Wir haben hier ja schon öfters über die Existenz des ominösen PPT diskutiert und gestritten. Ohne die Debatte hier wieder anstoßen zu wollen, möchte ich Euch die Meinung des Daily Investor (heutige Ausgabe) dazu nicht vorenthalten: Das Plunge Protection Teamvon Ronald Gehrt Guten Morgen, verehrte Leserinnen und Leser! Sitzung der US-Notenbank, US-Arbeitsmarktdaten, Verbrauchervertrauen, Einkaufsmanager-Indizes und die erste Schätzung für das US-Bruttoinlandsprodukt im 3. Quartal: In dieser Woche werden wir reich mit neuen Daten beschenkt. Details dazu im folgenden Abschnitt. Bad news … und dennoch PartylauneDie Masse der US-Quartalsbilanzen hingegen ist nun vorüber. Die Ergebnisse waren nicht wie von den Bullen erhofft viel besser als die mickrigen +1,7%, die kurz vorher geschätzt wurden. Aber es scheint niemanden zu kümmern. Auch nicht, dass man für die US-Unternehmen aktuell nicht, wie zuvor als Hausse-Argument bemüht, von einer kräftigen Gewinnsteigerung im laufenden 4. Quartal ausgeht, sondern von fallenden Gewinnen. Eigentlich, so scheint es, ist nichts irgendwie geeignet zu stören. Alleine das Zusammentreffen von zwei der momentan mindestens sechs negativen Elemente würde in normalen Zeiten einen Kurssturz auslösen: Der Ölpreis steigt immer schneller immer höher, der Euro/Dollar-Kurs visiert das Rekordtief – damals noch zur DM – von 1993 an, die Konjunkturdaten in Deutschland, der EU insgesamt und aus den USA sind durchwachsen bis schwach, die Gewinnperspektiven trübe, die Immobilienkrise ebenso wenig vorbei wie die Hypotheken- und Kreditprobleme, die Inflationsraten sind außerhalb der offiziellen Regierungszahlen hoch und steigen weiter. Und auch die Aktienmärkte sind hoch und steigen weiter. Zwar sieht man fast täglich, dass große Positionen in steigende Kurse verkauft werden. Aber man sieht ebenso regelmäßig, dass jeder kleine Rücksetzer konsequent wieder aufgekauft wird ... schnell, mit der Brechstange und gründlich. Angesichts der Rahmenbedingungen ist das nicht zu kapieren ... und so stellt sich völlig selbstverständlich die Frage nach dem „warum“. Plunge Protection Team – eine geheime Purzelschutz-Gruppe?Nicht zum ersten Mal wurde ich da von einem Leser auf folgendes aufmerksam gemacht (ich zitiere den entscheidenden Ausschnitt): „Ein Freund aus USA hat mir eine Story geschickt die kaum zu glauben ist, sie könnte dennoch bzw. gerade deshalb stimmen. Vom alten Greenspan soll ein "plunge protection team" eingerichtet worden sein. Dieses Team soll im Zusammenwirken mit der NYSE, die für Orderstau sorgt, im Fall eines panic selloff Aktien kaufen. Mit der laienhaften Vorstellung von "Marktkräften" hätte das nichts mehr gemein. Auf dem Fischmarkt könnte ein Händler mit Tonnen fauler Fische aufkreuzen und diese, wenn sie niemand kauft, für 1 Cent anbieten und damit den Handel mit frischen Fischen in den Ruin treiben weil die unter dem eigentlichen Preis angeboten werden müssen. Da kommt dann ein weißer Ritter mit einer Karre voll mit Steuergeldern um die Ecke und sagt " nur keine Panik ich kaufe dem Faulfisch-Egon seine Ware zum Preis von Frischfisch ab, oder geringfügig darunter" und schon steigt der Markt wieder auf das Vortagsniveau. Die Frage ist nur, was macht der weiße Ritter mit den Tonnen von faulen Fischen, die er jeden Markttag kauft? Ich denke, wenn diese haarsträubende Geschichte stimmt muss es irgendwann, aber bald, eine Implosion des Aktienmarkts geben. Da hilft nur noch ein negativer Zins d.h. für jeden faulen Fisch, und auch jeden frischen Fisch, bekommt man noch Geld dazu. Dann kann man Geld auch gleich abschaffen und Fischwährung einführen .