danke für den Versuch, ich stimme dir ja weitestgehend zu:
1. gibt es keine anbindung. die nationalbank hat eine untergrenze zum euro definiert, weil sich der franken zu schnell gestiegen ist. also nicht weil er gestiegen ist, sondern weil es viel zu schnell passierte.
Untergrenze ist korrekt, es wird so oft über "Anbindung" geredet, da hab ich mir das aus Gedankenlosigkeit schon zu Eigen gemacht. Bin auch der Ansicht dass der Anstieg zu plötzlich war.
2. in der schweiz findet jetzt eine fitnesskur statt. viele branchen werden gezwungen, mit höherer produktivität die gestiegenen kosten auszugleichen. firmen, die das nur mit arbeitszeiterhöhungen erreichen, werden kaum überleben. die drei stärksten branchen der schweiz zeichnen sich nicht zufällig durch viel know how und tiefem ressurcenverbrauch aus: Uhren, Pharma und Swiss Banking. Die ersten zwei florieren jetzt, die banken sind ein anderes thema - das würde den rahmen hier sprengen. die langfristige entwicklung für die schweizer wirtschaft sehe ich positiv, ganz im sinne von darwin.
Produktivität (Output/Input) wird nicht erhöht durch die Erhöhung der Arbeitszeit sondern durch techn. und/oder organisatorische Massnahmen. Die Produktivität sinkt m.E. eher wenn man die Arbeitszeiten zu weit ausdehnt. In der Schweiz wird eh zu viel gearbeitet (20 Tage Urlaub, >40h pro Woche ist Rekord,bin gespannt was bei der Initiative 6Wo Ferien rauskommt).
Ich sehe es ebenso positiv, es werden natürlich immer ein paar untergehen. CH hat starke Marken und die Uhren sind weltberühmt. Die Chinesen kaufen Rolex, so wie sie Daimler kaufen. Ob das Sinn macht, mit einem 500PS Daimler im Stau zu stehen, links ne Rolex und rechts ne Swatch am Handgelenk steht auf einem anderen Blatt :-)
3. die schweizer gastronomie hat hingegen einen ganzen stapel von problemen. der hohe frankenkurs bringt alles zum vorschein was in den letzten jahrzehnten falsch gemacht wurde: fehlende investitionen, mangelnde ausbildung, überhöhte kosten durch die verfehlte landwirtschaftspolitik mit geradezu absurden lebensmittelpreisen (vielen dank an die schweizer rechtspartei svp!), überhöhten mieten mangels konkurrenz - gesteuert mit bewilligungen auf gebäuden, etc. ich habe selber 16 jahre in der gastronomie geackert bis zum umfallen, kann aber mit stolz behaupten, dass all meine betriebe noch existieren. meine meinung, die schweizer gastronomie ist am boden, lebt nur noch mittels infusionen. zurzeit wird gerade über einen erlass der mehrwertsteuer für hotels diskutiert, das sagt wohl alles.
Da kennst du dich sicher besser aus, ich bin nur ab und zu Kunde in der Gastronomie. Was mir aufgefallen ist im Unterschied zu DE:
Die Schweizer geben gerne Geld aus, sind nicht so geizig wenn sie Essen gehen. Wenn man als Deutscher da hinkommt ist man erstmal etwas geschockt. Hier bekomme ich in einem normalen Dorflokal eine gute Pizza + 3 Bier und zahle unter 20€. Neulich gab's die Karaffe Wein (1l span., ganz Ok) für 10€. In CH sieht es anders aus, in CHF mindestens das doppelte.
Die Lebensmittelqualität ist höher, das was in DE als Biomilch verkauft wird, ist in CH Standard. Von daher hab ich immer gerne etwas mehr ausgegeben.
Ich find es gar nicht so schlecht, dass hier subventioniert wird. Zur Not auch noch stärker. MWSt. auf Lebensmittel ist eh gering, kann man auch noch ganz streichen. Da muss man natürlich immer auch aufpassen, dass man nicht die Trittbrettfahrer subventioniert. Wie in DE bei den Landwirtschaftssuventionen, die an die dicken Grossbetriebe gehen. Denke schon, dass sich diese Krise durch gezielte Unterstützung lösen lässt. Warum auch nicht, in DE wurden die Autokonzerne massiv subventioniert (Stichwort Abwrackprämie vor einiger Zeit, Leute bekamen Geld, wenn sie sich nen Neuwagen gekauft haben und ihren alten verschrottet....IRRSINN hoch 10 vorkswirtschaftlich).
Für die Gastronomie (jetzt eine Stammtischidee): Einführung einer Ausländer-Kopfpauschale. Vom Staat gibt's z.B. 10 CHF pro Ausländer, der bewirtet wird :-)
4. wies weitergeht mit der untergrenze weiss ich auch nicht. fakt ist aber, das diese massnahme den meisten schweizern nicht wirklich gefällt und so schnell wie möglich aufgehoben werden sollte. und dass wissen auch die politiker.
Das ist interessant, wenn man die Journaille liest hört man 90% Gejammer und Forderungen nach einer Anhebung der Untergrenze auf 1,40 oder so. Bin grad nicht in CH deshalb bin ich nur darüber informiert.