Mein "Börsenguru", Handelsblattautor Heibel vom gleichnamigen Börsenticker weiß es natürlich auch nicht. Falls es Anfang der Woche nicht besser wird, dann möchte er mehr Cash zulasten der Tech Aktien aufbauen. Der Sentiments-Experte erwägt derzeit, dass die Panik bei der laufenden Korrektur bisher noch nicht groß genug war. Es muss weh tun und es muss Panik herrschen bei vielen Anlegern, ehe die Rallye beginnen kann, seiner Meinung nach. Panik haben wir bisher leider noch nicht gesehen...Die Mehrheit der Anleger glaubt an eine schnelle Fortsetzung der Rallye...Bisher war es entsprechend halt auch so, dass kleine Rücksetzer sofort gekauft werden. Ich zitiere Heibel einmal aus seinem aktuellen Ticker vom Freitag.
"Puh, nicht einfach zu interpretieren: Zum einen gibt es Unterschiede zwischen der Stimmung in Deutschland (verhalten) und der Stimmung in den USA (zu bullisch). Zum anderen würde ich eine wesentlich bessere Anlegerstimmung in Deutschland als nachvollziehbar beschreiben, denn wir haben immerhin diese Woche ein neues Allzeithoch erreicht. Doch irgend etwas schein die Anleger zu stören.
Seit der Impfstoffrallye im November und Dezember folgte Ende Januar ein heftiger Rücksetzer im DAX von 14.000 auf 13.400 Punkte, um direkt im Anschluss wieder auf 14.000 Punkte zu steigen. Seither pendelt der DAX seitwärts, erklomm nur mit großer Mühe ein neues Allzeithoch, verpasste jedoch mehrere Gelegenheiten, die Impfstoffrallye fortzusetzen.
Nun steigen die Zinsen, die Rotation raus aus den Corona-Gewinnern und rein in die zyklischen Industrieaktien ist weiterhin voll im Gange. Die Frage, die sich nun stellt, ist: Bleibt es bei der kurzen, aber heftigen Korrektur vom Januar, oder müssen wir erneut die verschiedenen Stimmungen einer Korrektur durchlaufen: Euphorie, Ignoranz, Angst, Kapitulation, Akzeptanz des neuen, dann jedoch tieferen Kursniveaus. Das ist der Kreislauf, den die Stimmung der Anleger durchlaufen, wenn eine ausgewachsene Korrektur an den Märkten wütet.
Diese verschiedenen Stimmungen können auch im Rahmen einer Seitwärtsbewegung durchlaufen werden, das nimmt jedoch wesentlich mehr Zeit in Anspruch, als wenn wir einen apokalyptischen Ausverkauf mit Angst und Panik sehen.
Für eine Wiederaufnahme der Rallye scheint die Stimmung derzeit noch zu wenig negativ zu sein: Mehrere Anläufe auf das Allzeithoch, und nun auch das knappe Überspringen des Allzeithochs wurden stets für Gewinnmitnahmen genutzt. Es wird immer fraglicher, ob ein nachhaltiges Überwinden des Allzeithochs mit einer anschließenden neuen Dynamik für die Fortsetzung der Rallye "ohne Anlauf" gelingen kann. Anlauf, oder anders ausgedrückt: Wer hoch springen möchte, muss zuvor tief in die Knie gehen.
Die Aussicht auf ein Ende der Corona-Pandemie ist jedoch ein so stark positiver Einfluss, dass ein heftiger Rückschlag bislang stets frühzeitig von Kaufinteressenten aufgefangen wurde.
Seitwärtsbewegungen können nervenzehrend sein, wie wir in diesen Wochen erleben. Derzeit spricht einiges dafür, dass unsere Nerven noch ein wenig strapaziert werden müssen, bevor die Rallye fortgesetzt werden kann.
"04. Ausblick: Überarbeitung unserer Anlagestrategie
Mit einer Cashquote von 20% oder mehr in unserem Heibel-Ticker Portfolio würden Sie mich nun völlig entspannt sehen: Soll ein weiterer Rücksetzer doch kommen, ich würde ihn zum Kaufen nutzen.
Aber wir haben nun nur noch 3% Cash übrig, viele meiner Lieblinge haben ihre Wunschpreise erreicht und befinden sich nun in unserem Portfolio. Jetzt sollte sich die Rallye eigentlich fortsetzen. Also, um ehrlich zu sein, ich habe fest damit gerechnet, dass das Überspringen des Allzeithochs im DAX vom Mittwoch dieser Woche zu Anschlusskäufen führt und eine neue Dynamik der Rallye entfachen würde.
