Stellungnahme zum Presseartikel in der FTD vom 20. September 2010Sehr geehrte AktionärInnen, Geschäftspartner und Freunde unseres Hauses,
in einer aktuellen Ausgabe der Financial Times Deutschland wird über AURELIUS berichtet.
Zu den darin erhobenen Vorwürfen gegen unser Unternehmen nehmen wir wie folgt Stellung:
Der Artikel wurde von der Redakteurin Angela Maier verfasst, die seit Jahren der Private Equity-Branche äußerst kritisch gegenüber steht und insbesondere gegen Restrukturierungsinvestoren wie uns einen journalistischen „Rachefeldzug“ führt. Die darin genannten Vorwürfe sind im Wesentlichen falsch bzw. verdrehen die Wahrheit grob.
Ein Teil der dem Artikel zugrundeliegenden Unterlagen wurde im letzten Jahr wahrscheinlich von einem ehemaligen Mitarbeiter bei Mode & Preis entwendet. Diesbezüglich wird Strafanzeige gestellt.
Grundsätzlich kauft AURELIUS Unternehmen in Sondersituationen. Dazu zählen neben Tochtergesellschaften von Konzernen, die nicht mehr zum Kerngeschäft zählen und mittelständischen Unternehmen in denen die Unternehmensnachfolge geregelt werden muss auch Unternehmen, die hochdefizitär arbeiten. In diesen Fällen stehen die Verkäufer häufig vor zwei Alternativen: Die Tochtergesellschaft abwickeln oder weiterveräußern. Strategie von AURELIUS ist es, solche Turnaround-Unternehmen zu kaufen und durch gezielte Restrukturierungsmaßnahmen wieder in die Profitabilität zu führen. Eine Garantie, dass dies in allen Fällen gelingt, kann es dabei naturgemäß nicht geben. Eine Vielzahl von erfolgreichen Neuausrichtungen (Berentzen, Blaupunkt, LD Didactic. Ghotel etc.) zeigt aber, dass sich der Versuch oft lohnt. Zu den Sanierungsmaßnahmen zählen z.B. die Überprüfung von Produktsortimenten oder Einkaufskonditionen, die Anpassung von Vertriebsorganisationen oder die Einführung bzw. Optimierung von Controlling-Systemen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Journalisten bemüht sich Frau Maier allerdings nicht um eine ausgewogene Darstellung, sondern versucht, durch unvollständige und verzerrende, teilweise sogar grob falsche Darstellung einzelner Sachverhalten ein möglichst negatives Bild zu zeichnen.
Anbei exemplarisch die Fakten zu einzelnen Vorwürfen:
Vorwurf: AURELIUS habe Arcandor bei Mode & Preis nachträglich einen mittleren einstelligen Millionenbetrag abgeknöpft.
Richtig: Der Kaufvertrag mit Arcandor sah eine entsprechende Ausgleichsverpflichtung von Arcandor vor.
Vorwurf: AURELIUS wollte das Versandhandelsunternehmen Mode & Preis von Anfang an nicht sanieren, sondern nur schnell abwickeln. Deswegen wurde auch sofort die Katalogauflage halbiert und später noch weiter abgesenkt.
Richtig: AURELIUS und das Management von Mode & Preis haben intensiv versucht, das Unternehmen Mode & Preis, das zum Zeitpunkt der Übernahme einen jährlichen Verlust von über 7 Millionen Euro auswies, zu restrukturieren. Wichtiges Kernelement dieser Restrukturierung, die auf einem von Ernst & Young geprüften Sanierungskonzept beruhte, war es, den Marketingfokus weg von Papierkatalogen und hin zu Online-Marketing zu verschieben. In spätestens zehn Jahren werden nach Ansicht von Experten viele Versandhändler überhaupt keine Papierkataloge mehr herausgeben. Folgerichtig haben wir bei Mode & Preis den Umfang versandter Papierkataloge zwar erheblich reduziert, gleichzeitig aber den Aufwand für Online-Marketing (Email-Newsletter, Bannerwerbung im Internet, Affiliate Programme etc.) mehr als verfünffacht.
Vorwurf: AURELIUS habe Mode & Preis „das letzte Geld entzogen“ und deshalb musste das Unternehmen geschlossen werden. Weiterhin sei die Abwicklung von Mode & Preis nicht ordnungsgemäß erfolgt.
