust erwirtschaftet. Die Londoner Aufseher wollen Finanzkreisen zufolge zudem die Möglichkeit einschränken, Kursverluste mit Papieren aus den Schuldenstaaten mit Gewinnen etwa bei Bundesanleihen zu verrechnen. Das träfe vor allem die deutschen Banken. Aufsichtskreisen zufolge könnten sie nun gut und gerne zehn Milliarden Euro brauchen. Um den endgültigen Kapitalbedarf zu ermitteln, sollen auch die Risiken der Banken genauer bewertet werden.
Angeschlagener Boxer
Der Commerzbank-Vorstand hatte schon angesichts der anfangs veranschlagten 2,9 Milliarden Euro einen Notplan aufgestellt, der die Bilanzrisiken (RWA) von zuletzt 244 Milliarden Euro um 30 Milliarden drücken sollte. Ein Gewaltakt: Das Neugeschäft des größten deutschen Immobilienfinanzierers Eurohypo wird gestoppt. Im Mittelstandsgeschäft sollen Kredite bis auf Weiteres nur dann vergeben werden, wenn sie mit den Kernmärkten Deutschland oder Polen zu tun haben. „Das ist wie bei einem Boxer, der drei Tage vor seinem großen Kampf noch versucht, 20 Kilo abzunehmen“, beschrieb ein Analyst das Vorhaben.
Gesetzesverschärfung gefordert Fitch-Urteil zur Commerzbank alarmiert Grüne
Das düstere Urteil der Ratingagentur Fitch über die Zukunft der Commerzbank sorgt für Aufregung in Berlin. Da das Institut teilweise dem deutschen Staat gehört, sehen die Grünen Schäuble in der Pflicht zu handeln.
Die Ertragsperle der Bank, das Geschäft mit dem Mittelstand, soll nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. „Die Bank wird nicht ihren größten Ertragsbringer anrühren“, sagte ein Insider. Dagegen müssen deutsche Länder und Kommunen den Kreisen zufolge mit drastischen Einschnitten in der Kreditvergabe rechnen. Damit riskiert Blessing einen Konflikt mit seinem Großaktionär: Der Staat hält noch immer 25 Prozent an der Commerzbank und 1,9 Milliarden Euro in Form von Stillen Einlagen, seit er die Bank in der Finanzkrise gerettet hat. Noch im Juni hatte die Bank fast 3,3 Milliarden Kapital an den Staat zurückgegeben, weil die Aufseher meinten, dass sie auch ohne auskommen könnte – Geld, das ihr nun schmerzlich fehlt. cg/rtr/afp”
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/...retten/5874984.html |