1. Ich hatte mal in tiefsten BaWü nen Vortrag u. a. anderem nen Vortrag über nen Sozialstrukturvergleich BRD - DDR gehalten, der in der provokanten These endete, dass der Begriff für die DDR "Arbeiter- und Bauernstaat" so falsch gar nicht war. War dort natürlich ein Heimspiel. Gleichwohl ist was dran - in der DDR fehlte einfach etwa das liberale Bürgertum. Ist meines Erachtens aber nur zum Teil der DDR zuzurechnen. Der flächenmäßig größte Teil der DDR war schon zu Kaisers Zeiten Ostelbien und damit im Besitz von Landjunkern. Sieht man auch noch heute, wenn man etwa durch Brandenburg fährt in den Dörfern und Kleinstätten. Die Gebäude sind ziemlich geduckt.
2. In dem selben Vortrag habe ich gezeigt, dass die Ostdeutschen viel stärker als die Wessies auf den Staat fixiert sind (gilt übrigens für alle Altersgruppen) - was zu dem Umkehrschluss führt, dass sie viel weniger auf Eigeninitiative setzen. Wobei allerdings zu berücksichtigen ist, dass sich viele Ossies nach der Wende selbstständig gemacht haben - allerdings meist mit Subventionen. Gleichwohl ist die starke Staatsfixierung immer noch da. Nach dem Motto: Die da oben sollten mal in dieser oder jener Hinsicht eingreifen.
3. Und nun mal zur DDR. Klar sollte wohl sein, dass die SED-Führung rechtsradikale Umtriebe unter den Teppich gekehrt hat. Ich will aber noch eine andere These wagen. Sie hat sich die mehr oder weniger latent vorhandene Ausländerfeindlichkeit in der eigenen Bevölkerung zunutze gemacht und diese noch geschürt. Wer mal zu sozialistischen Zeiten sich in den Bruderländern der DDR aufgehalten hat, und sich mit der dort wohnenden Bevölkerung über das Auftreten der DDRler unterhalten hat, weiß, dass Mallorca für Neckermänner dagegen harmlos ist. Ein anders Beispiel: Ich war Mitte der Achtziger Jahre auf dem Bahnhof Alexanderplatz. Habe dabei zwei Polinnen getroffen, die quasi rausgeschmissen wurden, weil sie Wurst einkaufen wollten, was damals im Rahmen der Comecon-Vereinbarungen kein Problem sein sollte. Man kann das auch weiterspielen. Anfang der Neunziger Jahre haben sich die Supermarktverkäuferinnen in Frankfurt/Oder darüber aufgeregt, dass die Polen die Schokolade wegkaufen. Und kurz danach gab es ein Riesengeschrei, dass die Polen ihre billigen Brötchen Frankfurt/Oder anboten. Die bösen Polen mal wieder.
4. Jepp – und nochmals zu dem Spießerstaat DDR. Klar – der hat alle Register gezogen. Und ein Riesengedöns beim Sport gemacht. Wenn man bedenkt, wie viele Underdogs sich an Bundesliga aufdröhnen, ist das ja auch nahe liegend. Statt Meinungs- und Reisefreiheit eben Narrenfreiheit beim Sport. Nach dem Motto: Man ist zwar ein armer Wurm, aber im Kollektiv irgendwelcher Fans kann man sich schon erheben. Sozusagen die Arschlochbestätigung. Findet man auch bei den Bundesliga-Fuzzies.
5. Die DDR spielte auch die nationalistische Geige im „internationalen Kampf“. Nicht etwa, dass in Süd- oder Mittelamerika es eine revolutionäre Auseinandersetzung gegeben hatte. Weiß ich auch nicht, ob das so war. Egal. Die DDR hat das jedenfalls als „patriotischen Kampf bezeichnet. Tja – unsere internationalistischem Patrioten aus der Zone.
Kurzum: Das es auf dem Gebiet der DDR übermäßig viele Nazis gibt, kann überhaupt nicht verwundern. |