vom 11. Februar 2019 mit Wolfgang Seybold (nachfolgend W.S. genannt) von AXINO.
Ich habe das Gespräch mit W.S. nicht elektronisch aufgezeichnet oder abgehört. Die Wiedergabe als Zusammenfassung erfolgt nach bestem Wissen und Gewissen als Gedächtnisprotokoll, so wie ich es verstanden habe und wie es mir in Erinnerung geblieben ist. Es handlet sich also überwiegend um eine sinngemäße Wiedergsabe des Gesagten. Ohne Jurist zu sein, gehe ich fest davon aus, dass eine negative Beeinträchtigung der Interessen von Herrn Seybold, bzw. AXINO bzw. Mister Frances von TIGER durch meine Veröffentlichung ausgeschlossen ist, weil diese die genannten Personen ausschließlich in positivem Licht erscheinen lassen und weil darin überwiegend Sachverhalte zur Sprache kommen, die von TIGER im AXINO-Portal mehr oder weniger präzise bereits kommuniziert bzw. angesprochen wurden. Das Protokoll ist letztlich der Versuch, von W.S. noch bessere Auskünfte zur Strategie und Handlungsweise von TIGER bzw. dessen Chairman zu bekommen. W.S. nahm sich über eine halbe Stunde Zeit, um mit mir zu reden und ausführlich alle möglichen Aspekte anzusprechen, meine Fragen zu beantworten und seine Sichtweise zur Lage von TIGER kundzutun. W.S. wies darauf hin, schon circa 25 Jahre für AXINO tätig zu sein und entsprechende Erfahrungen im Umgang bzw. der Kommunikation mit den im Portal registrierten Unternehmen zu haben, welche AXINO im deutschsprachigen Raum quasi vertritt. Im Verlauf des Gesprächs vermittelte sich mir der Eindruck, dass W.S. über umfangreichen Sachverstand zum Thema „Explorations- bzw. Bergbauunternehmen ect.“ verfügt, was angesichts der Art der Kunden, die AXINO auf der eigenen Homepage präsentiert, ja auch vorausgesetzt werden kann. Außerdem weiß er Bescheid über wichtige Internas der Förderländer – insbes. dem Kongo – und natürlich auch über das Börsengeschäft, das Börsenrecht sowie das Gesellschaftsrecht und deren jeweilige Begrifflichkeiten.
W.S. betreut TIGER auf AXINO schon seit 2006. TIGER sei für ihn von Anfang an eines der erfolg-reichsten und vielversprechendsten Unternehmen im Kongo gewesen. Die Probleme von TIGER in 2016 bzw. 2017 und natürlich das Aussetzen der Aktie vom Börsenhandel im Februar 2017 habe ihn sehr überrascht und schockiert, weil er das nicht möglich gehalten hatte. W.S. deutete an (ich meine das herausgehört zu haben), selbst auch Aktien von TIGER zu halten, was für mich Indiz dafür ist, dass er von TIGER überzeugt war – und mittlerweile – insbes. mit der Ernennung von David Frances zum Chairman von TIGER - auch wieder ist.
So wie er Frances einschätzt, mache der – anders vielleicht als seine Vorgänger – im persönlichen Gespräch einen glaubhaften, soliden Eindruck und im übrigen zu seiner Überzeugung einen guten Job.
Wichtig sei vor allem die Tatsache, dass Frances einen Plan habe, weshalb W.S. ihm zutraut, TIGER in absehbarer Zeit (in ca. 2 Jahren ?) tatsächlich erfolgreich saniert zu bekommen. Der Weg dorthin sei zwar sehr steinig und ist von verschiedenen Voraus-setzungen wie Kupferpreis, Förderquote ect. abhängig. Er halte Frances aber für ausreichend durchsetzungsfähig, um seine Ziele zu erreichen.
Auf jeden Fall wolle er die Shareholder „nicht im Regen stehen lassen“. Die Befriedigung bzw. Bedienung der Gläubiger sei zwar wichtig, jedoch nicht die einzige Zielsetzung.
