Spanien rückt dem Abgrund näher. Der viertgrößten Volkswirtschaft der Eurozone droht der Bankrott. Ohne Rettungs-Milliarden von EU und IWF sind die Iberer wohl kaum noch zu retten.
Die Finanzmärkte beben bereits:
Die Zinsaufschläge für spanische Staatsanleihen haben ein Rekordniveau erreicht, das kaum noch zu finanzieren ist.
Es wird für Spanien immer teurer, sich auf den Finanzmärkten frisches Geld zu beschaffen. „Auf die Dauer ist die Situation nicht haltbar“, räumte Wirtschaftsminister Luis de Guindos ein.
Wird Spanien, das neue Griechenland?
Nach Meinung vieler Börsen-Experten - JA! Der Deutsche Aktienindex Dax, der spanische Ibex und und der italienische Index Mib weisen die schlechteste Mai-Entwicklung in ihrer Geschichte auf. Am Mittwoch war der Euro bereits auf ein Zwei-Jahres-Tief gefallen.
Die Anleger verlieren zunehmend das Vertrauen in die Zukunft der spanischen Finanzwirtschaft.
KAPITAL-FLUCHT
Nach einem Bericht der Zentralbank zogen im März einheimische und ausländische Investoren 66,2 Milliarden Euro aus Spanien ab. Dies war die größte Kapitalflucht in einem Monat seit Beginn der Erhebungen 1990.
Diplomaten in Spanien sprechen von einer großen Vertrauenskrise. „Die Unsicherheit droht Spanien zu zerstören.”
Bringt Spanien die Euro-Krise mit aller Wucht zurück?
Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln zu BILD.de: „Wir haben in den letzten Wochen in der Tat eine Verschärfung gesehen. Doch so kritisch wie Mitte oder Ende 2011 ist es derzeit nicht.“ Der Wirtschaftswissenschaftler hält es auch für „sehr unwahrscheinlich“, dass Spanien die Euro-Zone so schlimm in die Krise reißt wie Griechenland.
Zwar sei im Vergleich zu Griechenland das Gefahrenpotential für die Euro-Zone viel höher, falls die Probleme in Spanien außer Kontrolle geraten sollten. Denn Spanien habe „fast so hohe Schulden wie Griechenland, Irland und Portugal zusammen.“
„Doch Spanien steht viel besser da als Griechenland“, urteilt Matthes.
Spaniens Schuldenquote sei 2011 mit weniger als 70 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung niedriger als in Deutschland mit mehr als 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gewesen.
Auch deshalb hätten die Spanier gute Chancen, ihre Probleme sogar allein zu bewältigen, meint Matthes. Zur Not würden die anderen Europäer helfen.
Zwar leide das Land unter der geplatzten Immobilienblase und sei auch deshalb in einer Rezession, sagt der Experte, aber er ist trotzdem optimistisch: „Die spanischen Exporte laufen gut. Das Land verfügt über eine gesunde industrielle Basis und hat seine Handelsbilanz inzwischen schon Außerdem habe Spanien „solide politische Verhältnisse“. Matthes: „Die Regierung gibt ein viel besseres Bild ab als wir das von Griechenland kennen. Das spricht alles dafür, dass Spanien die Kurve kriegt."
Warum die Finanzmärkte und Börsen trotzdem so nervös reagieren, erklärt der IW-Experte so: „Der Ruf der Euro-Zone ist derzeit schlechter als die Lage. Außerhalb Europas schaut man manchmal etwas zu kritisch auf die Perspektiven der Währungsunion.“
Spaniens Hauptproblem: Viele spanische Banken sitzen auf faulen Immobilienkrediten in Milliardenhöhe, die vermutlich nicht mehr vollständig zurückgezahlt werden.
Bisher weiß aber niemand genau, wie groß die Finanzprobleme spanischer Banken wirklich sind.
„Das sorgt für erhebliche Unsicherheit an den Finanzmärkten“, analysiert Matthes. Doch Spanien sei dabei, hier jetzt Klarheit und Transparenz zu schaffen. „Wenn die Größe der Bilanzlöcher einmal klar und eine Lösung aufgezeigt ist, wird das sicher zur Beruhigung beitragen.“
Werden die Börsen noch lange beben oder ist bald Schluss mit den Turbulenzen?
Matthes: „Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Euro-Schuldenkrise wird noch längere Zeit akut bleiben. Das ist Gift für die Börsen und wird bestimmt immer wieder für ein kräftiges Auf und Ab sorgen.“ wieder in Ordnung gebracht |