Zuallererst ein Gedanke hinsichtlich dessen, was Statements zur ethischen Geldanlage immer nur sein können: Die Äußerung einer Wahrnehmung(!). Wahrheit(!) findet sich nur in den Naturgesetzen. Bei menschengemachten Dingen - und da gehört die ethische Geldanlage nunmal dazu - gibt es diese nicht, sondern allenfalls ein Ringen darum. Dieser Thread zeigt das nur allzu gut auf. Es wäre schön, wenn hier ein gewisses Niveau bei der Äußerung der eigenen Wahrnehmung aufrechterhalten werden könnte. Akteure als blöd zu bezeichnen ... solch ein Stil ist - um es mal dezent zu formulieren - anders als weiterführend.
So sehr die Stiftung Warentest bei "handfesten, greifbaren Produkten" mit physikalischen/chemischen Naturgesetzen arbeiten, und somit die getesteten Produkte "wahrheitsgemäß" testen kann - bei der Bewertung der ethischen Geldanlage begibt sie sich auf sehr dünnes Eis. Hier wäre interessant zu wissen, wie die Stiftung Warentest die Invests von Ökoworld in chinesische Firmen bewertet. China ist ein Land, das seit einiger Zeit einen Überwachungsstaat aufbaut, der dem Szenario von Orwells "1984" kaum nachsteht. Zudem wird die uigurische Minderheit systematisch unterdrückt. Mit dem Ziel, dieser Volksgruppe die eigene Identität zu rauben und auf absehbare Zeit auszulöschen. Aus meiner Wahrnehmung heraus stellt sich da schon die Frage, wie ein Invest in chinesische Firmen als nachhaltig eingestuft werden kann. Das hat schon eine gewisse Ähnlichkeit mit dem scheinheiligen Verhalten des olympischen Komitees, hinsichtlich der "in Restaurants mit Dopingmittel kontaminierten Sportlern". Trotz dieser Ungereimtheiten wäre es für Ökoworld sicherlich kaum von Schaden, wenn mit dem Testurteil geworben würde. Stiftung Warentest ist hierzulande DIE anerkannte Marke, was das Testen von Dingen angeht. Andere Firmen würden sich die Finger danach lecken, mit solch einem Testergebnis für sich werben zu können. Warum lässt Ökoworld dieses Potenzial unbeachtet?
Im Bericht des Vorstands auf der HV lautet es: "Die Idee bei der Gründung von vor 49 Jahren ist aktueller denn je: Deutschland erlebt einen massiven Rechtsruck und es gilt die Demokratie zu verteidigen. Kriege und totalitäre Systeme waren früher weit weg, ... "
Wie passt solch eine Sichtweise mit den Invests von Ökoworld in chinesische Firmen zusammen? Verdeitigt Ökoworld etwa die Demokratie, indem in chinesische Firmen investiert wird? Es gibt doch in den demokratischen Ländern genug Firmen, bei denen Ökoworld die 3 Mrd. Anlegergeld unter nachhaltigen/ethischen Gesichtspunkten unterbringen kann. By the way: Wenn Herr Kaplan der Meinung ist, dass kleine Werte in der nächsten Zeit von anderen Rahmenbedingungen profitieren sollten, dann wäre möglicherweise eine Änderung der Anlagestrategie sinnvoll: Lt. meiner Kenntnis investiert Ökoworld nur in Firmen, die einen täglichen Börsenumsatz von einer Million haben. Es gibt etliche "Perlen", die diesen Umsatz (noch) nicht haben, jedoch starke Produkte und sehr gute Zukunftsaussichten. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, das tägliche Börsenumsatzsoll von einer Million zu überprüfen und zu reduzieren, um dadurch Chancen zu eröffnen, die jetzt noch verschlossen bleiben.
Noch ein Auszug aus dem GSC-Bericht von der HV:
"Das Fondsvolumen wuchs bis zum Jahr 2021 deutlich. Im Jahr 2022 gab es dann ein Börsenbeben durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und aufgrund der Tatsache, dass es wieder Zinsen gab und damit Geld zu verdienen war. Plötzlich waren Aktien erfolgreich, in die ÖKOWORLD nicht investiert (Rüstung, Öl, Gas). Darunter hat die Performance sehr gelitten. Vertriebspartner wurden unruhig und die Kontroverse um die Unterstützung von Herrn Platow für die sogenannten Klimakleber kam nicht gut an.Die Sparkassen und Volksbanken sind hier sehr nachtragend und da müssen die Vertriebler noch heute Vertrauen aufbauen."
Genau das ist der Punkt: Vertrauensverlust. Das mit der Unterstützungsaktion für die Klimakleber wirkt immer noch, ist keine Sache die innerhalb eines überschaubaren Zeitraums in Vergessenheit gerät. Gerade bei den o.g. Institutionen. Die destruktive Wirkung solcher Dinge kann nicht weggezaubert werden. Was jedoch getan werden kann: Etwas schöpfen/kreieren, das konstruktives Potenzial besitzt und dieses zur Entfaltung bringen. Sodass die daraus entstehende konstruktive Wirkung, das immer noch wirkende Destruktive in den Hintergrund schiebt und allen Akteuren eine neue Sicht (auf Ökoworld) verschafft.
Es reicht nicht aus, mehr Vertriebler loszuschicken, damit verstärkt auf die potenziellen Kunden eingeredet wird. Es braucht in dieser Situation keine Reden, sondern Taten(!).
Auch wenn ich mich hier nun wiederhole: Die Schaffung einer ethischen Dividende wäre solch eine Tat. Mit der Ökoworld sich als Fondsbetreiber präsentieren könnte, der hinsichtlich Authentizität und Mitmenschlichkeit neue Maßstäbe setzt. So, wie es Alfred Platow vor fast 50 Jahren schon einmal getan hat ...
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