SEOUL (Dow Jones)--Die Lufthansa Cargo AG setzt trotz negativer Erfahrungen in China weiter auf den asiatischen Markt. Einer der großen Wachstumsmärkte dieses Kontinents sei Südkorea, sagte Vorstandsvorsitzender Karl Ulrich Garnadt in Seoul. Zwar sei das Luftfrachtvolumen von Europa nach Südkorea im abgelaufenen Jahr gesunken. 2012 werde aber mit einem Plus von 4 Prozent gerechnet.
Zum Wachstum tragen mehrere Faktoren bei. Zum einen würden in Südkorea neue Hightechprodukte entwickelt, zum anderen seien Automobil- und Pharmazieindustrie in sehr guter Verfassung. Außerdem würden bereits die Olympischen Winterspiele vorbereitet, die 2018 in dem Land stattfinden.
Allerdings gibt es laut Garnadt auch Risiken. So könnten die Finanzkrise in Europa und die Wirtschaftskrise in den USA das Transportvolumen von und nach Südkorea reduzieren. Negativ auswirken würden sich auch ein höherer Ölpreis sowie die mögliche Verlagerung von Transporten auf Schiffe. Unwägbarkeiten berge zudem die politische Entwicklung in China und Südkorea.
Gegenwärtig ist Lufthansa Cargo der größte nicht asiatische Carrier in Südkorea. Platzhirsch ist Korean Air.
Für die globale Entwicklung des Luftfrachtmarktes zeigte sich der Manager zuversichtlich. Er erwarte weiter steigende Transportmengen. China bleibe dabei der weltweit wichtigste Wachstumsmarkt für das Unternehmen.
Marktschätzungen zufolge wächst die Luftfracht weltweit bis zum Jahr 2020 durchschnittlich um 4,5 Prozent pro Jahr. Überdurchschnittlich soll dabei der Anstieg der Transportmengen von Europa nach China mit 11,4 Prozent ausfallen. Die Lieferungen von China nach Europa dürften im Schnitt um 5,8 Prozent steigen.
Lufthansa Cargo will an dem Wachstum teilhaben und steigert im laufenden Jahr ihre Kapazität um rund 1 Prozent. In China selbst steht die Frachttochter der Deutschen Lufthansa aber noch vor einem ungelösten Problem. Ihr Gemeinschaftsunternehmen Jade behält weiterhin ihre Flugzeuge wegen einer anhaltenden Nachfrageschwäche am Boden. Das 2004 gegründete Unternehmen leidet seit geraumer Zeit unter dem massiven Überangebot an Frachtkapazität in China und einem entsprechenden Preisverfall. Außerdem ist Jade chronisch unterfinanziert.
Lufthansa ist an dem Gemeinschaftsunternehmen mit 25 Prozent beteiligt, 24 Prozent hält eine Tochtergesellschaft der staatlichen Förderbank KfW, die Mehrheit von 51 Prozent liegt bei Shenzen Airlines. Deutschlands größte Airline sucht nach einer Lösung dieses Problems. Details zum Stand der Situation gab Garnadt aber nicht.
Wesentlich größere Probleme hat die Airline an ihrem Heimatflughafen in Frankfurt. Dort herrscht weiterhin das Nachtflugverbot, und Lufthansa Cargo muss nach einem Notplan fliegen. Garnadt unterstrich noch einmal, dass weitere infrastrukturelle Beschränkungen, wie beispielsweise Nachtflugverbote oder behördliche Auflagen und steigende Gebühren, die Profitabilität von Lufthansa Cargo deutlich einschränken würden. Für 2011 rechnet die Airline wegen des Nachtflugverbots mit einer Belastung des operativen Ergebnisses von rund 20 Millionen Euro. Im laufenden Jahr soll es doppelt so viel sein.
Einen detaillierten Ausblick für die Umsatz- und Gewinnplanung des Unternehmens im laufenden Jahr gab der Vorstandsvorsitzende nicht. Er sei "vorsichtig optimistisch", sagte Garnadt nur. Mehr will er im März bei der Vorlage der Ergebnisse 2011 verraten.
- Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires, +49 (0) 40 3574 3116, kirsten.bienk@dowjones.com, DJG/kib/bam |