Frankfurter Rundschau › Wirtschaft Lieferverzögerungen bei K+S Streusalz aus der Atacama-Wüste Der Salzabbau läuft auf Hochtouren - trotzdem muss der Konzern selbst aus Tochterwerken in Chile die weiße Ware nach Deutschland bringen. In Sachsen-Anhalt wird jetzt neben Kali auch Salz abgebaut - das beflügelt auch die K+S-Aktie.
Hier in der Grube Bernburg wird Salz abgebaut, mit dem Streufahrzeuge in ganz Deutschland gegen die Schneemassen und glatte Straßen kämpfen. Foto: K+S AG Hier in der Grube Bernburg wird Salz abgebaut, mit dem Streufahrzeuge in ganz Deutschland gegen die Schneemassen und glatte Straßen kämpfen. Foto: K+S AG Frankfurt – Die Kunden rennen dem weltgrößten Salzhersteller K+S wegen des starken Wintereinbruchs in Deutschland die Türen ein. „Wir verzeichnen eine extrem hohe Nachfrage nach Streusalz, weshalb es vereinzelt zu Lieferverzögerungen kommt“, sagte ein K+S-Sprecher. „Die Kunden bestellen im Moment wie verrückt.“ Engpässe bei der Verfügbarkeit gebe es derzeit aber nicht. Dazu könne es aber kommen, wenn es - wie im vergangenen Winter - über mehrere Wochen hinweg durchgehend frostig bleibt. Die K+S-Aktie stieg um 1,4 Prozent und gehörte damit zu den größten Gewinnern im Dax.
K+S arbeitet in seinen Salzwerken seit Dezember 2009 rund um die Uhr im drei Schicht-Betrieb und hat in der Salz-Sparte 120 neue Mitarbeiter eingestellt. Nach den Engpässen 2009/10, als der Wintereinbruch später einsetzte als dieses Mal, hat der Konzern zudem die Lagerkapazitäten um 100.000 auf 900.000 Tonnen aufgestockt. Trotzdem arbeiteten derzeit alle Salz-Produzenten an der absoluten Produktionsgrenze
Schnee auf der Rückstandshalde Neuhof bei Fulda. Foto: K+S AG Schnee auf der Rückstandshalde Neuhof bei Fulda. Foto: K+S AG Zudem sind bereits mehrere Schiffsladungen aus Chile unterwegs, wo K+S in der Atacama-Wüste Salz abbaut. In den kommenden Wochen sind weitere Schiffsladungen geplant. Drei Wochen braucht die begehrte Fracht für die Reise über den Atlantik.
K+S hat außerdem wieder weitere Salzquellen genutzt: Das Bergwerk in Zielitz in Sachsen-Anhalt, in dem normalerweise Kali abgebaut wird, hat zum Teil auf Salzabbau umgestellt. Aufgrund all dieser Maßnahmen sei in den nächsten Wochen nicht mit Lieferengpässen zu rechnen, sagte der K+S-Sprecher.
Förderturm an der Rückstandshalde Neuhof bei Fulda der K+S AG Foto: K+S AG Förderturm an der Rückstandshalde Neuhof bei Fulda der K+S AG Foto: K+S AG Erst kommt die Autobahnmeisterei - dann der Normalkunde
Dass es derzeit in einigen Supermärkten und Tankstellen kein Streusalz mehr gibt, liegt also nicht an Angebotsengpässen, sondern vor allem an der Distribution. Hier werden in Deutschland zunächst Autobahnmeistereien berücksichtigt, dann die Kommunen und erst am Ende der Handel. Problematisch bei einigen Kommunen sei, dass sie sich zwar besser mit Salz eingedeckt hätten als letztes Jahr - aber die Lagerkapazitäten nicht gesteigert hätten.
K+S ist 2009 durch die Milliarden-Übernahme des US-Konzerns Morton Salt zum weltgrößten Salzhersteller aufgestiegen und verfügt in Europa sowie in Nord- und Südamerika über Produktionskapazitäten von rund 30 Millionen Tonnen pro Jahr. Im vergangenen Jahr steigerte K+S seinen Umsatz in der Salzsparte um über 60 Prozent auf eine Milliarde Euro. Rund zwei Drittel des Umsatzes und einen Großteil des Gewinns macht K+S jedoch mit Kali-Düngemittel. (rtr/kho) |