Richtig: Die Entscheidung, das Versandgeschäft von Mode & Preis nicht weiterzuführen, hatte zwei Gründe:
1. Eine Retourenquote, die bei Mode & Preis seit Jahren bei um die 50 Prozent lag und die trotz zahlreicher Maßnahmen nicht im notwendigen Umfang abgesenkt werden konnte.
2. Die Entscheidung des Insolvenzverwalters des Arcandor-Konzerns im Oktober 2009, Quelle Deutschland abzuwickeln und damit auch die Quelle Logistik und das Quelle IT-System einzustellen. Mode & Preis nutze über einen Dienstleistungsvertrag mit Quelle diese Systeme. Der Aufbau eigener Systeme oder Wechsel zu einem anderen Anbieter wäre für Mode & Preis mit einem prohibitiv hohen Aufwand im zweistelligen Millionenbereich verbunden und damit völlig unwirtschaftlich gewesen.
Im Gegensatz zu nahezu allen anderen Gesellschaften des ehemaligen Arcandor-Konzerns wurde Mode & Preis nicht für insolvent erklärt, sondern das Unternehmen geordnet abgewickelt. Dies beinhaltete, dass - anders als bei Arcandor - alle Mitarbeiter eine Abfindung für den Verlust ihres Arbeitsplatzes erhielten, sämtliche eingegangenen Aufträge und Retouren ordnungsgemäß abgewickelt wurden und die berechtigten Forderungen der Lieferanten bedient wurden.
Entgegen der Darstellung in der Financial Times Deutschland wurden durch Mode & Preis Deutschland Gelder nicht unberechtigt aus den ausländischen Mode & Preis Gesellschaften abgezogen. Die erwähnte Zahlung von 1,2 Millionen Euro erklärt sich aus der Existenz eines zentralen Cash Managements (ähnlich einem Cash Pool) innerhalb der Mode & Preis Gruppe, durch das monatlich Cash-Überschüsse und Defizite zwischen Zentrale und Auslandsfilialen ausgeglichen wurden.
Den im Artikel erwähnten monatlichen Beratungsleistungen in Höhe von brutto 33.000.- Euro steht der vollzeitige Einsatz von zwei bis vier Mitarbeitern vor Ort, unter Ihnen auch Geschäftsführer Schmidt, sowie die Bereitstellung von Stabsfunktionen (Konzernumlage) gegenüber. Diese Summe dürfte im Vergleich zu typischen Konzernumlagen für Unternehmen dieser Größe eher im unteren Bereich liegen.
Entgegen der Darstellung in der Financial Times Deutschland hat AURELIUS der Mode & Preis auch kein Darlehen in Höhe von 20 Millionen Euro gewährt um über Zinsen Geld „abzusaugen“. Das erwähnte Darlehen wurde der Mode & Preis in den Jahren vor der Übernahme vom Arcandor-Konzern gewährt und von AURELIUS im Rahmen der Transaktion mitübernommen. Das im Artikel genannte „rätselhafte Konto“ diente im Übrigen der teilweisen Besicherung der Darlehensverbindlichkeit.
Vorwurf: Die Firma Scherpe Norderstedt sei unter „dubiosen Umständen“ in die Insolvenz gegangen.
Richtig: Wir haben unsere Beteiligung an der gesamten Scherpe-Gruppe vor 1,5 Jahren verkauft. Der Verkauf des Grundstücks der Gesellschaft in Norderstedt wie auch die Insolvenz erfolgten erst deutlich später und damit nicht unter unserer Kontrolle.
Am Rande und weiterhin ignorant gegenüber Fakten, beschäftigt sich Frau Maier wieder, wie schon in vergangenen Veröffentlichungen, mit dem angeblichen traurigen Schicksal unserer Tochter Blaupunkt. Gerade Blaupunkt ist jedoch ein schönes Beispiel für eine überaus erfolgreiche Neuausrichtung eines Unternehmens. Nach über zwanzig durchgängigen Verlustjahren steht die Blaupunkt Gruppe in diesem Jahr erstmalig vor dem Erreichen des break-even. Von ehemals 290 Arbeitsplätzen in Hildesheim konnten 130 (Financial Times Deutschland fälschlich: 50) erhalten werden. Neu auf den Markt gebrachte Geräte fanden auf der jüngsten Internationalen Funkausstellung in Berlin großen Anklang und wir sind optimistisch, im kommenden Jahr ein erfreuliches Wachstum bei Umsatz, Ergebnis und Mitarbeiterzahl feststellen zu können.
Gerne stellen wir uns Ihren Fragen und einer weiteren sachlichen Diskussion.
Mit freundlichen Grüßen
Der Vorstand der AURELIUS AG