“ Ein sehr pittoreskes Beispiel und zudem durchaus passend. Ich schrieb dem Leser hierzu: Trendwende am Aktienmarkt unerwünscht„Ich bin eigentlich dergleichen finsteren Theorien nicht zugeneigt ... aber ich würde es nicht wagen, dies als unwahr einzuschätzen. Was Fakt ist: Größere Kursbewegungen am Aktienmarkt nach unten würden einen Stein ins Rollen bringen, der bereits im Juli/August gewackelt hatte. Es wird natürlich seitens der interessierten Kreise alles daran gesetzt, das zu verhindern. Die Grenzen zwischen den Interessen der Großbanken, der Notenbank und der Politik sind in den USA fließend, teilweise nicht einmal vorhanden. Ex-Großbanker Paulson auf dem Sessel des Finanzministers, Ex-Ölboss Cheney auf dem Sessel des Vizepräsidenten ... das spricht eine klare Sprache. Ich meine, dass dieses "plunge protection team" nicht in der organisierten Form existiert, wie es manche vermuten. Da hätte eigentlich irgendwann mal jemand nicht dicht gehalten und geplaudert. Aber dass faktisch ein paar Anrufe reichen um das Gewünschte zu erreichen und solche Anrufe auch erfolgen ... das würde ich voll unterschreiben.“ Hierzu fiel mir noch einiges ein, was ich hinzufügen möchte: Wohin mit dem faulen Fisch?Ich hatte mich gefragt: Wenn hier organisierte Stützungen existieren ... wohin dann mit den Aktien? Die Notenbank hat ebenso wenig wie die US-Regierung irgendwo ein Depot für Stützungskäufe. Die US-Großbanken hingegen natürlich schon: Sie können über den Eigenhandel aktiv werden und Bestände aufbauen ... und im Notfall einfach die Fonds anweisen, ihre Barbestände zugunsten solcher Aktionen abzubauen. Das wäre insbesondere witzig, als dann diese Aktionen mit dem Geld der Anleger vollzogen würden. Aber warum nicht, auch die Steuern werden ja dafür verwendet, um für „Ordnung“ zu sorgen. Das ginge alles. Da ich aber ein grüblerischer Typ bin beschäftigte mich die Frage: Wohin mit dem ganzen faulen Fisch? Was, wenn diejenigen, die in steigende Kurse regelmäßig verkaufen mit denen, die dann wiederum unten weitere Kursabschläge verhindern, identisch wären? Es macht ja wenig Sinn, irgendwo einen Keller voll aufgesammelter Aktien zu haben. Denn das Ziel ist ja letztlich, wer auch immer Verkaufssignale zu verhindern sucht: Die Börsen müssen stabil bleiben, um nicht die Basis für Probleme im Konsumbereich, am Kreditmarkt oder in den Vermögensstrukturen der Bevölkerung zu werden. Und vor allem sollten sie nicht die Wahlchancen der Republikaner gefährden. ... und die Bullen helfen mitDas erfordert aber nicht, dass die Aktienmärkte himmelhoch steigen müssen. Stabil langt – also warum nicht die Bestände immer wieder reduzieren und so auch das „Eingreifkapital“ im Rahmen halten? Dass die Kurse trotz alledem immer wieder anziehen, um diese gewinnbringenden Verkäufe überhaupt zu ermöglichen, ist so lange ja gesichert, wie die Marktteilnehmer in ihrer Gesamtheit glauben, es gehe alles seinen normalen Gang und ab heute sind Ölpreise, Dollareinbruch ebenso egal wie Konjunktur, Inflation und Unternehmensgewinne. Hauptsache Zinssenkungen. Eines aber scheint mir zudem logisch: Je mehr die Gerüchte über solche Machenschaften sich verbreiten, desto weniger Akteure kommen überhaupt auf die Idee, Short zu gehen oder nur zu verkaufen. Denn solange man meint, dass es ohnehin nie richtig nach unten gehen kann, werden sich natürlich die Bullen völlig sicher fühlen, weil unter den Kursen ein Kissen wartet das verhindert, dass diese Hausse hart auf den Boden der Tatsachen aufschlägt. Und das alleine erspart denen, die den Bestand des status quo sicherstellen wollen, eine Menge Geld, da letztlich andere für sie den faulen Fisch kaufen. Das sind alles Vermutungen ... aber wer weiß, wie viel Körnchen Wahrheit dahinterstecken. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag – bis morgen! Ronald Gehrt The Daily Observer |