Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in einem Wirecard Forum schreibe, oder an irgendwelche Abgeordnete, aber dieser unsägliche @brokersteve hat es geschafft, dass mir schließlich der Kragen geplatzt ist!
Hier mein Schreiben. Den Klarnamen von @brokersteve lasse ich natürlich weg.
"Sehr geehrter Herr Abgeordneter,
Vor kurzem wurden Sie, sowie zahlreiche Abgeordnete aller im Bundestag vertretenen Parteien ( einschließlich der AfD! ), von einem Anleger namens Steve(?) G. angeschrieben, mit der Bitte, sich für einen Entschädigungsfonds für die gebeutelten Aktionäre der Wirecard AG einzusetzen.
Gleichzeitig forderte er unter dem Usernamen „brokersteve“ in mehreren Diskussionsforen zur Wirecardaktie wiederholt andere Aktionäre auf, es ihm gleich zu tun.
Wenn ich Ihnen heute schreibe, dann jedoch aus dem Grund, dass ich dem Ansinnen des Herrn G. und seinen Mitstreitern entgegen wirken möchte. Bei ihm handelt es sich um einen erfahrenen Anleger, der nach eigenen Angaben seit 30 Jahren an der Börse spekuliert. Zwar behauptet er, kein „Zocker“ zu sein, sein Verhalten spricht jedoch für das genaue Gegenteil und ist durch fast 500 Beiträge in besagten Foren gut dokumentiert.
Bereits seit 2005 und verstärkt ab 2018 gab es zahlreiche Vorwürfe gegen Wirecard. Herr G. und mit ihm zigtausende weitere Spekulanten hätten sich mit einem Mindestmass an Aufmerksamkeit selbst schützen, bzw. ihren Irrtum durch ein Minimum an zumutbarer Vorsicht vermeiden können, anstatt, wie Herr G., vor lauter Geldgier seine Altersvorsorge (angeblich!) zu verwetten.
Mehr noch: in den entsprechenden Foren wurde jede Form von Zweifel oder gar Kritik an Wirecard und dessen Führung rigoros unterdrückt und die jeweiligen User wegen „Ketzerei“ mit inquisitorischem Eifer verbal an den Pranger gestellt. Auch dabei hat sich Herr G. besonders hervorgetan. Und noch bis vor wenigen Wochen hat er die BaFin und das Finanzministerium mit Schreiben bombardiert, in welchen er forderte, dass endlich strafrechtlich gegen die „Financial Times“ und die „SZ“ wegen Kursmanipulation zu Ungunsten eines top seriösen Unternehmens vorgegangen wird.
Ich habe einen Freund, der hatte bis vor kurzem noch nie eine Aktie besessen. Bis ihn ein Bekannter von ihm, ein verblendeter Wirecardfanatiker vom Typ „brokersteve“, in diese Aktie rein gequatscht hat. Der käme nie auf den Gedanken, bei jemand anderem als bei sich selbst die Schuld für seinen Verlust zu suchen, obwohl er allen Grund dazu hätte.
Wer in Deutschland einen Schaden erleidet, der muss den vermeintlich Schuldigen erfolgreich verklagen und dabei darauf hoffen, dass noch etwas zu holen ist. Der Oma, die ihre Ersparnisse an einen Enkeltrickbetrüger verliert, hilft der Staat auch nicht.
Sollten staatliche Stellen vor Gericht in der Causa Wirecard schuldig gesprochen werden, muss der Staat auch haften. Aber Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren ist hoffentlich mit Ihnen und Ihrer Partei nicht zu machen.
Mit freundlichen Grüßen" Ende des Schreibens
Ich habe auch bereits eine prompte Antwort erhalten. Darin hat sich der Schreiber für den Hinweis bedankt und die geplanten Massnahmen seiner Fraktion in der Causa Wirecard, sowie Haftungsfragen erläutert. Der für mich entscheidende Satz lautet: "Eine Haftung der Steuerzahler für Verluste wäre nicht vermittelbar." Natürlich schreibe ich hier nicht, um wen es sich handelt. Es wäre nicht fair, ihn dem berüchtigten Shitstorm der User hier auszusetzen.
Abschliessend möchte ich noch einen gut gemeinten Rat loswerden. Aus eigener, bitterer Erfahrung weiss ich, wie schlecht es jetzt um das psychosomatische Gleichgewicht bei einige Wirecardgeschädigten steht. Bitte anhaltenden Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, nächtlichen Panikattacken o.ä. nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern unbedingt ärztlichen Rat einholen!! |