EZB hält sich alle Optionen offen
Die Europäische Zentralbank hat erneut an der Zinsschraube gedreht und zum sechsten Mal seit Ende 2005 den Leitzins auf nun 3,5 Prozent angehoben. Eine weitere Zinserhöhung zu Jahresbeginn wurde nicht signalisiert, aber auch nicht ausgeschlossen. In seiner mit Spannung erwarteten Erläuterung der Zinsentscheidung vermied EZB-Präsident Jean-Claude Trichet das Signalwort "Wachsamkeit" ("vigilance"), mit dem er üblicherweise die Märkte auf weitere Zinserhöhungen vorbereitet. Finanzmarktexperten werteten dies als Hinweis, dass zumindest für Januar mit keinem neuerlichen Anziehen der Zinsschraube gerechnet werden muss.
Trichet sagte mit Blick auf den Euro, der ein 20-Monats-Hoch im Vergleich zum Dollar erreicht hat, sprunghafte Entwicklungen am Devisenmarkt seien nicht wünschenswert. Er vermied aber eine Aussage darüber, ob eine starke Aufwertung eine Bedrohung für die Geldpolitik darstelle. Vielmehr betonte er, es sei an den Finanzmärkten, ein Urteil über den Euro zu fällen.
Analysten halten weitere Erhöhungen für unangemessen
Viele Analysten halten weitere Zinserhöhungen mit Blick auf den jüngsten Höhenflug des Euro und das geringere Inflationsrisiko wegen langsamer steigenden Importpreisen etwa beim Öl ohnehin für unangemessen.
Die deutsche Finanzwelt reagierte gelassen auf die Erhöhung der Leitzinsen. Der neuerliche Zinsschritt sei allgemein erwartet worden und auch gerechtfertigt, kommentierten übereinstimmend der Bundesverband deutscher Banken (BdB), der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) und der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV).
Die SPD kritisiert die Zinserhöhung
Die SPD kritisierte die erneute Anhebung. "Mit der heutigen Zinserhöhung erweist sich die Zinspolitik der EZB wieder einmal als Konjunkturrisiko", sagte Fraktionsvize Joachim Poß am Donnerstag in Berlin. Die derzeitige konjunkturelle Entwicklung stimme optimistisch. "Leider setzt die EZB mit der Leitzinsanhebung ein Zeichen, das sich gleich doppelt negativ auf die Konjunktur auswirken könnte."
Die Zinserhöhung könne nicht nur zu teureren Krediten für Konsum und Investitionen führen. Die EZB erhöhe auch den Druck auf den Dollar weiter. Durch die geringere Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euro-Raum könnte der Euro-Kurs gegenüber dem Dollar weiter in die Höhe getrieben werden.
Anzeichen für Pause bei Zinserhöhungen Wichtig für den Zinsausblick sind die neuesten Prognosen des EZB-Volkswirtestabes. Die Septemberprognose für das Wachstum 2007 betrug 1,6 bis 2,6 Prozent und für den Preisanstieg 1,9 bis 2,9 Prozent. Analysten rechnen mit einer leichten Aufwärtsrevision der Wachstumsprognose und einer etwas niedrigeren Inflationsprognose.
Die Teuerungsrate 2008 soll nach einem unbestätigten Zeitungsbericht im Mittel der Prognosespanne knapp unter zwei Prozent liegen. Die EZB würde damit erstmals seit Beginn der Währungsunion 1999 wieder ihr Stabilitätsziel erreichen.
Gruss Ice __________________________________________________ Börsengewinne sind Schmerzengeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld...(A.K.)
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