mutig, wirklich interessant und in fragmenten gute ansätze. allerdings bin ich nicht deiner meinung, denn meine familie war seit jeher zweigespalten - insofern habe ich (durch häufigen kontakt) einen recht "erfahrungsbelasteten" blick, der mir sagt, dass alles etwas anders ist, als wir modernenmodernenmodernen leute es vermuten. die ddr hatte durchaus ihre bürgerlichen überbleibsel -und die widerstanden dem pseudoegalitären scheissdreck in ihren nischen ganz gut. dort waren ein geradezu nostalgischer anstand und eine gewisse -auch wohltuende- geschichtsstarre beheimatet, die -zugegebenermassen- zwar auch ganz alte lieder auf der pfanne hatten, jedoch einige tugenden pflegten, die in der schon recht hedonistisch geprägten brd bereits fast vergessen waren. in der breiten, systematisch kleingetretenen, mangel-geschädigten und bereits durchproletarisierten bevölkerungsschicht der ddr war natürlich kaum ein aufbruch oder erblühen kultureller grösse zu erwarten - dort regierte allenfalls die hatz auf die ersehnte levis und die paar lausig-leisen echos aus dem erträumten westen. jedoch: es gab ein überleben geistigen tiefgangs auch in den zeiten dicksten honnecker-miefs. schade, dass auch die wenigen bürgerlichen reste der ddr ihr grosses und wertvolles potential dem klagechor der wendeverlierer untergeordnet haben.
dank spd und explizit ihrer (mir bis aufs blut verhassten) nachgeburt (durchaus doppeldeutig gemeint) oskar l, der schon in den späten achzigern mit dicken versprechungen und forderungen aufwartete, können wir "wessis" es in punkto "staatsfixierung" durchaus mit den niederungen der däderä aufnehmen - die suggestion des sozialen nirvana, freibier, 35std etc für alle liessen grosse teile des mittleren bürgertums der brd in die fänge eines übermächtigen und immer wohlmeinenden staats glitschen. dass hierbei ein unguter wettbewerb der parteien um den punkt "wer verspricht am meisten" begann und auch gestandene konservative in die reihen der "progressiven" staatsadepten lotste zählt zu den wirklich tragischen entwicklungen - seither ist nirgends mehr das drin, was draufsteht. die popkultur die gute lernte ich dauerdenker schliesslich zu anfang der 90er so richtig kennen - als ernsthafter kunst- und philosophiefreund streckten mich die niederschmetternden phänomene der hedonistischen kultur ziemlich oft zu boden - da diskutierten plötzlich gebildete freunde über vorabendserien, plänkelten über vip-klatsch, genügten sich mit ps-strotzenden statussymbolen - anfangs eher selbstironisch und mit der postmodernen "alles geht"-mentalität, später dann mit ihrem tand unlösbar verwuchert. mittlerweile scheint etwas heilung einzukehren, allerdings nur für wenige - der rest fristet weiterhin sein leben vor dem tv-lagerfeuer.
das rechte schliesslich, diese unsäglich dämliche und mir zutiefst verhasste blockade der vernunft und menschlichen miteinanders mendelt sich im neuen deutschland eher zufällig und paradox zueinander ... schliesslich trieft der hass gegen die dunkelhäutigen und andersfarbigen in westdeutschland aus einem dummen und degenerierten herabsehen (du störst die perfekte optik hier) und einem widerwärtigen und selbstmitleidigen minderwertigkeitskomplex in ossimanien. anzünden sollte man in jedem fall beide verteter. |