Quelle (läßt sich leichter lesen): http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/...rger-braten.html
Solarworld-Chef im Interview "Dann bleibt nur Hamburger braten" Solarworld-Chef Frank Asbeck prognostiziert: Mehr Sonnenstrom wird die Elektrizitätspreise schon bald sinken lassen, weil er Spitzenlast konventioneller Kraftwerke verdrängt.
Herr Asbeck, man nennt Sie den deutschen Sonnenkönig...
Mag sein, ich bin aber keiner. Sehen Sie: Ein Sonnenkönig ist ein absolutistischer Herrscher. Ich bin Vorsitzender eines Unternehmens, das zu 75 Prozent den Aktionären gehört. Anzeige Selbständig? bis 55 J.? Testsieger Private Krankenkasse ab 59 € für Freiberufler + Selbständige unter 55 Jahre. Mehr Informationen » Sparen mit Dell! Vostro mit Intel® Core™ 2 Duo-Prozessor, ab 494 € Mehr Informationen » Postbank Giro plus Postbank Girokunden zahlen jetzt weniger bei Shell. 1 Cent Tank-Rabatt pro Liter! Mehr Informationen »
Politiker und Verbraucherschützer werfen Ihnen und der Branche vor: Der Solarboom macht die Elektrizität zu teuer, Solarfirmen und Anlagenbetreiber verdienen königliche Renditen.
Diese Kritik ärgert mich maßlos. Im Gegensatz zu den Stromkonzernen wie Eon und RWE, die ihre Preise seit 2000 jährlich um sieben bis acht Prozent angehoben haben, mussten wir unsere Solaranlagen über technischen Fortschritt jedes Jahr um zehn Prozent verbilligen. Wir werden durch das Absinken der Einspeisevergütung pro Kilowattstunde dazu gezwungen. Das zeigt: Der Strompreis steigt mitnichten wegen der Solarindustrie, sondern weil die Energieversorger die Haushaltskunden so locker abzocken können.
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Im Gegenteil. Mehr Solarstrom wird die Preise schon bald sinken lassen. Wenn der Ökostrom einen gewissen Anteil erreicht, verdrängt er Strom, der in Spitzenlast-Zeiten in teuren, weil extra zugeschalteten konventionellen Kraftwerken erzeugt werden müsste. Zusammen mit den anderen erneuerbaren Energien bringt das eine Stromkosten-Senkung von vier bis fünf Milliarden Euro jährlich.
Die EEG-Umlage steigt aber doch stark an, da immer mehr Solaranlagen ans Netz gehen. Das können Sie nicht bestreiten.
Um ein Stromsystem umzubauen, muss man investieren. Und diese Investitionen werden auf alle umgelegt, die Strom verbrauchen. Längerfristig haben die Bürger und die Gesellschaft große Vorteile davon: Klimaschutz, hochwertige Arbeitsplätze, sinkende Energie-Rohstoffimporte.
Wie lange muss die Solarenergie denn noch gefördert werden?
Die Förderung kann schon ab 2012 stark sinken. Dann wird der Solarstrom nicht mehr teurer sein als der Haushaltsstrom aus der Steckdose. Wir nennen das "Grid Parity", den Zeitpunkt, wenn der Strom vom Dach billiger ist als der aus dem Netz. Die Bürger werden dann auch ohne Förderung per EEG-Umlage sagen: Ich kann mir meinen Strom auf dem Dach selber erzeugen. Das bedeutet: Unser Stromsystem wird sich völlig ändern. Die Bürger sind nicht mehr nur Konsumenten, sondern auch Produzenten. Das System wird dezentral und demokratischer. Daher ist der Widerstand der Stromkonzerne und ihrer Helfer auch so wahnsinnig groß.
Der Bund will die Solarförderung zum 1. Juli kappen. Es sind Kürzungen um bis zu 16 Prozent geplant, Freiflächenanlagen auf Äckern sollen ganz rausfallen. Was halten Sie für verkraftbar?
Die meisten deutschen Solarhersteller verkraften nach der ersten Vergütungsabsenkung im Januar überhaupt keine zusätzliche Absenkung. Wir als Solarworld halten allenfalls einen weiteren einstelligen Prozentsatz für vertretbar. Freiflächen in angemessener Größe sollte man zulassen, aber nur dort, wo die Bauern selbst Betreiber sind - sozusagen als Teil der Fruchtfolge.
Kritiker sagen: Sinnvoll wären sogar mehr als 16 Prozent Kürzung.
16 Prozent wären bereits das Ende eines Großteils der Branche. Solarworld hat als einziger deutscher Hersteller 2009 Gewinn gemacht, unsere Umsatzrendite betrug 5,8 Prozent. Unsere Mitbewerber waren größtenteils in der Verlustzone. Ich weiß nicht, wer die drei Kürzungsschritte Anfang 2010, Mitte 2010 und Anfang 2011 überleben wird. Wenn uns auf dem deutschen Markt der Hals umgedreht wird, dann gehen unsere 60.000 Arbeitsplätze auch noch nach China - wie vorher die anderen deutschen High-Tech-Industrien. Wollen wir das? Dann müssen wir uns künftig gegenseitig Hamburger braten, weil keine Industrie mehr da ist.
Die chinesische Solar-Konkurrenz holt sowieso stark auf.
Unsere Konkurrenten dort haben extrem billige Lohnkosten, niedrige Umweltstandards und bekommen Staatskredite. Damit werden bei uns Dumpingpreise angeboten. Diese Unternehmen gehen auf Masse und Billiganlagen und wollen die deutsche Solarindustrie vom Markt fegen. Noch liegen wir technologisch eineinhalb Jahre vor ihnen. Damit müssen wir wuchern. Das ist unsere einzige Chance.
Ein großer Teil der in Deutschland verbauten Module stammt aus China. Ist es die Aufgabe der deutschen Stromkunden, die chinesische Solarindustrie zu finanzieren?
Das war und ist nicht das Ziel. Aber man kann sich nicht abschotten. Wir stehen im internationalen Wettbewerb, und ich bin bereit, ihn anzunehmen, obwohl wir bei Solarworld Tariflöhne zahlen, hohe Sozial- und Umweltstandards einhalten. Aber man darf uns nicht die Luft nehmen, in dem der Bund uns zwingt, binnen 13 Monaten um bis zu 40 Prozent billiger zu werden.
Was bedeutet es für Sie, wenn der Bund seine Pläne nicht mildert?
Dann stehe ich 2012 bei der Cocktail-Party anlässlich der "Grid-Parity" alleine mit den Chinesen herum.
Gruß r. |