Also, ich finde den Zukauf mehr als genial. Die reinen Geschaftszahlen kann ja jeder für sich deuten, hierfür bin ich auch kein Fachmann. Klingen für mich aber nach einem fairen Deal. Ich betrachte diesen Deal aber von einer anderen Seite als genialen Schachzug (richtet sich ein wenig nach dem Post von mercedes gl).
Also fangen wir mal nüchtern an, und zwar mit dem Produktportfolie was dazu gekauft wird. Zur Antikörpermarkierung hatte ja Innova (ich glaub die waren das, weiß nicht mehr genau wer was mit reingebracht hat) schon so einiges im Portfolio was jetzt bereits über Expedeon vertrieben wird. Vieles davon ist sehr speziell, manches aber auch nicht. Ähnlich sieht es bei den TGR-Produkten aus. Die Surefire-Produkte sehen nach einer neuen Geschichte aus (auch wenn es die selbe Technik ist), dh man verwendet diese für eine andere Fragestellung. Bei den CaptSure-Techniken bin ich mir nicht sicher. Beim groben überfliegen ließt es sich so wie die lightning-link Sachen die bereits angeboten werden. Naja, versteht hier ja doch kaum einer :D. Von daher, passen sehr gut in die jetzige Produktpalette. Und hier sprech ich dich dann mal direkt an mercedes_gl. Es mag so erscheinen als würden hier wahllos Firmen gekauft werden um auf so vielen Hochzeiten wie möglich zu tanzen (Hauptsache Umsatz generieren). Ich kann diesen Gedankengang sehr gut nachvollziehen. Gibt ja zahlreiche Beispiele an der Börse wo sowas nach hinten losgegangen ist. Nur denke ich, dass das in dieser Branche aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet werden muss. In diesem Fall sollte man sich das eher so vorstellen (sehr, sehr weit runtergebrochen): du besitzt einen Gegenstand indem eine Schraube steckt, welche du gerne lösen möchtest. Du besitzt allerdings keinen passenden Schlüssel. Nun wendest du dich an eine Spezialwerkstatt von der du weißt, dass diese sämtliche Schlüssel für diese Fragestellung hat. Du gehst nicht von Haustür zu Haustür und fragst deine lieben Nachbarn ob sie zufällig einen haben!
Nun ich hab immer noch nicht beantwortet warum ich diesen Kauf für einen genialen Schachzug halte. Leider werde ich dafür noch mehr quatschen müssen. Ansonsten glaube ich nicht, dass jemand der nicht aus der Branche kommt dies nachvollziehen könnte. Vor ein paar Wochen habe ich folgendes Gespräch mit meiner Frau gehabt (arbeitet auch in der Forschung und verwaltet da unter anderem auch die Einkäufe, die alleine für die Verbrauchsmaterialien im Jahr bei nem hohen 6stelligen Bereich liegen).
Ich: Schatz, es tut mir leid. Ich hab ziemlich viel Kohle von uns in nen kleines Biotechunternehmen gesteckt. Hoffe das geht gut, aber die Zeichen sprechen eher dafür als dagegen. Meine Frau: Ist mir egal, du machst das schon! Ich: Ich wüsste wie du die Sache vielleicht ein wenig unterstützen könntest. Die verkaufen bla bla bla (eine Liste von Sachen die meine Frau nützlich findet bzw. selber nutzt). Wie wärs wenn du dir die Seite mal anschaust und einfach in Zukunft dort bestellst. Meine Frau: Bin ich bescheuert? Warum zum Geier soll ich etwas ändern was funktioniert!!!
Ende des Gesprächs. Warum erzähl ich das? Weil mir SOFORT nach dem Gespräch eine Sache klar geworden ist. Sie hat Recht! Warum? Als ich selber noch im Labor für meine Forschung gearbeitet habe beinhaltete meine Doktorandenstelle ca. 12000 Euro/Jahr für Verbrauchsmaterialien. Nun habe ich meine Enzyme oft selber hergestellt, der Rest war auch alles sehr erschwinglich. Somit hab ich mich nie über knappe Mittel innerhalb meiner Forschung beklagen müssen. So wie eigentlich alle bei uns im Haus. Eigentlich wie alle Häuser dieser Forschungseinrichtung. Nun als Forscher dreht sich die Welt sehr schnell. Die Währung eines Wissenschaftlers ist nicht der Euro, sondern Publikationen. Und die wollen alle. Egal ob Amerikaner oder Chinese. Somit bestand mein Alltag eigentlich immer aus: der Chef will dieses Ergebnis bis dann und dann, du musst noch diesen Vortrag vorbereiten, da ein Praktikum leiten, und und und. Aber woran ich wirklich NIEMALS in meinen Jahren gedacht habe: "ist das jetzt zu teuer und sollte ich das evtl. bei nem anderen Hersteller kaufen?". Ich weiß, viele mögen das nicht verstehen, gerade wegen der Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler. Aber so funktioniert dieses Business nun mal. Zeit ist wichtiger als Geld. Und davon haben die meisten Forscher zu wenig. Sonst ist irgendwer anders schneller und du kannst deine Forschung in die Tonne hauen. Ich hoffe nun kann das jeder verstehen, dass übliche Betriebswirtschaftliche-Denkweisen oft halt auch keine Rolle spielen. Um das Gespräch mit meiner Frau zu beenden: ich würde selber keine etablierten Kits, Chemikalien, Versuchsabläufe einfach so ändern. Daran hängt einfach zu viel. Habe selber schon zu oft erlebt wie Monate in den Sand gesetzt wurden, nur weil eine Chemikalie/Puffer/Enzyme "kaputt/verunreinigt" waren.
Nach dieser Geschichte, oder vielmehr nach diesem Einblick in die Gedankenwelt eines Käufers, wird deutlich wie wichtig das Marketing für Sygnis ist (hatte ich ja bereits ein oder zweimal erwähnt). Und damit zum Schachzug des Zukaufs: ich finde ihn geil, weil so ein neuer Kundenstamm (der von TGR) dazugewonnen wurde (wahrscheinlich auch viele Australier=Markterweiterung). Das Unternehmen breits profitabel agiert(e). Und, hier möchte ich mich aber noch nicht festlegen, ein möglicher Konkurrent aufgekauft wird (bin mir noch nicht sicher ob die Produkte teilweise konkurieren). Und zu guter letzt, die Produktpalette wird erweitert. |