Nachgefragt nach dem Zweck der kürzlichen Roadshow von Frances meinte W.S., dass diese allein den Zweck eines Shareholder-Updates hatte. Das Ergebnis ist in dem gleichnamigen Bericht vom Januar 2019 von TIGER auf der AXINO-Homepage nachzulesen.
Womit wir bei den eigentlichen Themen angekommen wären: Frances nannte gegenüber W.S. folgende vorrangige Ziele, wie sie in den Beiträgen auf der WebSite von AXINO von TIGER bzw. wie sie mir zuletzt von W.S. in seinen Rück-Emails auch schon genannt wurden :
1) Entschuldung Die Schulden von TIGER sollen – als Teil der Sanierungsmaßnahmen - auf ein Niveau von 100 Millionen USD zurückgeführt werden. Die Entschuldung soll aber nicht durch Tilgung erfolgen, was sich auf Grund der Ertragslage ja auch nicht in kurzer Zeit realisieren ließe – sondern durch eine Kapitalisierung der Schulden, sprich Umwandlung in Eigenkapital (Dept-Equity-Swap). Praktisch geschieht das durch Umwandlung eines Großteils der Verbindlichkeiten in Aktien. Frances sei dazu in intensiven Verhandlungen mit den Gläubigern.
Im übrigen sei es lt. W.S. so, dass die Tilgung der Schulden generell gestundet sei, Zinszahlungen ebenfalls nicht erfolgen würden und die Zinsen stattdessen kapitalisiert (in Aktien umgewandelt) werden. Anmerkung von mir: Letzteres war mir bisher nur als Option bekannt. Jetzt scheint das Realität zu sein.
2) Kobaltproduktionsanlage Diese soll auf dem Kipoi-Projekt so schnell als möglich gebaut werden. Die Anlage werde sich – trotz des derzeitig niedrigen Kobaltpreises – als sehr lukratives Projekt erweisen. Anmerkung von mir: Zumal dann, wenn sich der Kobaltpreis erholen sollte.
W.S. wiederholte die Aussage von Frances, dass die in den Laugenbecken befindlichen und nur noch auszuwaschenden Kobaltresourcen auf einen Wert von 100 Millionen USD geschätzt werden – bei Kosten für die Kobaltproduktionsanlage von voraussichtlich 34 Millionen USD . Auf meine Nachfrage nach dem Zeitpunkt der Schätzung – Antwort: nach aktueller Schätzung, also nach einem Marktpreis des Kobalts vor etwa 1 – 2 Wochen. W.S. ist sich sicher, dass die Beschaffung des für den Kauf benötigte Investitionskapital angesichts der Gewinnaussichten kein großes Problem sein wird. Es komme ein nicht zu unterschätzender positiver Faktor hinzu: Die Weltbank sei einer der Kreditgeber und Aktionäre von TIGER. Wodurch TIGER den Vorteil habe, im gesamten Kongo als einziges Unternehmen eine ethisch saubere Kobaltproduktion zu gewährleisten. Dieses Zertifikat könne TIGER absatzmäßig noch viel Gutes einbringen. Anmerkung von mir: Was ethisch sauber in der Praxis bedeutet, erschließt sich mir momentan nicht, kann aber dahingestellt bleiben.
3) Delistung / Relisting / IPO Eine endgültige Entscheidung zum Delisting stehe noch aus. Frances befürchtet nach wie vor – und diese Befürchtung teilt anscheinend auch W.S. - , dass der Aktienkurs von TIGER nach einer jetzigen Wiederaufnahme des Aktienhandels auf ein Sell-off-Niveau fallen wird, weil die Shareholder ihre Aktien so schnell als möglich los werden wollen – egal wie gut die Aussichten für TIGER in 1, 2 Jahren seien.
Frances favorisiert deshalb ein Delisting von TIGER, verbunden mit einem IPO bzw. Relisting in etwa 2 Jahren, wenn TIGER wieder auf der Erfolgsspur sei.
