27. Oktober 2007, 04:00 Uhr Von Detlef Gürtler Kolumne Krisenmanagement Erstmals aufgedeckt: Die Brände in Kalifornien folgen einem groß angelegten Plan Wieso lassen die Amerikaner ganz Kalifornien abbrennen? Weil das der eleganteste Weg ist, um ihre Kreditkrise zu überwinden.Monatelang zermarterte ich mir das Hirn, wie es die Amerikaner wohl schaffen könnten, aus ihrer selbst angerichteten Finanzkrisenmisere wieder herauszukommen, ohne dabei ganz Wall Street zum Einsturz zu bringen. Rein ökonomisch gesehen gibt es da keinen Ausweg: Der Dollar muss fallen, die Rezession muss kommen, halb Amerika wandert in den Schuldturm und kommt erst wieder raus, wenn die Chinesen nach Olympia beschließen, ihre Dollar-Überschüsse in den Kauf von ein paar Millionen Ferienhäusern in Florida und Kalifornien zu investieren - müssen die ehemaligen Bewohner halt nach Arkansas, Utah und Wisconsin umziehen.Aber weil sich die Amerikaner nur dann an ökonomische Gesetze halten, wenn sie ihnen auch nutzen, wird es natürlich so nicht kommen. Aber wie dann? Wie lange wird das sagenumwobene Plunge Protection Team (Kurseinbruchverhinderer-Team, PPT) noch den Dow Jones über Wasser halten können?Das PPT, angeblich nach dem großen Börsencrash 1987 gegründet, um den US-Aktienmarkt vor neuerlichen Katastrophen zu bewahren, besteht mutmaßlich aus einer kleinen Gruppe von Eingeweihten: normalen Bankern, Investmentbankern, Zentralbankern, Freimaurern und Illuminaten, natürlich ausgestattet mit praktisch unbegrenzten Finanzmitteln.Es tritt gewöhnlich zwischen 14 und 14.30 Uhr in Erscheinung. Immer dann, wenn in der ersten Handelshälfte der Dow-Jones-Index auf tiefe Talfahrt geht, fangen wundersame Kräfte ihn nach dem Lunch wieder auf. Aber auch das stärkste PPT kann nicht auf ewig gegen jegliche ökonomische Vernunft den Dow Jones nach oben kaufen. Also schalteten die Geheimbanker dieser Tage einen Gang höher - und zündeten Kalifornien an.Die finanzielle Logik hinter den Verwüstungen durch die kalifornischen Waldbrände ist bestechend: Weil in ganz Amerika mehrere Millionen im letzten Boom gebaute Häuser zu viel herumstehen, ist jedes abgebrannte Haus ein gutes Haus, weil es den Angebotsüberschuss verringert. Zudem sind die betroffenen Hausbesitzer nicht nur ihr Haus, sondern auch ihr Hypothekenproblem los - schließlich sind die Häuser versichert.Und wenn der beim warmen Abriss angerichtete Schaden auf der Grundlage der aktuellen Marktwerte reguliert, aber erst in ein paar Monaten tatsächlich ausbezahlt wird, sind die Hauspreise bis dahin so gefallen, dass man sich ein fast genauso großes und schönes Haus wie das verbrannte für den halben Preis kaufen kann.Draufzahlen müssen dabei zwar eigentlich die Versicherungen. Aber weil es sich um einen Großschadensfall handelt, wird ein guter Teil der Schadenssumme von den Rückversicherern übernommen. Und die sitzen in Deutschland (Münchener und Hannover Rück) und der Schweiz (Swiss Re) und hatten bislang wohlig gedacht, sie hätten mit der Weltkreditkrise gar nichts zu tun. Denkste - zahlen bitte!Die einzige große amerikanische Rückversicherung wiederum gehört zum Reich von Giga-Investor Warren Buffett, und auch da trifft es ja den Richtigen - hat der doch Dutzende von Milliarden Dollar investiert und keinen Cent davon in schlechte Subprime-Hypotheken. Aber auf diese Weise darf er sich auch an der nationalen amerikanischen Aufgabe der Finanzkrisenbewältigung beteiligen. Ein Meisterstück des PPT!Glauben Sie nicht? Oh, ich habe da noch ein untrügliches Indiz. Wie heißen die von der Krise am stärksten betroffenen Branchen? Genau: Finanzen, Versicherungen, Immobilien oder auf Englisch: Finance, Insurance, Real Estate. Und wie kürzt man das ab? Genau: F-I-R-E. Auf Deutsch: Feuer!
http://www.welt.de/welt_print/article1302969/Krisenmanagement.html |