sicher gut für die Klagen.
Es ist traurig, dass es so lange dauert, das Versagen und schon vorsätzliche Handeln durch Wegschauen nachzuweisen.
Wirecard-Skandal: Aufsicht findet Pflichtverletzungen bei EY-Mitarbeitern – jetzt drohen harte Strafen Zwölf Wirtschaftsprüfer von EY sollen jahrelang ihre Berufspflichten verletzt haben. Um einer Strafe zu entgehen, erwägen Einzelne offenbar die Rückgabe ihrer Lizenz. René Bender, Rene, Redakteur Handelsblatt Quelle: Andreas Anhalt René Bender Bert-F. Fröndhoff Bert Fröndhoff Volker Votsmeier 24.08.2022 - 04:00 Uhr Kommentieren 6 x geteilt Düsseldorf Härter könnte das Urteil wohl kaum ausfallen: Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY soll bei ihrer Arbeit für den einstigen Dax-Konzern Wirecard über vier Jahre hinweg Berufspflichten verletzt haben. Dieses Ergebnis zeichnet sich laut Informationen des Handelsblatts nach mehr als zwei Jahren Ermittlungen der Abschlussprüferaufsichtsstelle (Apas) ab.
Die für die Wirtschaftsprüfer zuständige Aufsichtsbehörde führt seit Juni 2020 ein formelles Berufsverfahren gegen einzelne Prüfer sowie eines gegen das Unternehmen selbst durch. Im Oktober soll das Verfahren abgeschlossen werden. Nach Abschluss der Ermittlungen entscheidet eine Kammer der Apas über mögliche Strafen. Den einstigen Wirecard-Prüfern drohen teils harte finanzielle und berufsrechtliche Sanktionen.
Mit EY ist die Prüferaufsicht Apas laut Insiderkreisen in regelmäßigem Austausch. Obwohl das Aufsichtsverfahren offenbar kurz vor dem Abschluss steht, gibt es dem Vernehmen nach noch immer unterschiedliche inhaltliche Positionen. Auch um die die möglichen Sanktionen ringen beide Seiten bis zuletzt.
EY wollte sich aktuell nicht dazu äußern. „Wir bitten um Verständnis, dass wir laufende Verfahren – dazu zählt auch das berufsaufsichtsrechtliche Verfahren durch die Apas – nicht kommentieren“, teilte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage mit. Man unterstütze das Apas-Verfahren vollumfänglich. „Das Ergebnis, zu dem die Apas nach Abschluss des Verfahrens kommt, werden wir sorgfältig prüfen.“
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Prüfungen für vier Jahre fragwürdig Zwölf Prüfer sind im Visier der Apas, darunter die hauptverantwortlichen Prüfer der Wirecard-Jahresabschlüsse, aber auch der ehemalige Deutschlandchef, unter dessen Ägide die mutmaßlichen Fehler bei EY geschahen.
>> Lesen Sie auch: Protokoll des Versagens – Das Handelsblatt veröffentlicht den Geheimbericht zur Arbeit der EY-Wirtschaftsprüfer
Die Apas untersucht die Abschlüsse aus den Jahren 2015 bis 2018. In allen soll sie bereits vor dem endgültigen Abschluss ihrer Ermittlungen teils erhebliche Pflichtverletzungen festgestellt haben, heißt es in mit den Vorgängen vertrauten Kreisen. Die Apas wollte sich mit Verweis auf die Verschwiegenheitsverpflichtung auf Nachfrage nicht dazu äußern.
Einzelne Prüfer sollen bereits die Rückgabe ihrer Bestellung als Wirtschaftsprüfer konkret erwägen. Der Hintergrund: Mit dem Rückzug als Wirtschaftsprüfer würde auch eine Strafe hinfällig. Bis Anfang Oktober wollen die Apas-Kontrolleure ihre Prüfungen abschließen und ihre Ergebnisse der Beschlusskammer vorlegen. Diese Vorlage enthält „in der Regel auch – für die Beschlusskammer unverbindliche – Sanktionsvorschläge“, wie ein Apas-Sprecher mitteilte.
Die Apas strebe dann „eine Entscheidung der zuständigen Beschlusskammer in den Berufsaufsichtsverfahren in Sachen EY/Wirecard für Mitte Oktober 2022 an“, so der Sprecher. Allerdings könne es „aufgrund der derzeit noch nicht komplett abgeschlossenen Ermittlungsmaßnahmen“ noch zu Terminverschiebungen kommen. Anschließend dürften noch einmal einige Wochen vergehen, bis die Behörde die Bescheide verschickt.
Einmaliges Verfahren in der Apas-Historie Das Verfahren ist das wohl umfangreichste in der Historie der Apas. Die Aufsichtsbehörde nahm schon im Oktober 2019 Vorermittlungen auf, nachdem schon zu diesem Zeitpunkt länger Zweifel an der Rechnungslegung von Wirecard bestanden. Im Mai 2020, also noch kurz vor dem Wirecard-Kollaps, wurde daraus ein förmliches Berufsaufsichtsverfahren.
Drei Monate nach der Wirecard-Insolvenz stellte die Apas im September 2020 schließlich Strafanzeige bei der Generalstaatsanwaltschaft Berlin. Begründung: In den Prüfungsberichten von EY „könnte unrichtig berichtet“, beziehungsweise es könnten „erhebliche Umstände verschwiegen worden sein“. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seither aktiv gegen zwei Prüfer, formal als Beschuldigte eingetragen sind gar zwölf.
Auffälligkeiten gab es bei der Arbeit von EY für Wirecard reichlich. Mancher offensichtliche Verstoß wurde dabei bereits neben der Apas auch schon von anderer berufener Stelle adressiert. So stellte Martin Wambach, Vorstand des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW), EY im April 2021 in einem 168 Seiten langen Sonderbericht ein verheerendes Arbeitszeugnis im Fall Wirecard aus. Das Handelsblatt hatte den geheimen Bericht veröffentlicht. |