Die Forderung nach Strafzöllen auf chinesische Solarimporte stößt nicht nur auf Gegenliebe. Der Chef des deutschen Projektierers SAG Solarstrom, Karl Kuhlmann, glaubt sogar, dass die Entwicklung der Branche Schaden zufügen könnte.
Die Behörden sollen helfen: Nach der erfolgreichen Forderung von Strafzöllen auf China-Module in den USA, fordert Solarworld nun auch in Europa Maßnahmen gegen "Dumpingpreise". Erklärtes Ziel ist es, europäische Solarfirmen zu schützen. Doch Karl Kuhlmann, CEO von SAG Solarstrom, sieht das anders. Bloomberg zufolge hat er nun in Frankfurt Unmut über solche Strafzölle geäußert - diese könnten deutschen Solarfirmen sogar schaden.
Gemeint sind offenbar vor allem Projektierer wie SAG Solarstrom. Diese stellen die Module nicht selbst her, sondern verbauen diese in zuvor geplante Großanlagen. Durch Zölle ausgelöste höhere Einkaufspreise für Solarmodule könnten das Interesse von Investoren für Solarprojekte abkühlen lassen, so Kuhlmann.
Zuversichtlich macht den Solarmanager, dass SAG Solarstrom auf keine staatlichen Förderungen mehr angewiesen sei. Man expandiere derzeit in sonnenreiche Märkte wie Italien, Spanien, den USA oder Chile. Hier ist die Grid Parity in weiten Teilen bereits erreicht. Dennoch haben die Analysten zuletzt die Gewinnschätzungen für SAG Solarstrom deutlich reduziert. Das 2013er-KGV liegt mittlerweile bei 13. Anleger sollten vor einem Einstieg noch abwarten.
Analystenschelte
Gar keinen Gewinn dürfte Solarworld im nächsten Jahr machen. Das Gros der Analysten ist derzeit nicht gut auf Solarworld zu sprechen. So sieht etwa die Commerzbank einen "rough ride ahead" für Solarworld und hat das Kursziel innerhalb kurzer Zeit von 0,80 Euro auf nunmehr 0,70 Euro gesenkt. Dieses liegt nunmehr deutlich unter dem Analysten-Konsensus von 1,17 Euro.
Grund für die Anpassung des Kurszieles seien enttäuschende Zahlen für das zweite Quartal gewesen. Der Umsatz lag mit 170 Millionen Euro 16 Prozent unter den Analystenerwartungen. Die Materialkosten hätten bei massiven 96 Prozent (Q1: 74 Prozent) der Erlöse gelegen, was einen anhaltenden Preisdruck impliziere.
Problem der Langfristverträge
Solarworld verliert nicht nur Geld durch die Produktion und den Verkauf von Solarmodulen. Darüber hinaus belasten ungünstig abgeschlossene Langfristverträge. (siehe auch: Bilanz-Zündstoff). Die Eigenkapitalquote von Solarworld ist innerhalb eines Jahres von 36 auf nunmehr 25 Prozent gesunken.
Quelle: Der Aktionär |