Die Griechen und die Troika machen es bis zum Ende spannend. Die positive Nachricht ist, dass die Umschuldung wirklich freiwillig ist. Bis jetzt, müssen wir natürlich hinzufügen, denn der Zwang kann im weiteren Verlauf der Umschuldung noch kommen. Basierend auf dem vorgelegten Angebot, das am Freitag der vorletzten Woche veröffentlicht wurde, bleibt den Gläubigern jedoch theoretisch wirklich eine Wahl, was auch vor dem Wochenende die International Swaps and Derivatives Association bestätigt hat. Die Credit Default Swaps werden demnach nicht ausgelöst, wenn Griechenland sich an das skizzierte Szenario hält. Das griechische Finanzministerium hat drei mögliche Szenarien in seinem Angebot formuliert: A) Die Zustimmungsquote liegt bei mindestens 90 % oder mehr. In diesem Fall planen die Griechen, nachträglich die inzwischen berühmt-berüchtigte Umschuldungsklausel in die Staatsanleihen einzufügen. Das wird rechtlich möglich, weil die Gläubiger bei der Zustimmung zum Tausch, auch der Hinzufügung eines Anhangs zu den Anleiheprospekten zustimmen. In diesem Anhang ist im Wesentlichen die Umschuldungsklausel enthalten, die es einer „Super-Mehrheit“ erlaubt, die Interessen der verbleibenden Minderheit zu überstimmen. In diesem Fall würde die Klausel dazu führen, dass alle griechischen Staatsanleihen, die zum Kreis des offiziellen Tauschangebotes zählen, umgetauscht werden. B) Die Zustimmungsquote liegt zwischen 75 % und 90 %. In diesem Fall plant die Regierung den Tausch durchzuführen, aber die Umschuldungsklausel nicht zu aktivieren. Was mit den restlichen Rumpfanleihen passiert, dazu äussern sich die Griechen im Vorfeld allerdings nicht. C) Die Zustimmungsquote liegt unter 75 %. Für diesen Fall drohen die Griechen, den Tausch abzubrechen. Das an sich ist nicht weiter tragisch, aber es wäre dann in der Konsequenz damit zu rechnen, dass die Troika die Auszahlung der nächsten Tranche des 1. Rettungspaketes am 20. März verweigert, womit Griechenland zahlungsunfähig wäre. Das letzte Szenario können wir nahezu ausschliessen. Die Eintrittswahrscheinlichkeit taxieren wir auf weniger als 5 %. Denn der Löwenanteil der Staatsanleihen liegt in den Händen von Banken und Versicherungen, die im Vorfeld ausreichend Zeit hatten, sich mit dem immer magereren Angebot anzufreunden. Diese Gruppe hat als Ganzes betrachtet auch am meisten zu verlieren, denn ein unkontrollierter Ausfall führt natürlich zu Kollateralschäden im Finanzsektor und in der Realwirtschaft, die weit über die Verluste aus der reinen Restrukturierung hinausgehen. Unserer Ansicht nach hat das zweite Szenario die höchste Eintrittswahrscheinlichkeit. Denn die Mehrheit der Kleinanleger, einige Spekulanten, wozu wir auch die Hedge Fonds zählen, aber auch einige Banken haben signalisiert, dass sie nicht teilnehmen wollen. Da die Angst vor einem unsicheren Ausgang bei einer Ablehnung jedoch in der Regel bei den Börsianern sehr hoch ist, wird die Annahmequote voraussichtlich dicht an der 90 %-Marke liegen. Realisiert sich das erste Szenario, müssen wir über die Details des Tausches reden. Denn es gibt nicht eine Anleihe, sondern die Griechen und Troika haben gleich ein ganzes Portfolio verschiedener Anleihen zusammengestellt, die insgesamt den nominalen Gegenwert von 46,5 % darstellen (sollen). 1) Das ist zum einen die neue 30-jährige griechische Staatsanleihe (nach englischem Recht), die einem Nennwert von 315 Euro (je getauschter 1.000 Euro Nennwert) entspricht. Die Anleihe trägt einen Stufenzins, der jedoch mit mageren 2 % p. a. startet und sich erst nach 10 Jahren auf 4,3 % p. a. hocharbeitet. 2) Angehangen daran ist eine BIP-Anleihe, die jedoch bei einem Coupon von maximal 1 % p. a. ab 2015 gedeckelt ist. 3) Des Weiteren wird eine 1- und eine 2-jährige EFSF-Anleihe emittiert, die zusammen 150 Euro Nennwert entsprechen. 4) Last but not least werden die bis zum 24. Februar aufgelaufenen Stückzinsen über einen 6-monatigen Zero-Bond der EFSF abgegolten. Wir raten Ihnen, die Entscheidung mit maximaler Gelassenheit zu treffen. Die offizielle Frist endet am 08. März, wobei Ihre Bank natürlich auch einen gewissen, individuellen Vorlauf benötigt. Bitte beachten Sie dazu die Unterlagen, die Sie von Ihrer Bank bekommen haben. Geht der Tausch insgesamt baden, müssen wir über ganz andere Dimensionen als Griechenland reden, da dann die ganze Eurozone ins Wanken gerät. Ein Fall, den wir für unwahrscheinlich halten. Ist die Annahmequote dagegen überwältigend hoch, werden wir automatisch in den Deal gezwungen. Bleibt in der logischen Konsequenz, dass man als Privatanleger den Tausch ablehnt, auf den Eintritt des Szenarios B spekuliert und dann hofft, dass die Griechen die restlichen Rumpfanleihen schlicht und einfach tilgen.
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