@EsTeKa erstmal finde ich es echt Klasse, dass du dich intensiver mit der Thematik befasst hast. Es gibt viele Leute, welche dies nicht tun und dann irgendwelche falschen Schlussfolgerungen ziehen. Vielleicht kann ich einige deiner Kritikpunkte erklären und zeigen, dass die Kritikpunkte gar nicht so groß sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Die Bitcoins sind wie das jetzige Papiergeld auch eine Vertrauenswährung ohne materiellen Gegenwert. Das stimmt. Doch Geld muss keinen materiellen Gegenwert haben, sondern beruht eben auf das Prinzip "Vertrauen". In der Entstehungsgeschichte hat sich letztendlich herauskristallisiert, dass eine Bindung des Geldes an Substanz sicherlich bezüglich der Werthaltigkeit Vorteile hat, jedoch bezüglich der Flexibilität deutlich einbüßt. Wie will man Beispielsweise ein Buchungssystem aufbauen? Wie soll Onlinehandel dann noch möglich werden? Substanz ist eben nicht ausreichend portierbar und zudem auch schwieriger teilbar. Wie Beispielsweise soll der Handel im Centbereich mittels Gold funktionieren, bei dem selbst das Staubkorn Gold vermutlich schon einen höheren Wert hat? Wie will man eine solch hohe Teilbarkeit erreichen? D.h. zwangsläufig müsste man vermutlich auch z.B. Silber ins Kalkül ziehen, usw. Das Material wird aber sozusagen mit der Schöpfung wieder zerstört. Die Rechenleistung kann ja nicht nochmal eingesetzt werden. Danach ist alles davon abhängig, dass jemand die Bitcoins haben will. Die Rechenleistung dient eigentlich einzig um eine Einzigartigkeit und Fälschungssicherheit damit zu erzeugen. D.h. im Grunde ist es wie beim Lotto, selbst wenn man jede Woche 10000 Tips abgibt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass man in seinem Leben einen 6er mit Superzahl bekommt. Es ist quasi nahezu unmöglich auf Knopfdruck Bitcoins zu generieren und so gibt es Pools, d.h. ein Zusammenschluss von hunderten von Leuten, welche dann ähnlich wie in einer Lotto-Tippgemeinschaft die geschöpften Bitcoins unter sich verteilen, so dass am Ende dann doch eine gewisse Marge herausspringt. Wie hoch die Marge aktuell im Schnitt liegt, kann man unter http://www.blockchain.info/charts/miners-operating-profit-margin stets aktuell verfolgen. Der Clou dabei ist, dass je höher die Margen steigen, desto mehr "Schöpfer" sich finden und die Schwierigkeit damit steigt und somit automatisch auch die Margen sinken, ähnlich wie es in einem freien Markt bzw. Wettbewerb der Fall ist. Wie ist festgelegt wer wieviel Bitcoins schöpfen kann? Könnte es hier zu Vorteilen von Personen bekommen die starke Rechner und günstige Stromtarife haben? Ja, diese Vorteile sind jedoch überschaubar, weil je mehr "Schöpfer" es im System gibt, desto geringer die Margen, so dass man damit vom Schöpfen selbst nicht einfach mal reich werden kann. Die Anzahl der Bitcoins ist insofern begrenzt, als dass alle 200.000 Blocks sich die Zahl der neu geschöpften Bitcoins halbieren. Der Alghorithmus konvergiert auf ca. 21mio. Bitcoins mit momentan 8 Nachkommastellen, so dass theoretisch mit dem bestehenden System 21 * 10 hoch 14 erzeugt werden können, was 2100bio. entspricht, wenn ich mich nicht vertan habe und eine hohe Teilbarkeit somit gegeben ist. Theoretisch ist es auch möglich, die Nachkommastellen weiter aufzuweiten und eine noch höhere Teilbarkeit zu erreichen, sollte es irgendwann mal notwendig werden. Des Weiteren ist das System GPU getrieben, d.h. die