Das ist nicht geschehen und wir müssen uns nun zwangsläufig überlegen, wie viele Schmerzen wir ertragen: Sollen wir wieder Cashreserven aufbauen, um im Falle eines nun vielleicht doch noch erfolgenden heftigen Ausverkaufs (in die Knie gehen) nochmals nachkaufen zu können? Oder setzen wir darauf, dass vielleicht doch ziemlich bald schon der Weg nach oben beschritten werden kann?Wissen Sie, was hilft, um in dieser Situation sinnvoll zu agieren? Unsere Politik der kleinen Schritte. Wir wollen ja im Falle einer heftigen Korrektur weniger verlieren als der breite Markt. Und im Anschluss wollen wir stärker gewinnen als der Markt. Wir haben nun erleben müssen, dass der Ausbruch nach oben misslungen ist. Es hat den Anschein, als müssten wir zuvor nochmals in die Knie gehen, bevor das gelingen kann. Und wir wissen nun um die aktuellen Strömungen am Markt: Wachstumsaktien werden derzeit ausverkauft.
Ich würde daher in den kommenden Tagen, vielleicht auch Wochen, diejenigen Positionen in unserem Portfolio ausdünnen oder ganz verkaufen, die mit herkömmlichen Bewertungskriterien nicht zu rechtfertigen sind. Wir haben gerade diese Positionen aufgenommen, um im Falle der von mir erwarteten Fortsetzung eben dabei zu sein, wenn diese Highflyer den Turbo zünden. Doch nun müssen wir wohl ein wenig defensiver vorgehen und das heißt, diese Positionen sind nun gefährlich geworden.
Dazu gehören eine ganze Reihe unserer Wachstumspositionen: Spotify, Paypal, Twitter und Nvidia. Also gerade die Positionen, die wir gerade erst aufgestockt haben oder eingegangen sind.
Unsere Dividendentitel haben uns diese Woche vor Schlimmerem bewahrt: Freenet +10%, Münchener Rück und BASF jeweils +5%. Bei BASF können wir noch ein wenig aufstocken, wenn der Kurs mal an einem schlechten Tag zurück kommt.
Bezüglich unserer Gold-Positionen mache ich mir am Wochenende Gedanken: der Goldpreis ist heute tatsächlich unter meine Marke von 1.700 USD/Oz gerutscht und wir müssen unsere Spekulation verkleinern. Barrick Gold hält sich noch ganz gut, hier sollten wir wohl ebenfalls den Rückwärtsgang einlegen.
Soweit meine aktuellen Gedanken: Für heute ist es zu spät. Ich melde mich Anfang der kommenden Woche mit konkreten Schritten. Keine Ahnung, vielleicht sieht am Montag die Welt schon wieder ganz anders aus. Stand heute bin ich so ziemlich der einzige, der sich große Sorgen über eine doch noch heftige Korrektur macht. Ich habe in den vergangenen Wochen mit vielen institutionellen Anlegern und Finanzmarktprofis gesprochen und überall besteht eine sehr große Zuversicht, dass das Ende der Pandemie bevor steht und durch steigende Kurse begrüßt wird. Als Sentiment-Experte weiß ich jedoch, dass die Mehrheit selten Recht bekommen kann.
Um das Ganze in Perspektive zu setzen: Nein, ich fürchte nicht ein Ende der Rallye. Ich gehe weiterhin davon aus, dass wir im weiteren Jahresverlauf noch deutlich höhere Kurse sehen werden, ich könnte mir einen DAX deutlich über 15.000 Punkte zum Jahresende vorstellen. Aber so ganz ohne Schmerzen wird das nicht ablaufen und das kann insbesondere dazu führen, dass völlig andere Aktien steigen, als wir uns das vorstellen. Daher sollten wir, wenn sich die Aktienbörse gegen uns wendet, auch entsprechende Anpassungen vornehmen.
Grundsätzlich hatte ich im Jahresausblick eine Konsolidierung im Februar angekündigt, um dann anschließend auf eine Fortsetzung der Rallye bis in den Sommer hinein zu setzen. Bis hierhin passt das alles ziemlich gut, vielleicht bin ich nun auch einfach zu ungeduldig. Mich verwundert lediglich die verpasste Chance dieser Woche, die Rallye fortzusetzen". |