ist mindestens so verlogen, wie das, was er angreift. Zum einen ist er von dem Willen getrieben, unbedingt anklagen zu müssen. Dazu bieten die Flüchtlingstragödien natürlich billigen Anlass. Man kann mit jeder Menge Elend und Tod im Gepäck auf moralische Anklagetour gehen und vermeintlich Schuldige ans Kreuz nageln. (Als wäre das schon hilfreiche Kritik.) Natürlich ist es mit Elend und Tod verbunden, wenn sich 100.000e, ja Millionen aus Kriegs- und Elendsgebieten auf der Flucht befinden. Es ist schon schwierig, für die komplizierten Ausgangslagen - also Elend und Krieg - DEN "Schuldigen" festzumachen. (Außer man heißt Rubens und weiß, dass es eh IMMER die USA sind.) Wenn das Flüchtlings-Chaos aber erstmal ausgebrochen ist, wird es vollends zum dummen Spiel, die Schuldpakete zu verteilen und zu glauben, man hätte damit zur Problemlösung irgendeinen relevanten Beitrag geleistet. Das ist ja das beliebte Spiel der rechten Spacken - auch hier an Board. Durch starke Worte das Bild von der Lage vereinfachen und vorzugaukeln, man hätte einfache Radikallösungen. Das geht natürlich in beide Richtungen: sowohl, was die vermeintlichen Abwehrradikallösungen gegen die Flüchtlingsströme angeht als auch die bedenkenlose Hingabe an die "Willkommenskultur".
Wenn insgesamt 60 Millionen auf der Flucht sind, dann ist das ein 60 millionenfaches Elend. Keine Frage. Als Generallösung vorzuschlagen: Holt sie alle da weg, schafft Luftbrücken! dient allein der Darstellung: alle sind verlogen und feige, ich hab die Generlösung. Die natürlich auch keine ist. Natürlich schottet sich Europa auch ab. Weil ein völlig unkontrollierter, dauerhaft unbegrenzter Flüchtlingsstrom - aus welchen Gründen auch immer - schlicht nicht zu bewältigen ist. Fluchtgründe aus den armen Kontinenten gibt es IMMER. Auch wenn die Lage mal grade nicht so zugespitzt ist wie jetzt. Und das kann man schlicht nicht zulassen, ohne dass am Ende in den Zielländern die Probleme eskalieren. Deshalb ist es legitim und auch vernünftig, die Barrieren hoch zu halten. Was natürlich dann zu schlimmen Zuständen beiträgt, wenn der Flüchtlingsstrom plötzlich dramatisch anschwillt. Natürlich suchen sich dann, wenn die Lage an einem Brennpunkt sich dramatisch zuspitzt - Flüchtlinge auch Wege über Schlepper, wenn sie sich das leisten können. Natürlich ist das eine Sauerei, wenn Schlepper sich am Elend anderer ne goldene Nase verdienen. Nur: das ist im ganzen Millionen-Drama ja nun wirklich das geringste der Probleme. Ohne die Flüchtlingslager rund um die Krisenherde kommen wir schlicht nicht aus angesichts der Anzahl derer, die unterwegs sind. Man muss auch dort (vorübergehend) für erträgliche Zustände sorgen. Die Länder (Türkei, Jordanien, Libanon...) haben wesentlich größere Lasten zu tragen als Europa. Es macht keinen Sinn, alle von da wegzuholen!
Offenbar geht es bei dem ganzen Flüchtlingsthema nicht ohne Hysterie. Sei es, dass man auf der Spackenseite zu Brandbomben greift, sei es, dass man auf der anderen Seite auf der moralisch überhöhten Willkommenswelle mitreitet und für jeden Flüchtling ein "Hurra" und ein Geschenkpaket bereithält und gar nicht genug kriegen kann von Flüchtlingen...
Ich finde es zwar immer noch irgendwie besser, wenn die Flüchtlinge hier mit Beifall und Geschenken begrüßt werden als mit Mollis. Aber irgendwie peinlich ist das schon, an den Bahnhof zu fahren und die Flüchtlinge mit Beifall zu begrüßen, als hätten sie eine große sportliche Leistung vollbracht und jetzt das Ziel ihres Marathonlaufes erreicht...
----------- Dies war ein Beitrag zur Friedensstiftung und ein leuchtendes Beispiel gewaltfreier Kommunikation! |