mit Abstand höchste Leistung wird über die Verwendung des GrafikGPUs einer Hochleistungsgrafikkarte erreicht. Dies ist insofern nützlich und sinnvoll als dass Beispielsweise Supercluster oder Hochleistungsrecheneinheiten wie sie Google oder vielleicht auch die Bankenwelt im Einsatz hat, wenig nützlich sind und somit der HeimPC-Nutzer in der Masse im großen Vorteil ist. Ein weiterer Punkt ist die Beschränkung an der Menge. Bei Warengeld wie Gold ist das ganz klar. Aber bei den Bitcoins sehe ich da ein Problem. Wenn nun einige Personen bereits viele Bitcoins geschaffen haben, haben diese Vorteile gegenüber anderen Teilnehmern. Durch den Einstieg von neuen Leuten wird nun wegen der Mengenbeschränkung automatisch der Gegenwert in Euro/Dollar der bereits vorhanden Bitcoins steigen, da ja die Nachfrage danach steigt. Jetzt könnten einige der Besitzer der "älteren" Bitcoins die Wertsteigerung nutzen und zurücktauschen. Wenn die Zahl der Einsteiger dann konstant größer ist ald die der Aussteiger könnte das lange immer so weiterlaufen und der Wert der Bitcoins sich immer mehr hochschaukeln. Ist hier vielleicht Potential für eine große Spekulationsblase? Ich halte die Kombination von keinem materiellen Wert und trotzdem einer Mengenbeschränkung für gefährlich. Ja die Beschränkung der Menge würde im Falle eines weiteren Zulaufs zwangsläufig steigen, was u.a. auch ein Hauptgegenargument gegen den Bitcoin ist. Aber auch hierfür muss man bedenken, dass die "Early Adopters" momentan vielleicht noch mehr als die Hälfte der Bitcoins in ihrem Besitz haben, doch von den 21mio. Bitcoins gerade mal 40% geschöpft wurden und die "Early Adopters" nun nur noch geringe Teile der Bitcoins selbst schöpfen können und sich die Bitcoins nun auf mehrere kleinere und größere Pools auf eine immer breitere Masse verteilen. Man muss hierbei auch bedenken, dass mit steigendem Wert die Zahl der "Schöpfer" auch immer weiter steigt und es am Ende wie beim Lotto ist und ein mächtiger PC nicht mehr ausreicht, sondern die geschöpften Bitcoins sich auf die breite Masse verteilen. Des Weiteren ist es wie bei allen Wertanlagen, wer früh einsteigt, der wird für das höhere Risiko entlohnt. Man muss ja immerhin bedenken, dass die Early Adopters ein hohes Risiko gegangen sind und einige Jahre warten mussten, bevor der Bitcoin weltweit wahrgenommen wurde. Das Risiko eines nicht funktionierenden Systems oder fehlender Akzeptanz ist eben sehr hoch gewesen und ist selbst jetzt noch hoch, daher ist auch der Wert enstsprechend weit unten und steigt nicht weiter. Ich persönlich vergleiche den Bitcoin nur ungern mit Gold, weil es mit Gold in keiner Weise vergleichbar ist bzw. Gold genau das Gegenteil vom Bitcoin ist, aber Beides seine Einsatzgebiete meiner Meinung nach hat. U.a. würde ich niemals davon ausgehen, dass meine Bitcoins von Heute in 40 Jahren immer noch existieren. D.h. wer derartig langfristig seine Werte "horten" möchte, der ist mit Gold defintiv besser dran und dem würde ich niemals Bitcoins anraten. Bitcoins sehe ich vielmehr als das Girogeld für das alltägliche Leben, als das Spargeld fürs nächste Auto aber schon beim Sparen aufs Haus würde ich die Hortung in Bitcoins stark überdenken. Ich hoffe ich konnte dir ein paar Kritikpunkte erklären. Und man muss ja nicht Pro Bitcoin und Kontra Gold oder umgedreht sein, warum nicht Beides verwenden? ;-) ----------- http://www.unternimm-die-zukunft.de |