Bei all den schönen Meldungen hier würde ich gerne etwas mehr Tiefgang in die Diskussion bringen. Dazu mache ich mal den Anfang.
Zunächst einmal finde ich die Investor Relationsarbeit auf der Internetseite sehr dürftig. Nirgendwo findet man eine Übersicht über alle Beteiligungen mit den notwendigsten Angaben (Anteile, Bewertung etc.) Unter Projekte werden gerade mal 11 Gesellschaften knapp vorgestellt, von aktuellen 26. Der Report den man auf Webseite, nach Eingabe der Emailadresse, downloaden kann ist ein Witz. Die Ad hoc Meldungen sind dürftig. (Bsp. 12.05.2021 – Börsennotierung einer Projektgesellschaft. Das war’s dann auch schon. Keine Angaben über die Gesamtzahl der Aktien, wie hoch ist der Anteil der Xlife, was bedeutet das für die Neubewertung etc. Man muss sich alle Informationen mühsam durch verschiedene Quellen (Unternehmenspräsentation, Geschäftsbericht, Warburg Research usw.) zusammen suchen und zusammen reimen. Hier ist klares Verbesserungspotential.
Nun zum Wirtschaftlichen. Neben den mittlerweile ca. 4,5 Mio. Aktien gibt es noch eine Wandelanleihe über ca. CHF 52,2 Mio. die zu 0,25 % verzinst wird und bis zum 31.05.2029 jederzeit zu 25 CHF je Aktie gewandelt werden kann. Von einer Wandlung kann man also derzeit getrost ausgehen. Damit erhöht sich die Aktienzahl dann um weitere ca. 2,09 Mio. Aktien und die Marktkapitalisierung um weitere CHF 113,5 Mio. Also kein Pappentstiel. Darüber hinaus besteht ein genehmigtes Kapital von weiteren 1.796.178 Aktien und weiterhin bedingtes Kapital von 1.566.526 Aktien, also hier könnten weitere rund 3,3 Mio. Aktien emittiert werden.
Vom genehmigten Kapital wird auch regelmäßig Gebrauch gemacht. So zum Beispiel am 04.12.2020 gemeldet. Man hat CHF 6,02 Mio. eingenommen. Laut Geschäftsbericht hat man dafür in 2020 395.251 Aktien emittiert. (Die Aktienanzahl steht natürlich nicht in der Adhoc sondern nur im Geschäftsbericht) Daraus resultiert ein Nettoerlös von € 13,85 pro Aktie! Ein bisschen wenig im Vergleich zum Börsenkurs. Kann ich mir somit nicht vorstellen, aber was ist sonst zwischenzeitlich in 2020 gelaufen? Informationen – Fehlanzeige. Nächste Kapitalerhöhung wurde am 13.01.2021 vermeldet. 180.000 Aktien im Private Placement. Aha, jetzt wissen wir die Aktienanzahl – allerdings fehlt diesmal der Erlös. Die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt / Streubesitz ist eine Katastrophe.
Die Kapitalerhöhungen sind aber recht wichtig. Es sind derzeit die einzigen Cash Einnahmequellen der Xlife. Laut Geschäftsbericht sind in 2019 3,6 Mio. CHF für neue Projekte ausgezahlt worden und 2020 CHF 2,8 Mio. Nicht gerade viel, wenn ich mir eine Marktkapitalisierung von € 230 Mio. plus ca. € 100 Mio. aus der Wandelanleihe. Gut, dafür bleibt ja das Portfolio, also die Bestandsprojekte. Wie das hier so läuft zeigen die beiden „Exits“ in 2020. Zum einen kann ich keine Meldung über den einen „Exit“ finden. Zumindest ist Adhoc nix zu finden und im Geschäftsbericht habe ich auch nichts gesehen. Der zweite „Exit“ betrifft Araxa. Hier ist man mit der Adhoc am 26.11.2019 eingestiegen und hat rund CHF 1 Mio. investiert. Ziemlich genau 1 Jahr später hat man hier einen „Exit“. Die Gesellschaft wird in die Veraxa eingebracht, an der Xlife natürlich zu 20 % beteiligt ist. Araxa ist jetzt allerdings CHF 20 Mio. wert, also 1 Jahr später. Cash ist allerdings nicht geflossen, sondern man ein „unabhängiges“ Gutachten. Daher kommt dann auch der „Gewinn“ in 2020. Also ein echter Exit sieht für mich anders aus, aber gut, Veraxa soll ja spätestens in 2022 an die Börse kommen und dann wird der tatsächliche Wert aufgedeckt.
Neben den, wie ich finde recht geringen Investitionen in 2019 und 2020 (s. oben 3,6 Mio. CHF und 2,8 Mio. CHF) wird das Cash natürlich zur Deckung der Betriebskosten benötigt. Die Personal und Verwaltungsaufwendungen haben sich seit 2019 mit knappen CHF 1 Mio. auf über CHF 3 Mio. verdreifacht. Dafür ist die Zahl der Angestellten von 2 auf 6 gestiegen. Die Anzahl der Berater ist konstant bei 6 geblieben. Das nenne ich eine schlanke Struktur, wenn auch recht teuer mit 250 T€ pro Mitarbeiter.
In der Summe halte ich das Prinzip und die Grundidee der Xlife für super. Das Geschäftsmodell ist einleuchtend und hört sich vielversprechend an. Aber für ein Investment reicht es bei mir noch nicht. Will ja hier auch nicht mit ein paar Mark fuffzig einsteigen. Für die recht hohe Bewertung der Gesellschaft fehlt mir noch einiges:
1.§Ein Terminkalender auf der Website der nach vorne schaut, also was für Veranstaltungen werden besucht, wann kommen Zwischenberichte etc. ist überfällig. Derzeit wird nur gezeigt was war.
2.§Mehr Research. Bisher hat nur Warburg einmalig eine Analyse veröffentlicht. Hier wurde Ende Oktober von einem EBITDA von 10,5 Mio. CHF für 2020 ausgegangen. Durch die wunderbare Wertsteigerung der Araxa wurden es aber CHF 20 Mio. Reaktion Warburg – Fehlanzeige. Warum?
3.§Stark verbesserte Kommunikation und Website für die Investoren. Viel mehr Transparenz ist hier notwendig. Was ist im Portfolio, wie hoch ist da Investment, in welchem Investmentstadium ist die jeweilige Gesellschaft etc. Wie so etwas aussehen kann macht Mutares vor.
4.§Das Wichtigste zum Schluss: Generierung von Cash über echte Exits. Wie im Geschäftsbericht vom WP angeführt wird, ist die Bewertung von Gesellschaften in so einem frühen Stadium im Wesentlichen vom Input des Managements abhängig. Das macht die Zuschreibung von Marktwerten sehr einfach und kann zum Selbstbedienungsladen werden. Hier muss mal echt realisiert werden., damit klar wird, dass es hier nicht nur Luftnummern sind. Der „Track Record“ der letzten 28 (!) Jahre wird mit 14 Exits angegeben und einem durchschnittlichen Return des 5,4 fachen lauft Warburg und 6,7 fach laut Unternehmenspräsentation. Auch der Widerspruch wird nicht aufgeklärt und stärkt nicht gerade mein Vertrauen.
Fazit: Aus meiner Sicht eine super spannende Story, aber Investmentreife ist nicht gegeben, es sei dann man ist sehr leichtgläubig.
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