Beachte: Das Delisting sei n i c h t gleichbedeutend mit einer – nicht nur von mir befürchteten – Enteignung der Altaktionäre. W.S. wiederholte erneut die Möglichkeit, dass die Altaktien bis zum Relisting in einem Sammeldepot verbleiben (Lagerstellen Clearstream, J.P. Morgan Nominees ) – also nicht wertlos verfallen, auch wenn sie evtl. von der einen oder anderen Depotbank ausgebucht würden - und dann nach einem Re-Split bzw. mit einem Wandlungskurs in neue Aktien umgewandelt werden. Die Details zu einem Relisting würden bei TIGER derzeit überdacht und ausgearbeitet. Zur Erinnerung: W.S. hatte in seiner Email vom 18.1.2019 am mich die Problematik angesprochen, wie die Lagerstellen den Alt-Aktienbestand bei einer Notizaufnahme wieder auf die einzelnen Banken verteilen, und wer den Prozess anstößt bzw. auch bestätigt, wenn die deutschen Banken diese bereits ausgebucht haben. Für diese Problematik hatte Frances bei seiner Roadshow noch keine Lösung.
Interessanter Aspekt: Sollte W.S. möglicherweise tatsächlich selbst auch Aktien von TIGER halten, wäre das für die Position und Interessen der deutschen Shareholder insgesamt ja nicht das Schlechteste. Denn W.S. hat ja „einen guten Draht“ zu Chairman Frances, was sich als vorteilhaft erweisen könnte.
4) LOMP-Studie Die LOMP-Studie wird lt. W.S. publiziert, sobald Frances sich mit den Geldgebern über die Entschuldung geeinigt hat bzw. wenn er das Kapital für die Kobaltproduktionsanlage zusammen hat. Vorher mache eine Veröffentlichung keinen Sinn.
Auf meine Frage nach der „Gefahr“ einer erneuten Änderung der Lizenzgebühren im Kongo wegen des Regierungswechsels antwortete W.S., dass sich am Niveau der zuletzt erhöhten Lizenzen nichts ändern werde. W.S. Ist im übrigen davon überzeugt, dass TIGER durchaus in der Lage sei, durch Zukauf von Kupfer- bzw. Kobaltresourcen auch die nächsten 20 Jahre zu überleben bzw. wirtschaftlich gut zu überstehen.
5) Rationalisierung Als vordringliche Aufgabe von Frances im Kipoi-Projekt werde auch gesehen, das dortige Personal zu reduzieren. Zur Erinnerung: 1/3 von ca. 1.000 Bediensteten soll abgebaut werden. Der Anteil der einheimischen Belegschaft an der Gesamtbelegschaft sie naturgemäß hoch (90 %) und es bestünde die Schwierigkeit, mit diesen einheimischen Arbeitern klarzukommen, weil sie oft in Stämmen und Sippen organisiert sind und die „Clanchefs“ schwer zu führen seien. Wenn sich gewisse Besitzstände und „Gewohnheitsrecht“ verfestigt hätten, sei es um so schwerer, diese aufzubrechen und zum wirtschaftlichen Vorteil von TIGER zu ändern. Es bleibt also abzuwarten, wie die Kongolesen nach einem Personalabbau reagieren und wie motiviert oder demontiviert sie dann zu Werke gehen.
Schlussbemerkungen: Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass W.S. die Zukunft von TIGER (wieder) positiv sieht, so dass berechtigte Hoffnung besteht, dass die Shareholder in absehbarer Zeit doch noch was von ihrem investierten Geld sehen. Leider sind 2 Jahre Wartezeit sehr lang. W.S. schloss allerdings nicht aus, dass ein IPO respektive Relisting auch früher erfolgen könnte, wenn sich z.B. die Kobaltproduktion besser als jetzt erwartet entwickelt.
Letzte Anmerkung meinerseits: David Frances als Chairman von TIGER ist zweifellos sehr bemüht, seinem Namen als Sanierer keine Schande - besser: alle Ehre – zu machen. Fraglich ist und bleibt, ob er das, was er planungsmäßig kundtut, tatsächlich auch umsetzen kann. Dass er es will, steht für mich inzwischen außer Frage. Wir sollten ihm – auch in unserem eigenen Interesse – Glück und das nötige Geschick wünschen, (Achtung Wortspiel) den schon tot geglaubten TIGER wieder zu neuem Leben zu erwecken. Was anderes bleibt uns auch nicht übrig, wenn wir jemals noch mal was von unserem Geld sehen wollen. |