"..Die Sehnsucht Merkels, „aus der Vergangenheit zu lernen“, rührt von ihrer tiefen Abneigung vor eigenen Entscheidungen her: Sie möchte Entscheidungen mit mathematischer Gewissheit treffen, um keine Fehler zu machen. Sie übersieht dabei, dass der Unterschied zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart darin besteht, dass man die beiden nicht vergleichen kann: Wir leben in einer mobilen, von technologischen Revolutionen geprägten Welt. Das beschauliche Westeuropa gibt es nicht mehr, genausowenig wie die DDR. Übertroffen wird Merkels Angst vor der Gegenwart nur von ihrer Angst vor der Zukunft: Man kann nicht entscheiden, wenn man nicht weiß, wie die Welt sein wird. In der Sehnsucht nach maximaler Sicherheit ist Merkel das Opfer von maximaler Irrationalität geworden. Sie reagiert, gestaltet aber nicht..." |