Evotec SE, das einstige Aushängeschild der deutschen Biotech-Szene. Wer hätte gedacht, dass das schillernde Unternehmen zum Paradebeispiel für das wird, was auf dem Börsenparkett so gerne totgeschwiegen wird: Das kleine, unscheinbare „Lügen und Betrügen“ – oder nennen wir es lieber „kreative Kommunikation mit Investoren“.
Es beginnt natürlich immer harmlos. Ein paar ambitionierte Prognosen hier, ein bisschen beschönigende Pressearbeit dort. Man könnte fast meinen, es gehöre zum guten Ton, den Anlegern das Blaue vom Himmel zu versprechen. Innovation, bahnbrechende Forschung, strategische Partnerschaften – da muss man als Investor doch hellhörig werden! Und wie die Kurse steigen, während die CFOs hinter verschlossenen Türen schmunzeln.
Aber was passiert, wenn die Realität nicht ganz so glänzend ist wie die Hochglanzbroschüren? Nun ja, dann kommen wir zur eigentlichen Meisterleistung: dem Spiel mit der Erwartung. Man lässt mal eine Gewinnwarnung fallen, als wäre es ein lästiger Nebensatz, räumt Rückschläge ein – natürlich nur widerwillig – und verwickelt sich in Nebelkerzen aus „langfristigen Perspektiven“. Für die Aktionäre gibt’s dann häufig den großen Showdown: Der Aktienkurs sackt ab, die Panikverkäufe beginnen, und während die Kleinanleger verzweifelt ihre Portfolios durchforsten, haben die großen Jungs längst ihre Schäfchen ins Trockene gebracht.
Und was lernt man daraus? Eigentlich nichts Neues: Lügen haben kurze Beine, aber lange Arme – und die greifen ganz tief in die Taschen der Investoren. Denn wer seinen moralischen Kompass an der Börse sucht, hat die Spielregeln nicht verstanden. |